2020 Premiato con il German Cookbook Award Gold & GOURMAND AWARD 2020 GERMANY nella categoria »Man Chef Book« (A03) Norbert Niederkofler ha dedicato la sua vita e il suo lavoro alla cultura e alla cucina altoatesina. Traduce la bellezza e il carattere vivido delle montagne nei suoi piatti a St. Hubertus, l'unico ristorante a 3 stelle Michelin con cucina completamente regionale. La filosofia di Niederkofler, chiamata semplicemente «Cook the Mountain», è quella di scegliere solo ingredienti locali e stagionali. Questo approccio include anche la stretta collaborazione con i produttori, la valutazione dei prodotti agricoli e la riduzione al minimo dei sprechi. In questo modo riesce a reinterpretare la tradizione in modo contemporaneo. Una filosofia che ispira, un comportamento da applicare anche al di fuori della cucina con l'obiettivo di ripensare il mondo e, a livello globale, può essere spostato dalle montagne verso ogni patria nativa (The nature around you). Nel primo volume di questo set di 2 libri, fotografie brillanti rivelano sia paesaggi incontaminati che i cambiamenti agricoli e architettonici che gli umani hanno apportato negli ultimi millenni. I ritratti stupendi di gente del posto catturano le persone e i produttori con cui lavora Niederkofler. La fotografia mozzafiato di cibo trasmette gli straordinari ingredienti e creazioni che sviluppa Niederkofler. Il secondo volume comprende 80 ricette di Niederkofler, suddivise nelle quattro stagioni per riflettere la sua filosofia di sostenibilità. Nel loro insieme «Cook the Mountain» mette in mostra il terroir e la cucina unica dell'Alto Adige attraverso gli occhi di Niederkofler, che ha abbracciato la sua madrepatria e la ha dato una nuova identità culinaria.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.02.2021Alles vom Berg
Norbert Niederkofler kocht absolut lokal
1,7 Kilogramm beim ersten, 1,9 beim zweiten und nun, beim dritten Michelin-Stern, gar 2,9 Kilogramm! "Höher, breiter, dicker!", scheint das Motto von Norbert Niederkoflers Aufstieg in den Koch-Olymp, jedenfalls, was die Leistungsnachweise in Buchform betrifft. Dabei ist der jüngst veranstaltete Pomp rund um die Linie, die Niederkofler in den vergangenen Jahren mit dem Konzept "Cook The Mountain" verfolgt hat, denkbar unangemessen. 1991 war er von Eckart Witzigmanns Münchner "Aubergine" in die Südtiroler Heimat zurückgekehrt und hatte ab 1994 seinen Ehrgeiz darangesetzt, das Bergdorf St. Kassian auf die Gourmet-Landkarte zu setzen. Im Jahr 2000 war es so weit, 2007 erkochte er dann seinen zweiten Michelin-Stern: mit einer Haute Cuisine, deren Repertoire nicht bloß die kulinarische Tradition der nördlichsten Provinz, sondern ganz Italiens widerspiegelte und die etwa auch Hummer, Steinbutt, Trüffel, Foie gras umfasste, damit ein Konsumverhalten bedienend, das - dem Phänomen der international standardisierten Hotelküche nicht unähnlich - von einer Spitzenküche den Einsatz solcher "Edelprodukte" einfach verlangte.
Seit 2013 beschränkt er sich jedoch strikt auf das, was die lokale Flora und Fauna hergibt: Kräuter, Früchte, Beeren, Nüsse, Zapfen, Kerne, Blumen, Pilze, Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchte, Nutz- und Wildtiere. Weil in 1500 Meter Seehöhe weder Oliven noch Zitronen oder Limetten gedeihen, wird hauptsächlich mit Traubenkernöl gearbeitet, und Säure liefern Beeren und fermentierte gelbe Pflaumen. Seine auf und an die Spitze getriebene Regionalküche - im November 2017 gab es den dritten Michelin-Stern -, der Prinzipien wie "saisonal" und "Nose to Tail", die Verarbeitung aller und nicht bloß der Edelteile von Schlachttieren also, selbstverständlich sind, ist indes alles andere als eine Verwaltung des Mangels. Da sind nicht erst die elaborierten Gar- und Zubereitungstechniken vor, sondern schon die superbe Qualität der eingesetzten Produkte. Deren Lieferanten werden denn auch im neuen Buch mit Recht ausführlich vorgestellt und ins Bild gerückt. Sie sind mit ihrer Expertise als Akteure im Verbund "Cook The Mountain" unerlässlich, der sich als "transversale Forschungswerkstatt" versteht, in der der Küche die Rolle eines "Katalysators" bei der Durchsetzung und "Verbreitung eines neuen Modells nachhaltiger (ökonomischer, sozialer und kultureller) Entwicklung" zukommt.
