"Do good" statt "Feel good"!
Alle reden davon, dass wir die Erderwärmung bekämpfen müssen. Doch mit der grassieren Klima-Hysterie schaden wir uns nur selbst, warnt Bj rn Lomborg. AnstattMilliarden in den Klimaschutz zu pumpen, sollten wir uns genau überlegen, welche Probleme sich zum Wohl der Menschheit tatsächlich lösen lassen.
Björn Lomborg, ehemaliges Greenpeace-Mitglied, leugnet weder den Klimawandel noch die Tatsache, dass wir ihn selbst verursacht haben. Doch selbst mit einer schnellen und drastischen Reduzierung des CO2-Ausstoßes würden wir die Folgen der Erderwärmung nur um einige Jahre hinauszögern können. Vielen Menschen, vor allem in den Entwicklungsländern, wäre damit jedoch nur wenig geholfen. Lomborg plädiert dafür, das Geld, das zurzeit in den Klimaschutz wandert, effektiver zu investieren etwa in die Bekämpfung von Epidemien oder in den Hochwasserschutz. Vor allem sollten wir uns darauf besinnen, dass unser oberstes Ziel nicht die Verringerung von Treibhausgasen ist,
sondern die Verbesserung der Lebensbedingungen möglichst vieler Menschen."Do good" statt "Feel good"!, lautet Lomborgs Appell in seiner scharfsinnigen Streitschrift, die vielen Klima-Apokalyptikern nicht gefallen wird.
- Der eloquente und streitbare Autor zählt laut"Time Magazine"zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt
- Eine intelligente Provokation, die lieb gewonnene Gewissheiten in Frage stellt und intensive Debatten nach sich ziehen wird
Alle reden davon, dass wir die Erderwärmung bekämpfen müssen. Doch mit der grassieren Klima-Hysterie schaden wir uns nur selbst, warnt Bj rn Lomborg. AnstattMilliarden in den Klimaschutz zu pumpen, sollten wir uns genau überlegen, welche Probleme sich zum Wohl der Menschheit tatsächlich lösen lassen.
Björn Lomborg, ehemaliges Greenpeace-Mitglied, leugnet weder den Klimawandel noch die Tatsache, dass wir ihn selbst verursacht haben. Doch selbst mit einer schnellen und drastischen Reduzierung des CO2-Ausstoßes würden wir die Folgen der Erderwärmung nur um einige Jahre hinauszögern können. Vielen Menschen, vor allem in den Entwicklungsländern, wäre damit jedoch nur wenig geholfen. Lomborg plädiert dafür, das Geld, das zurzeit in den Klimaschutz wandert, effektiver zu investieren etwa in die Bekämpfung von Epidemien oder in den Hochwasserschutz. Vor allem sollten wir uns darauf besinnen, dass unser oberstes Ziel nicht die Verringerung von Treibhausgasen ist,
sondern die Verbesserung der Lebensbedingungen möglichst vieler Menschen."Do good" statt "Feel good"!, lautet Lomborgs Appell in seiner scharfsinnigen Streitschrift, die vielen Klima-Apokalyptikern nicht gefallen wird.
- Der eloquente und streitbare Autor zählt laut"Time Magazine"zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt
- Eine intelligente Provokation, die lieb gewonnene Gewissheiten in Frage stellt und intensive Debatten nach sich ziehen wird
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.02.2008Im Namen der Armen
Mit rhetorischen Tricks und Statistiken will uns Björn Lomborg einreden, dass der Klimawandel nur ein Problem unter vielen sei
Es könnte gut einer der goldenen Ratschläge in der Gladiatorenschule für Rhetoriker sein: Such Dir aus den Argumenten Deines Gegners das schwächste aus und widerlege es mit übermäßig vielen Fakten. Wenn es sein muss, benutze eine Lesart des Arguments, die seine Bedeutung verfremdet. So gerät der Gegner in die Defensive: Wenn er erklären muss, dass er das so gar nicht gesagt habe und außerdem noch viel stärkere Argumente besitze, ist er schon fast geschlagen.
