Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 31,90 €
  • Gebundenes Buch

1 Kundenbewertung

COPACABANA PALACE ist die Geschichte von Jambalaya, einem nie fertig gestellten Wohnungsprojekt in Rio de Janeiro, das im Volksmund "Copacabana Palace" genannt wird, nach dem berühmten Luxushotel am noch berühmteren Strand von Copacabana. Die grandios einfühlsamen Bilder Peter Bauzas erzählen die Geschichten von den vielen Menschen, die hier dennoch leben - "sem teto, sem terra" - "ohne Dach und ohne Land" -, von ihren alltäglichen Momenten der Freude und Trauer, von ihren Bedürfnissen und ihren Illusionen, aber auch von Schönheit und Stärke. Copacabana Palace ist ein typisches Beispiel für…mehr

Produktbeschreibung
COPACABANA PALACE ist die Geschichte von Jambalaya, einem nie fertig gestellten Wohnungsprojekt in Rio de Janeiro, das im Volksmund "Copacabana Palace" genannt wird, nach dem berühmten Luxushotel am noch berühmteren Strand von Copacabana. Die grandios einfühlsamen Bilder Peter Bauzas erzählen die Geschichten von den vielen Menschen, die hier dennoch leben - "sem teto, sem terra" - "ohne Dach und ohne Land" -, von ihren alltäglichen Momenten der Freude und Trauer, von ihren Bedürfnissen und ihren Illusionen, aber auch von Schönheit und Stärke. Copacabana Palace ist ein typisches Beispiel für ein Leben, das von Millionen anderen Brasilianern unter den gleichen Umständen geteilt werden muss, während die Regierung eine ihrer schwersten politischen und wirtschaftlichen Krisen durchlebt und zugleich Milliarden für die Infrastruktur von weltweiten Sportevents ausgibt.
Autorenporträt
Peter Bauza verließ nach einem Abschluss im Außenhandel sein Heimatland Deutschland und arbeitete für ein internationales Bergbau-Unternehmen in mehreren Ländern, was ihm Gelegenheit gab, seiner Leidenschaft Fotografie nachzugehen und seine Bildsprache zu entwickeln. Seine Beziehung zur visuellen Kunst vertiefte er später am Open College of the Arts in England. Seit über 20 Jahren lebt er in Südamerika. Mit seinem Einsatz für zum Nachdenken anregende Projekte über soziale und geopolitische Themen hofft er, "jenen Menschen eine Stimme und ein Gesicht zu geben, die unsere Hilfe ganz dringend benötigen". Peter Bauza zählt zu den engagiertesten Fotografen unserer Zeit. Seine Arbeiten wurden weltweit ausgestellt, in zahlreichen Medien veröffentlicht und vielfach international ausgezeichnet. Seit über 20 Jahren lebt Peter Bauza in Lateinamerika und auf Reisen in aller Welt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.03.2018

Kein Wasser, kein Strom

Das Leben im "Copacabana Palace" ist eine Herausforderung: Peter Bauzas Sozialreportage in einer Ausstellung in Hannover.

Von Wolfgang Albers

Geh einfach dem Gestank nach, bekam Peter Bauza als Wegbeschreibung gesagt. Dem Gestank von brennenden Reifen, von verrottendem Müll und von Urin. Und tatsächlich roch der Fotograf mit den kosmopolitischen Wohnorten Rio de Janeiro, Buenos Aires - aber auch München - das Ziel seiner Recherche nicht weniger, als er es sah: In Brasilien war es der "Copacabana Palace". Natürlich nicht das Luxushotel am Strand von Rio, sondern sechs monströse Wohnblocks, die in den achtziger Jahren sechzig Kilometer entfernt im Hinterland als Immobilien für die Mittelklasse gebaut wurden - aber als Investitionsruinen endeten.

Das Graffito "Copacabana Palace", an eine Hauswand gesprüht, ist der reine Hohn. Peter Bauzas Reportage, die jetzt in der Galerie für Fotografie in Hannover zu sehen ist, zeigt Gebäuderuinen wie aus Bürgerkriegsvierteln: rußgeschwärzte Fassaden, leere Fensterhöhlen, wucherndes Grün, das sich in den bröseligen, rissigen Beton gefressen hat. Aber man sieht auch Plastikplanen vor den Fensterlaibungen, und in einer Nachtaufnahme leuchtet es aus den Fenstern des ganzen Komplexes. Die Häuser sind Heimat von schätzungsweise tausend Menschen, oft Betrogene eines Systems, das Sozialwohnungen als Gegenleistung für Wählerstimmen verspricht.

Peter Bauza hat den frustrierten Blick einer verhärmten Frau eingefangen, die gerade zum dritten Mal erfährt, dass es doch nichts wird mit der ihr versprochenen Wohnung. Also bleibt sie Teil einer Gemeinschaft, die nirgendwo anders mehr unterkommt, die hier lebt ohne fließendes Wasser und ohne reguläre Stromversorgung, ohne Türen und Fenster, auf Böden mit Löchern. Die aber auch nach einem Stück Geborgenheit strebt, nach Schönheit im Schutt, nach einer eigenen Art von Freude im Leben.

So würde Peter Bauza nie die Tristesse dieses Molochs leugnen, aber mit einer intensiven Licht- und Farbgestaltung fern von der klassischen Sozialreportage in Schwarzweiß, beleuchtet er die vielen, lebensprallen Facetten dieser Schicksalsgemeinschaft. Da finden sich ebenso starke Porträts wie innige.

Derlei fotografiert man so nicht im Vorbeigehen. Peter Bauza hat von Juni 2015 an über anderthalb Jahre an seiner Reportage gearbeitet, hat mühsam Kontakte aufgebaut, hat in dem Komplex campiert und irgendwann auch das O. K. der lokalen Miliz bekommen, als er versprach, deren Regel zu befolgen: keine Fotos von Waffen und Drogen!

So erzählt "Copacabana Palace" auch vom Aufwand, den man für solche Expeditionen in Parallelwelten treiben muss. Und vom Stellenwert einer solchen Recherche, die sich Peter Bauza nur leisten konnte, weil er nach vielen Berufsjahren im Außenhandel über genügend finanzielle Reserven verfügt.

Monatelang hatte er vergeblich die Geschichte Redaktionen in aller Welt angeboten. Erst als der "Stern" sie veröffentlicht hat, wurde sie weltweit nachgedruckt - und als Krönung erhielt er im Jahr 2017 den World Press Photo Award.

"Copacabana Palace", Galerie für Fotografie, Hannover, Seilerstr. 15d; bis 25. März. Geöffnet Donnerstag bis Sonntag, 12-18 Uhr. Information: www.gafeisfrabrik.de. Der Bildband "Copacabana Palace" ist in der Edition Lammerhuber erschienen, 208 Seiten, 185 Fotos, gebunden, 75 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
Buch des Monats Dezember 2016: "Viel mehr geht es um die Stärke dieser unfreiwilligen Solidargemeinschaft, die versucht, in mutiger Selbstbestimmung zu überleben." LFI - LEICA FOTOGRAFIE INTERNATIONAL, 31. Dezember 2016 http://lfi-online.de/ceemes/de/blog/buch-des-monats-dezember-1164.html