Die Theorie ist so einleuchtend wie die kulinarische Praxis überzeugend. Die unter Verzicht auf jeglichen Nippes arrangierten Gerichte mit ihren produktnahen Zubereitungen sind eine Augenweide. Die doppelseitigen Aufnahmen der Natur- und Kulturlandschaft der Dolomiten auf die Dauer schon weniger. Man kann ihnen zwar mit einigem guten Willen argumentative Funktion zubilligen - schließlich sichert die Nutzung regionaler Ressourcen die lokale Landwirtschaft und Biodiversität -, aber in ihrer Redundanz schlagen sie genauso auf den Magen wie die Werbeagentur-Prosa, die zwischen ranschmeißerisch flott, Esoterik-Workshop und Kalenderspruch-Weisheit schlingert.
Etwas mehr an Mitteilsamkeit hätte hingegen dem hundertsechzig Seiten starken, puristisch in Schwarzweiß gehaltenen Rezeptbuch gutgetan. Es wäre zwar widersinnig, die einzelnen Gerichte mit ihren alpinen Zutaten auf Punkt und Komma nachkochen zu wollen, aber über die eine oder andere Erläuterung zum Warum und Wieso, über den einen oder anderen Happen geteilten Arkanwissens hätte man sich schon gefreut. Was hat es etwa mit der aufwendig getrockneten und anschließend frittierten Forellenhaut auf sich? Deren Schauwert ist unbestritten, aber wie steht's um ihren "Nährwert"? Bereitet außer dem Hagebuttenpulver, mit dem sie bestäubt, und dem Dillöl, mit dem sie beträufelt wird, möglicherweise auch ihre Textur Genuss - oder ist sie nurmehr das eingelöste Versprechen ökologisch korrekten Konsums?
Und insgesamt zur Werkschau von "Cook The Mountain": Ist dieses opulente Trumm, gedruckt auf Papier, das aus Apfeltrester hergestellt wurde, nicht doch so etwas wie ein Steinbutt, den es - wenn auch "klimaneutral" - in ein Drei-Sterne-Restaurant im Hochgebirge verschlagen hat?
WALTER SCHÜBLER
Norbert Niederkofler: "Cook the
Mountain". The nature around you.
Südwest Verlag,
München 2020.
2 Bde. im Schuber, zus. 554 S., Abb., geb., 98,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Norbert Niederkofler kocht absolut lokal
1,7 Kilogramm beim ersten, 1,9 beim zweiten und nun, beim dritten Michelin-Stern, gar 2,9 Kilogramm! "Höher, breiter, dicker!", scheint das Motto von Norbert Niederkoflers Aufstieg in den Koch-Olymp, jedenfalls, was die Leistungsnachweise in Buchform betrifft. Dabei ist der jüngst veranstaltete Pomp rund um die Linie, die Niederkofler in den vergangenen Jahren mit dem Konzept "Cook The Mountain" verfolgt hat, denkbar unangemessen. 1991 war er von Eckart Witzigmanns Münchner "Aubergine" in die Südtiroler Heimat zurückgekehrt und hatte ab 1994 seinen Ehrgeiz darangesetzt, das Bergdorf St. Kassian auf die Gourmet-Landkarte zu setzen. Im Jahr 2000 war es so weit, 2007 erkochte er dann seinen zweiten Michelin-Stern: mit einer Haute Cuisine, deren Repertoire nicht bloß die kulinarische Tradition der nördlichsten Provinz, sondern ganz Italiens widerspiegelte und die etwa auch Hummer, Steinbutt, Trüffel, Foie gras umfasste, damit ein Konsumverhalten bedienend, das - dem Phänomen der international standardisierten Hotelküche nicht unähnlich - von einer Spitzenküche den Einsatz solcher "Edelprodukte" einfach verlangte.