Nach diesem Rezept beginnt der dänische Statistiker Björn Lomborg sein Buch „Cool it”, das in diesen Tagen auf den Markt kommt. Worum es geht, sagt der Untertitel: „Warum wir trotz des Klimawandels einen kühlen Kopf behalten sollten”. Es ist Lomborgs zweites Buch, in dem er die Welt zu überzeugen versucht, dass der Klimawandel gar nicht so schlimm sei – ein Problem unter vielen wie Hunger, Armut und Krankheit in Entwicklungsländern. Das Geld, das die Welt für Klimaschutz und speziell das Kyoto-Protokoll aufbringt, wäre woanders weitaus besser investiert.
Dafür hat er schon viel Kritik eingesteckt. Aber er hat auch Freunde unter denjenigen gefunden, die einen globalen Klimaschutz vor allem als Angriff auf ihren Lebensstil sehen. Weil Lomborg aber anders als die meisten von ihnen einräumt, dass die Menschheit verantwortlich für die Erwärmung der Erde ist, präsentiert er sich als besonnener Mahner in der Mitte der Debatte. Doch dieses Image zerbricht schnell, weil Lomborg nicht darauf verzichten mag, sein Buch mit den schmutzigen Tricks aus der Rhetorikerschule zu beginnen. Er zerpflückt genüsslich die Alarmrufe, Hitzewellen der Zukunft könnten wie im Sommer 2003 Tausenden Menschen den Tod bringen. Seitenlang zählt er Daten und Studien auf: In Europa würden durch die Erwärmung mehr Menschen vor einem Kältetod im Winter gerettet als im Sommer zusätzlich sterben, lautet sein Fazit.
Der Par-Force-Ritt durch Statistiken lässt sich ziemlich einfach widerlegen. Im April 2007, als Lomborg an den letzten Seiten seines Buchs arbeitete, legte der Weltklimarat IPCC einen Bericht vor, in dem es heißt: „Studien aus gemäßigten Regionen haben gezeigt, dass der Klimawandel auch einige Vorteile bringen könnte, zum Beispiel weniger Todesfälle durch die Einwirkung von Kälte. Insgesamt wird aber erwartet, dass diese Vorteile von den negativen Auswirkungen steigender Temperaturen auf die Gesundheit auf der ganzen Welt übertroffen werden, besonders in den Entwicklungsländern.”
Hysterische Exzesse?
Diese Sätze muss der dänische Statistiker gekannt haben, an anderer Stelle zitiert er aus dem Bericht. Lomborg, der sonst so gern mit dem Leid der armen Staaten argumentiert, entscheidet sich also hier, die besondere Situation der Industriestaaten als repräsentativ für die Welt darzustellen. Die freundlichste Interpretation dieses Verhaltens ist es, einen rhetorischen Trick zu vermuten: Er verfremdet das Argument seiner Kontrahenten.
Sicherlich hat Lomborg in einem Punkt recht: In der Klimadebatte haben viele Vertreter von Schutzmaßnahmen und Abkommen wie dem Kyoto-Protokoll die wissenschaftliche Basis für ihre Mahnungen überstrapaziert. Sie haben Katastrophen vorhergesagt, für die es keine Daten gibt, oder haben die vorhandenen Daten selektiv gelesen. Lomborg macht sich in seinem Buch ähnliche Tricks zunutze. Er wählt aus dem Spektrum der Argumente diejenigen aus, die zu seiner Linie passen, und handelt an Gegenargumenten nur solche ab, die er leicht zurückweisen kann.
Doch wer Exzesse in der Argumentation eines Gegners rügt, zerstört damit noch lange nicht den Kern der Argumente. In diesem Sinne muss sich diese Rezension auch mit dem Kern von Lomborgs Aussagen befassen. Sie lassen sich in drei Sätzen zusammenfassen. Erstens: Die reichen Staaten des Nordens konzentrieren sich auf den zukünftigen Kampf gegen den Klimawandel und vernachlässigen darüber die aktuell drängenden Probleme der Armen. Zweitens, das Kyoto-Protokoll hilft kaum bei der Vermeidung von Klimaproblemen, seine Umsetzung kostet aber pro Jahr 180 Milliarden Dollar, ein halbes Prozent des globalen Inlandsprodukts. Drittens: Nähme man einen Teil dieses Geldes, um Probleme der Entwicklungsländer zu bekämpfen, könnten die Menschen dort in einigen Jahrzehnten so wohlhabend sein, dass sie die Ausgaben zur Anpassung an den Klimawandel mühelos aufbringen.
