Es ist schwieriger, über John Coltrane zu schreiben als über
jeden anderen Musiker des 20. Jahrhunderts. Im Vergleich mit
vielen anderen Jazzmusikern verlief sein Leben ohne große
Ereignisse. Zwar war er eine Weile heroinsüchtig, und Miles
Davis schlug ihn einmal nieder, aber nachdem er erst einmal
"spirituell erwacht" war, wie er es im Hüllentext seines Albums
A Love Supreme ausdrückt, widmete er sich mit extremer Zielstrebigkeit nur noch seiner Musik.
Was war die Essenz dieser Musik, die Coltrane auch vierzig
Jahre nach seinem Tod noch so einzigartig erscheinen lässt?
Was hatten seine Improvisationen, seine Kompositionen, seine
Stellung gegenüber seinen Jazz-Zeitgenossen so Besonderes,
dass sich so viele Musiker und Zuhörer zu ihm hingezogen
fühlen? Und: Wie würde John Coltrane heute aussehen?
Solche Fragen stellt der renommierte Jazzkritiker Ben Ratliff in
seinem Buch über Coltrane, das sich dem Thema in zwei
Teilen nähert. Im ersten Teil schildert Ratliff Coltranes
Entwicklung von den ersten Plattenaufnahmen als unbekannter
Musiker in einer Navy-Band bis hin zu seinen letzten Sessions,
als er vielen fast schon als Heiliger galt. Ratliff richtet den
Fokus vor allem auf die letzten zehn Jahre von Coltranes
Leben, in denen er auf seiner fast religiösen Suche nach tieferer
Ausdruckskraft eine auffällige Serie von seelischen
Zusammenbrüchen hatte.
Im zweiten Teil seines Buchs verfolgt Ratliff einen anderen
Faden: den Einfluss, den Coltrane auf andere Musiker hatte,
und seine kreative Hinterlassenschaft. Diese Story beginnt in
den Mittfünfzigern und untersucht die Reaktionen der Musiker
und Kritiker im Hinblick auf die Frage: Warum nimmt
Coltrane einen solch großen und unverrückbaren Stellenwert
für die Basisidentität des Jazz ein? Ratliff stellt Coltrane in eine
Reihe mit den größten amerikanischen Künstlern nicht nur im
Jazz und schürft nach den Kraft-quellen seiner Musik - nicht
nur hinsichtlich der Spieltechnik, der Kompositionskunst und
der musikalischen Konzepte, sondern auch in den tieferen
Frequenzen von Coltranes Sound.
jeden anderen Musiker des 20. Jahrhunderts. Im Vergleich mit
vielen anderen Jazzmusikern verlief sein Leben ohne große
Ereignisse. Zwar war er eine Weile heroinsüchtig, und Miles
Davis schlug ihn einmal nieder, aber nachdem er erst einmal
"spirituell erwacht" war, wie er es im Hüllentext seines Albums
A Love Supreme ausdrückt, widmete er sich mit extremer Zielstrebigkeit nur noch seiner Musik.
Was war die Essenz dieser Musik, die Coltrane auch vierzig
Jahre nach seinem Tod noch so einzigartig erscheinen lässt?
Was hatten seine Improvisationen, seine Kompositionen, seine
Stellung gegenüber seinen Jazz-Zeitgenossen so Besonderes,
dass sich so viele Musiker und Zuhörer zu ihm hingezogen
fühlen? Und: Wie würde John Coltrane heute aussehen?
Solche Fragen stellt der renommierte Jazzkritiker Ben Ratliff in
seinem Buch über Coltrane, das sich dem Thema in zwei
Teilen nähert. Im ersten Teil schildert Ratliff Coltranes
Entwicklung von den ersten Plattenaufnahmen als unbekannter
Musiker in einer Navy-Band bis hin zu seinen letzten Sessions,
als er vielen fast schon als Heiliger galt. Ratliff richtet den
Fokus vor allem auf die letzten zehn Jahre von Coltranes
Leben, in denen er auf seiner fast religiösen Suche nach tieferer
Ausdruckskraft eine auffällige Serie von seelischen
Zusammenbrüchen hatte.
Im zweiten Teil seines Buchs verfolgt Ratliff einen anderen
Faden: den Einfluss, den Coltrane auf andere Musiker hatte,
und seine kreative Hinterlassenschaft. Diese Story beginnt in
den Mittfünfzigern und untersucht die Reaktionen der Musiker
und Kritiker im Hinblick auf die Frage: Warum nimmt
Coltrane einen solch großen und unverrückbaren Stellenwert
für die Basisidentität des Jazz ein? Ratliff stellt Coltrane in eine
Reihe mit den größten amerikanischen Künstlern nicht nur im
Jazz und schürft nach den Kraft-quellen seiner Musik - nicht
nur hinsichtlich der Spieltechnik, der Kompositionskunst und
der musikalischen Konzepte, sondern auch in den tieferen
Frequenzen von Coltranes Sound.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Diedrich Diederichsen bespricht diese Biografie John Coltranes sehr prominent und sehr ausführlich, natürlich geht es in dem Text nicht nur um das Buch des New-York-Times-Kritikers Ben Ratcliff selbst, sondern um die Ästhetik und Grammatik des Jazz allgemein, um das Charisma als "Auslaufmodell von Kultur 1.0" und die Möglichkeiten des Sounds. Zum Buch erfahren wir so viel: Leider verfalle auch Ratcliff der Biografiker-Manie, so viele Daten und Fakten zusammenzuklauben, wie es nur eingefleischte Jazz-Fans interessieren kann. Aber, gesteht ihm Diederichsen zu, der Autor hat erstens eine These und zweitens soviel Geist, dass er, bevor es einschläfernd wird, doch lieber dem spannenden Zeitzeugen folgt. Ratcliffs These bezieht sich auf den Coltranes Sound, der die solistische Individualität mit den "kollektiven Schichten" des Jazz versöhnen wollte. Interessant erscheint ihm auch, was Ratcliff zu der "Monotonie der Erhabenheit" seiner Klangkathedralen einwirft und was Diederichsen selbst von einer "Koproduktion zwischen protestantisch-transzendentalistischer Überspanntheit und afroamerikanischem Widerstands-Wagnerianismus" sprechen lässt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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