Über die dringende Notwendigkeit, für die Opfer der Sekte einen Ort des Gedenkens zu errichten Im Jahr 2005 wurde der Laienprediger Paul Schäfer verhaftet. Er hatte in den 1960er-Jahren im Süden Chiles eine Siedlung gegründet, die nach außen zwar vorbildhaft wirkte, in Wirklichkeit aber geprägt war von Sklavenarbeit, Misshandlungen und sexuellem Missbrauch Minderjähriger. 2014 begann ein interdisziplinäres Team aus Deutschland und Chile mit den sich teilweise feindlich gegenüberstehenden Opfern der Colonia Dignidad zu arbeiten. Das Ergebnis der Gespräche war der Wunsch nach einer Gedenk- und Bildungsstätte am historischen Ort. Doch dort steht die »Villa Baviera«, ein »bayerisches« Dorf, dessen Bewohner:innen sich teilweise nicht mit der Vergangenheit auseinandersetzen wollen. Umso wichtiger ist es, Ausgangsbedingungen, Entwicklungen, theoretische Überlegungen und praktische Methoden für die geplante Gedenkstätte zu schildern. Denn ein Konzept für die Ausarbeitung gibt es längst. Aus dem Inhalt: Jan Stehle: Das deutsch-chilenische Verbrechen Colonia Dignidad. Zur Vorgeschichte der Dialogseminare und dem Stand der Aufarbeitung.Jens-Christian Wagner: Gedenkstättenpläne zur Geschichte der Colonia Dignidad im Spannungsfeld von historisch-politischer Bildungsarbeit und Erwartungen der Opfer.Elke Gryglewski: Über den komplexen Weg zu einer fragilen Verständigung.Evelyn Hevia Jordán: »Wir können nicht mehr lange warten« - Über die Folgen des langwierigen Prozesses für die Betroffenen.