Auch hier hat sich einiges getan, seit Lomborg sein Manuskript an den Verlag geschickt hat. Am wichtigsten ist das Mandat für ein neues Klimaabkommen, dass die Staaten der Welt im Dezember 2007 auf Bali verabschiedet haben. Es sieht explizit vor, den Klimaschutz mit der nachhaltigen Entwicklung armer Staaten zu verknüpfen. Die Entwicklungsländer müssen also die Perspektive bekommen, ihre zurzeit drängenden Probleme zu lösen, bevor sie sich dem Klimaschutz verpflichten. Man kann darüber streiten, wie ernst diese politische Willenserklärung gemeint ist. Aber es stimmt einfach nicht mehr, wie Lomborg behauptet, dass Armut zugunsten des Klimaschutzes ignoriert würde.
Zweiter Punkt: Im Mai 2007 hat der IPCC einen Bericht über die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels vorgelegt – offenbar zu spät für Lomborgs Buch, der Bericht fehlt in seinem Literaturverzeichnis. Der Weltklimarat nennt hier eine drastisch reduzierte Schätzung, was das Kyoto-Protokoll kostet. Nicht ein halbes Prozent des globalen Inlandsprodukts, wie Lomborg es in seinem Buch zugrundelegt, sondern ein Zwanzigstel bis ein Zehntel Prozent des Inlandsprodukts der Vertragsstaaten, zu denen die USA nicht gehören. Die Kosten liegen also viel niedriger, als der Däne angibt. Und was die Wirkung betrifft: Nahezu alle Beteiligten haben immer wieder gesagt, Kyoto könne nur ein Einstieg sein.
Wohlstand zuerst!
Drittens: Dass ein weitgehender Verzicht auf Klimaschutz die Menschen der Dritten Welt wohlhabend machen könnte, hat Lomborg Entwicklungsszenarien entnommen, die vom Weltklimarat stammen. Sie setzen voraus, dass die Welt zusammen wächst und Unterschiede im Einkommen ausgleicht, dass die Bevölkerung nur noch bis 2050 zunimmt und sich neue Technik global verbreitet. Lomborg bezeichnet das als „Standardszenario”, aber so muss es nicht kommen. Er selbst betrachtet einen freien Welthandel als Voraussetzung für den Wohlstand. Die heutigen Entwicklungsländer liefern den reichen Staaten zunächst Agrarprodukte und machen so wirtschaftliche Fortschritte. Später räumt er ein, dass der Klimawandel in den armen Staaten die Landwirtschaft treffen und so deren Abhängigkeit von Lebensmittellieferungen aus dem Norden verstärken könnte. Aber die Menschen hätten dann ja genug Geld, um die Lieferung zu bezahlen, schließt er fröhlich. Und woher?
Ärgerlich schließlich ist eine Reihe kleiner Fehler. Sie fallen nur auf, wenn man Lomborgs Text mit den angegebenen Quellen vergleicht. So zitiert er den IPCC mit der Einschätzung, die Welt werde sich bis 2100 um 2,6 Grad Celsius erwärmen. Tatsächlich nennt der Weltklimarat sechs Szenarien, in denen sich die Welt um 1,8 bis 4,0 Grad aufheizt, hebt aber keines hervor. Und das eine Szenario, auf das sich der Däne offenbar bezieht, ergibt als besten Schätzwert eine Zunahme um 2,8 Grad für das Jahrzehnt 2090 bis 2099.
Auf ähnliche Weise stellt Lomborg die Diskussion über den zu erwartenden Meeresspiegelanstieg und das Eis in Grönland verkürzt dar und wählt aus einem Report der meteorologischen Weltorganisation über tropische Wirbelstürme im Klimawandel nur die Aussagen aus, die ihm ins Bild passen. Am Ende kann man ihm daher nur einen Vorwurf zurückgeben, den er Vertretern eines globalen Klimaschutzes macht: Er betreibt „stures, absichtliches Vorbeidenken an der entscheidenden Frage”.
CHRISTOPHER SCHRADER
BJÖRN LOMBORG: Cool it. Warum wir trotz Klimawandels einen kühlen Kopf bewahren sollten. DVA, München 2008 271 Seiten, 16,95 Euro.
