Der junge Nicolas de Floch bekommt auf Empfehlung seines Patenonkels eine Ausbildung bei der Pariser Polizei – bereits nach ca. eineinhalb Jahren, im Februar 1761 wird er von Polizeipräsident de Sartine mit der Aufklärung zweier brisanter Fälle beauftragt: Sein Ausbilder, Commissaire Lardin, ist
verschwunden, ebenso wie Briefe des Königs, die in den falschen Händen fatal sein könnten.
Der Roman…mehrDer junge Nicolas de Floch bekommt auf Empfehlung seines Patenonkels eine Ausbildung bei der Pariser Polizei – bereits nach ca. eineinhalb Jahren, im Februar 1761 wird er von Polizeipräsident de Sartine mit der Aufklärung zweier brisanter Fälle beauftragt: Sein Ausbilder, Commissaire Lardin, ist verschwunden, ebenso wie Briefe des Königs, die in den falschen Händen fatal sein könnten.
Der Roman ist der Start in eine Reihe, sein Setting, das französische 18. Jahrhundert, zur Regierungszeit Louis XV. ist interessant, und es ist dem Autor sehr gut gelungen, die Atmosphäre der damaligen Zeit wiederzubeleben, zumal er auch viel gesellschaftlich/politischen Hintergrund und eine ganze Reihe historischer Persönlichkeiten einbezieht, einige davon als handelnde Personen, wie z. B. den schon erwähnten Polizeipräsidenten oder sogar den Pariser Henker Charles-Henri Sanson, über andere wird, zum Teil ausführlich, gesprochen. Wer sich ein bisschen mehr über die historischen Hintergründe informieren möchte, kann zum – kostenlosen – Ebook „Die Welt des Commissaire Le Floch“ greifen.
Nicolas bleibt, auch wenn man viel über ihn und seine Gedanken und Emotionen erfährt, nicht ganz greifbar für mich, was schade ist, was aber auch ein bisschen neugierig auf die weiteren Bände macht, in denen man ihn vielleicht (noch) besser kennenlernt. Er ist mir aber schnell sympathisch, vor allem, weil er so schnell nicht aufgibt, und weil er ein offenes Herz für alle Menschen hat. Ihm zur Seite steht Pierre Bourdeau, dessen Vorgesetzter er ist, dessen Meinungen und Ratschläge er aber auch anerkennt, hat Bourdeau doch mehr Erfahrung – es entwickelt sich ein vertrauensvolles und fast freundschaftliches Verhältnis. Insgesamt hat der Autor einige interessante Charaktere geschaffen bzw. einbezogen.
Der Fall ist sehr komplex, und es gibt viele Wendungen, manches scheint zunächst ziemlich klar, ist es aber dann doch nicht. Nicolas ist oft skeptisch, und hat damit oft Recht, allerdings muss auch er manchmal umdenken. Als Leser mitzuraten ist nicht einfach, ich habe es irgendwann sein, und mich von der Geschichte führen lassen. Am Ende gibt es eine logische Erklärung, und Nicolas erhält sogar eine Audienz bei Louis XV., die die Weichen für seine weitere Zukunft stellt.
Ich brauchte ein bisschen, um in den Roman eintauchen zu können. Der Autor schreibt manchmal sehr ausschweifend, das ist oft zwar interessant, weil seine umfangreiche Recherche hier Ausdruck findet, aber manchmal habe ich dadurch auch ein bisschen den Faden (und die Spannung) verloren. Insgesamt ist der Roman nicht immer einfach zu lesen und erfordert Konzentration. Erzählt wird aber auch sehr bildhaft, was vor allem bei den sehr deutlichen Beschreibungen der Leichen, manchmal etwas abstoßend sein kann, es trägt aber auch sehr zur Atmosphäre bei. Erzählweise und Sprache sind passend zur Zeit gewählt, wer nicht jedes Wort kennt, findet am Ende ein Glossar, ebenso wie eine Vorstellung der historischen Persönlichkeiten, handelnde und erwähnte. Das hat mir sehr gut gefallen. Abgerundet werden diese Boni noch mit einer Karte des Paris jener Zeit und einem Personenregister. Den Titel allerdings finde ich nicht ganz passend.
Unterm Strich finde den Roman gut, man muss sich auf ihn einlassen, man lernt einiges über die Zeit und über manche historische Persönlichkeit, es hapert allerdings etwas an Spannung. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die gut recherchierte historische Kriminalromane mögen und sich auf einen Roman einlassen können, der womöglich nicht sofort packt, und nicht immer leicht zu lesen ist.