Seit 2013 beschränkt er sich jedoch strikt auf das, was die lokale Flora und Fauna hergibt: Kräuter, Früchte, Beeren, Nüsse, Zapfen, Kerne, Blumen, Pilze, Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchte, Nutz- und Wildtiere. Weil in 1500 Meter Seehöhe weder Oliven noch Zitronen oder Limetten gedeihen, wird hauptsächlich mit Traubenkernöl gearbeitet, und Säure liefern Beeren und fermentierte gelbe Pflaumen. Seine auf und an die Spitze getriebene Regionalküche - im November 2017 gab es den dritten Michelin-Stern -, der Prinzipien wie "saisonal" und "Nose to Tail", die Verarbeitung aller und nicht bloß der Edelteile von Schlachttieren also, selbstverständlich sind, ist indes alles andere als eine Verwaltung des Mangels. Da sind nicht erst die elaborierten Gar- und Zubereitungstechniken vor, sondern schon die superbe Qualität der eingesetzten Produkte. Deren Lieferanten werden denn auch im neuen Buch mit Recht ausführlich vorgestellt und ins Bild gerückt. Sie sind mit ihrer Expertise als Akteure im Verbund "Cook The Mountain" unerlässlich, der sich als "transversale Forschungswerkstatt" versteht, in der der Küche die Rolle eines "Katalysators" bei der Durchsetzung und "Verbreitung eines neuen Modells nachhaltiger (ökonomischer, sozialer und kultureller) Entwicklung" zukommt.
Die Theorie ist so einleuchtend wie die kulinarische Praxis überzeugend. Die unter Verzicht auf jeglichen Nippes arrangierten Gerichte mit ihren produktnahen Zubereitungen sind eine Augenweide. Die doppelseitigen Aufnahmen der Natur- und Kulturlandschaft der Dolomiten auf die Dauer schon weniger. Man kann ihnen zwar mit einigem guten Willen argumentative Funktion zubilligen - schließlich sichert die Nutzung regionaler Ressourcen die lokale Landwirtschaft und Biodiversität -, aber in ihrer Redundanz schlagen sie genauso auf den Magen wie die Werbeagentur-Prosa, die zwischen ranschmeißerisch flott, Esoterik-Workshop und Kalenderspruch-Weisheit schlingert.
Etwas mehr an Mitteilsamkeit hätte hingegen dem hundertsechzig Seiten starken, puristisch in Schwarzweiß gehaltenen Rezeptbuch gutgetan. Es wäre zwar widersinnig, die einzelnen Gerichte mit ihren alpinen Zutaten auf Punkt und Komma nachkochen zu wollen, aber über die eine oder andere Erläuterung zum Warum und Wieso, über den einen oder anderen Happen geteilten Arkanwissens hätte man sich schon gefreut. Was hat es etwa mit der aufwendig getrockneten und anschließend frittierten Forellenhaut auf sich? Deren Schauwert ist unbestritten, aber wie steht's um ihren "Nährwert"? Bereitet außer dem Hagebuttenpulver, mit dem sie bestäubt, und dem Dillöl, mit dem sie beträufelt wird, möglicherweise auch ihre Textur Genuss - oder ist sie nurmehr das eingelöste Versprechen ökologisch korrekten Konsums?
Und insgesamt zur Werkschau von "Cook The Mountain": Ist dieses opulente Trumm, gedruckt auf Papier, das aus Apfeltrester hergestellt wurde, nicht doch so etwas wie ein Steinbutt, den es - wenn auch "klimaneutral" - in ein Drei-Sterne-Restaurant im Hochgebirge verschlagen hat?
WALTER SCHÜBLER
Norbert Niederkofler: "Cook the
Mountain". The nature around you.
Südwest Verlag,
München 2020.
2 Bde. im Schuber, zus. 554 S., Abb., geb., 98,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main