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Mit rhetorischen Tricks und Statistiken will uns Björn Lomborg einreden, dass der Klimawandel nur ein Problem unter vielen sei
Es könnte gut einer der goldenen Ratschläge in der Gladiatorenschule für Rhetoriker sein: Such Dir aus den Argumenten Deines Gegners das schwächste aus und widerlege es mit übermäßig vielen Fakten. Wenn es sein muss, benutze eine Lesart des Arguments, die seine Bedeutung verfremdet. So gerät der Gegner in die Defensive: Wenn er erklären muss, dass er das so gar nicht gesagt habe und außerdem noch viel stärkere Argumente besitze, ist er schon fast geschlagen.
Nach diesem Rezept beginnt der dänische Statistiker Björn Lomborg sein Buch „Cool it”, das in diesen Tagen auf den Markt kommt. Worum es geht, sagt der Untertitel: „Warum wir trotz des Klimawandels einen kühlen Kopf behalten sollten”. Es ist Lomborgs zweites Buch, in dem er die Welt zu überzeugen versucht, dass der Klimawandel gar nicht so schlimm sei – ein Problem unter vielen wie Hunger, Armut und Krankheit in Entwicklungsländern. Das Geld, das die Welt für Klimaschutz und speziell das Kyoto-Protokoll aufbringt, wäre woanders weitaus besser investiert.
Dafür hat er schon viel Kritik eingesteckt. Aber er hat auch Freunde unter denjenigen gefunden, die einen globalen Klimaschutz vor allem als Angriff auf ihren Lebensstil sehen. Weil Lomborg aber anders als die meisten von ihnen einräumt, dass die Menschheit verantwortlich für die Erwärmung der Erde ist, präsentiert er sich als besonnener Mahner in der Mitte der Debatte. Doch dieses Image zerbricht schnell, weil Lomborg nicht darauf verzichten mag, sein Buch mit den schmutzigen Tricks aus der Rhetorikerschule zu beginnen. Er zerpflückt genüsslich die Alarmrufe, Hitzewellen der Zukunft könnten wie im Sommer 2003 Tausenden Menschen den Tod bringen. Seitenlang zählt er Daten und Studien auf: In Europa würden durch die Erwärmung mehr Menschen vor einem Kältetod im Winter gerettet als im Sommer zusätzlich sterben, lautet sein Fazit.
Der Par-Force-Ritt durch Statistiken lässt sich ziemlich einfach widerlegen. Im April 2007, als Lomborg an den letzten Seiten seines Buchs arbeitete, legte der Weltklimarat IPCC einen Bericht vor, in dem es heißt: „Studien aus gemäßigten Regionen haben gezeigt, dass der Klimawandel auch einige Vorteile bringen könnte, zum Beispiel weniger Todesfälle durch die Einwirkung von Kälte. Insgesamt wird aber erwartet, dass diese Vorteile von den negativen Auswirkungen steigender Temperaturen auf die Gesundheit auf der ganzen Welt übertroffen werden, besonders in den Entwicklungsländern.”
Hysterische Exzesse?
Diese Sätze muss der dänische Statistiker gekannt haben, an anderer Stelle zitiert er aus dem Bericht. Lomborg, der sonst so gern mit dem Leid der armen Staaten argumentiert, entscheidet sich also hier, die besondere Situation der Industriestaaten als repräsentativ für die Welt darzustellen. Die freundlichste Interpretation dieses Verhaltens ist es, einen rhetorischen Trick zu vermuten: Er verfremdet das Argument seiner Kontrahenten.
Sicherlich hat Lomborg in einem Punkt recht: In der Klimadebatte haben viele Vertreter von Schutzmaßnahmen und Abkommen wie dem Kyoto-Protokoll die wissenschaftliche Basis für ihre Mahnungen überstrapaziert. Sie haben Katastrophen vorhergesagt, für die es keine Daten gibt, oder haben die vorhandenen Daten selektiv gelesen. Lomborg macht sich in seinem Buch ähnliche Tricks zunutze. Er wählt aus dem Spektrum der Argumente diejenigen aus, die zu seiner Linie passen, und handelt an Gegenargumenten nur solche ab, die er leicht zurückweisen kann.
