Ein anspruchsvoller Roman mit einem fürchterlichen Werbetext. Wer die obige Beschreibung losgelassen hat, muss wohl gerade im Vollsuff gewesen sein. Eine Liebesgeschichte kommt kaum vor, das Buch würde ich eher als Studie über die Verführbarkeit des Menschen bezeichnen. In seinem gehobenen, manchmal
antiquierten Stil und dem beherzten Einstreuen lateinischer Sentenzen (zum Glück immer gleich mit…mehrEin anspruchsvoller Roman mit einem fürchterlichen Werbetext. Wer die obige Beschreibung losgelassen hat, muss wohl gerade im Vollsuff gewesen sein. Eine Liebesgeschichte kommt kaum vor, das Buch würde ich eher als Studie über die Verführbarkeit des Menschen bezeichnen. In seinem gehobenen, manchmal antiquierten Stil und dem beherzten Einstreuen lateinischer Sentenzen (zum Glück immer gleich mit übersetzt) erinnert es mich an den „Namen der Rose“, und der Anhang hat geradezu Tolkiensche Ausmaße. Kein Wunder, ist der Verfasser doch gleichzeitig Autor von Sachbüchern über das römische Germanien.
Leider ist gerade dieser Teil etwas nachlässig lektoriert und mit Sach- und Druckfehlern behaftet. _Munera_ ist nicht der Singular von _*munerae_, sondern der Plural von _munus_ „die Pflicht“. Das Wort _rostra_ „Rednertribüne“ erscheint im Text, man sucht es jedoch im Glossar vergeblich, und es ist auch falsch platziert, weil DIE Rostra eine ganz spezifische Tribüne in Rom war, nicht aber in einer germanischen Kleinstadt. Und dass zweimal in der Zeittafel das Jahr 9 erscheint (beim ersten Mal ist allerdings das Jahr 9 v. Chr. gemeint), deutet zumindest auf überhastete Drucklegung hin.
Schade, ist der Roman selbst doch detailreich und erfreulich zurückhaltend mit Action. Die Töne sind leise und ironisch, das Geschwätz der Sektenführer erinnert an die religiöse Rechte aus den USA, der Autor zieht Parallelen zwischen Roms Umgang mit Juden und Germanen und den serbischen Völkermorden auf dem Balkan. Da der Untertitel vom Limes-Roman spricht, kommen die einschlägigen regionalen Archäologiedenkmäler vor wie die Saalburg, der Isistempel, der Drususstein und der Aquädukt von Mainz, bisweilen sogar der Limes (der Verlag wollte da wohl an seine Publikationsreihe aus der Saalburg anknüpfen?). Obendrein berücksichtigt Möhn sogar die Himmelsereignisse von einer Mondfinsternis bis zum Halleyschen Kometen – eine Detailbesessenheit, die viele Autoren historischer Romane vermissen lassen. Am Ende vermeidet er ein unwahrscheinliches Happy End, sondern bringt den Roman zu einem konsequenten, düsteren Finale, das manches offen lässt, offenbar im Hinblick auf geplante Fortsetzungen.
Fazit: Keine leichte Bettlektüre, sondern ein Werk mit mehr Anspruch, als die Lektoren erfüllen konnten. Insgesamt jedoch eine erfreuliche Abwechslung von den Klischees des Genres.