Doch wer Exzesse in der Argumentation eines Gegners rügt, zerstört damit noch lange nicht den Kern der Argumente. In diesem Sinne muss sich diese Rezension auch mit dem Kern von Lomborgs Aussagen befassen. Sie lassen sich in drei Sätzen zusammenfassen. Erstens: Die reichen Staaten des Nordens konzentrieren sich auf den zukünftigen Kampf gegen den Klimawandel und vernachlässigen darüber die aktuell drängenden Probleme der Armen. Zweitens, das Kyoto-Protokoll hilft kaum bei der Vermeidung von Klimaproblemen, seine Umsetzung kostet aber pro Jahr 180 Milliarden Dollar, ein halbes Prozent des globalen Inlandsprodukts. Drittens: Nähme man einen Teil dieses Geldes, um Probleme der Entwicklungsländer zu bekämpfen, könnten die Menschen dort in einigen Jahrzehnten so wohlhabend sein, dass sie die Ausgaben zur Anpassung an den Klimawandel mühelos aufbringen.
Auch hier hat sich einiges getan, seit Lomborg sein Manuskript an den Verlag geschickt hat. Am wichtigsten ist das Mandat für ein neues Klimaabkommen, dass die Staaten der Welt im Dezember 2007 auf Bali verabschiedet haben. Es sieht explizit vor, den Klimaschutz mit der nachhaltigen Entwicklung armer Staaten zu verknüpfen. Die Entwicklungsländer müssen also die Perspektive bekommen, ihre zurzeit drängenden Probleme zu lösen, bevor sie sich dem Klimaschutz verpflichten. Man kann darüber streiten, wie ernst diese politische Willenserklärung gemeint ist. Aber es stimmt einfach nicht mehr, wie Lomborg behauptet, dass Armut zugunsten des Klimaschutzes ignoriert würde.
Zweiter Punkt: Im Mai 2007 hat der IPCC einen Bericht über die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels vorgelegt – offenbar zu spät für Lomborgs Buch, der Bericht fehlt in seinem Literaturverzeichnis. Der Weltklimarat nennt hier eine drastisch reduzierte Schätzung, was das Kyoto-Protokoll kostet. Nicht ein halbes Prozent des globalen Inlandsprodukts, wie Lomborg es in seinem Buch zugrundelegt, sondern ein Zwanzigstel bis ein Zehntel Prozent des Inlandsprodukts der Vertragsstaaten, zu denen die USA nicht gehören. Die Kosten liegen also viel niedriger, als der Däne angibt. Und was die Wirkung betrifft: Nahezu alle Beteiligten haben immer wieder gesagt, Kyoto könne nur ein Einstieg sein.
Wohlstand zuerst!
Drittens: Dass ein weitgehender Verzicht auf Klimaschutz die Menschen der Dritten Welt wohlhabend machen könnte, hat Lomborg Entwicklungsszenarien entnommen, die vom Weltklimarat stammen. Sie setzen voraus, dass die Welt zusammen wächst und Unterschiede im Einkommen ausgleicht, dass die Bevölkerung nur noch bis 2050 zunimmt und sich neue Technik global verbreitet. Lomborg bezeichnet das als „Standardszenario”, aber so muss es nicht kommen. Er selbst betrachtet einen freien Welthandel als Voraussetzung für den Wohlstand. Die heutigen Entwicklungsländer liefern den reichen Staaten zunächst Agrarprodukte und machen so wirtschaftliche Fortschritte. Später räumt er ein, dass der Klimawandel in den armen Staaten die Landwirtschaft treffen und so deren Abhängigkeit von Lebensmittellieferungen aus dem Norden verstärken könnte. Aber die Menschen hätten dann ja genug Geld, um die Lieferung zu bezahlen, schließt er fröhlich. Und woher?
Ärgerlich schließlich ist eine Reihe kleiner Fehler. Sie fallen nur auf, wenn man Lomborgs Text mit den angegebenen Quellen vergleicht. So zitiert er den IPCC mit der Einschätzung, die Welt werde sich bis 2100 um 2,6 Grad Celsius erwärmen. Tatsächlich nennt der Weltklimarat sechs Szenarien, in denen sich die Welt um 1,8 bis 4,0 Grad aufheizt, hebt aber keines hervor. Und das eine Szenario, auf das sich der Däne offenbar bezieht, ergibt als besten Schätzwert eine Zunahme um 2,8 Grad für das Jahrzehnt 2090 bis 2099.
Auf ähnliche Weise stellt Lomborg die Diskussion über den zu erwartenden Meeresspiegelanstieg und das Eis in Grönland verkürzt dar und wählt aus einem Report der meteorologischen Weltorganisation über tropische Wirbelstürme im Klimawandel nur die Aussagen aus, die ihm ins Bild passen. Am Ende kann man ihm daher nur einen Vorwurf zurückgeben, den er Vertretern eines globalen Klimaschutzes macht: Er betreibt „stures, absichtliches Vorbeidenken an der entscheidenden Frage”.
CHRISTOPHER SCHRADER
BJÖRN LOMBORG: Cool it. Warum wir trotz Klimawandels einen kühlen Kopf bewahren sollten. DVA, München 2008 271 Seiten, 16,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
"Ein Buch voller nützlicher Fakten und gesundem Menschenverstand. Eine kluge und anregende Analyse, die das Zeug dazu hat, Gräben zu überwinden." Wall Street Journal
"Endlich ein Buch, das die Klimahysterie richtig beleuchtet. Lomborg öffnet uns damit die Augen, er untersucht akribisch genau die Auswirkungen des Klimawandels und bietet Lösungswege an. Ein außergewöhnliches Buch - genau zur richtigen Zeit und überaus nützlich." John Naisbitt, Autor von "Megatrends"
"Der Klimawandel ist nicht das einzige Problem, vor dem die Welt heute steht." Bjørn Lomborg
"Wer einen objektiven Blick auf die aktuelle Klima-Debatte sucht, dem sei dieses Buch empfohlen. Die Horrorszenarien der Medien lassen Lomborg kalt; ihn interessieren vielmehr die wirklich wichtigen Probleme der Menschheit. "Cool it!" ist der beste Wegweiser in eine verträgliche und umweltbewusste Zukunft." Michael Crichton
"Endlich ein Buch, das die Klimahysterie richtig beleuchtet. Lomborg öffnet uns damit die Augen, er untersucht akribisch genau die Auswirkungen des Klimawandels und bietet Lösungswege an. Ein außergewöhnliches Buch - genau zur richtigen Zeit und überaus nützlich." John Naisbitt, Autor von "Megatrends"
"Der Klimawandel ist nicht das einzige Problem, vor dem die Welt heute steht." Bjørn Lomborg
"Wer einen objektiven Blick auf die aktuelle Klima-Debatte sucht, dem sei dieses Buch empfohlen. Die Horrorszenarien der Medien lassen Lomborg kalt; ihn interessieren vielmehr die wirklich wichtigen Probleme der Menschheit. "Cool it!" ist der beste Wegweiser in eine verträgliche und umweltbewusste Zukunft." Michael Crichton
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Scharf ins Gericht geht Rezensent Christopher Schrader mit Björn Lomborgs Plädoyer, den Klimawandel nicht zu ernst zu nehmen. Vor allem kritisiert er die Argumentationsweise des Autors, die ihn in keiner Weise überzeugt. Er hält Lomborg vor, das Problem des Klimawandels mit "schmutzigen Tricks aus der Rhetorikschule" herunterzuspielen. Detailliert demonstriert Schrader, wie sich der Autor vor allem auf die schwachen Argumente der Klimaschützer einschießt, sich an argumentativen Exzessen abarbeitet oder Argumente verfremdet, ohne aber den Kern der Argumente zu treffen. Er sieht Lomborg außerdem nicht auf dem aktuellen Stand der Entwicklung. So weist er dessen Behauptung zurück, die Armut würde zugunsten des Klimaschutzes ignoriert. Auch die von Lomborg genannten Kosten der Umsetzung des Kioto-Protokolls hält er für falsch. Zudem ärgert er sich über eine Reihe von kleineren Fehlern, die nur auffielen, wenn man Lomborgs Text mit den zitierten Quellen vergleiche. Letztlich kann er den Vorwurf, den der Autor Vertretern eines globalen Klimaschutzes macht, nur an ihn zurückgeben, nämlich "stures, absichtliches Vorbeidenken an der entscheidenden Frage" zu betreiben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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