Aus seiner Sammlung präsentiert das museum FLUXUS+ bislang nicht gezeigte Arbeiten des in Berlin lebenden Italieners Costantino Ciervo. Der Maler, Grafiker und Medienkünstler wurde in seiner Jugend vom politischen Klima in den 70er Jahren in Neapel geprägt, was vielleicht die Frage beantwortet, warum gesellschaftspolitische Themen für ihn so zentral sind. Zu Beginn der 1990er Jahre begann Ciervo mit technischen Apparaturen zu experimentieren und nahm an der Biennale von Venedig mit einer interaktiven Skulptur teil. Die Zeitlosigkeit der Arbeiten Ciervos begründet sich aus ihrer Widmung für existenzielle Fragen der Menschheit und kunsttheoretischen Überlegungen, die seine Zeitgenossenschaft belegen. Das ästhetische Spiel mit den Technologien unserer Zeit steht im Zusammenhang mit dem menschlichen Bewusstsein in einer vom Kapitalismus geprägten Welt und spiegelt sich besonders in seinen Skulpturen wider. Die Ausstellung schlägt einen Bogen von Ciervos Tätigkeit als Maler und Zeichner im Berlin der 1990er Jahre hin zu seinen aktuellen, technikbasierten Objekten. Die Zusammenschau dieser technisch/medial sehr unterschiedlichen Arbeiten zeigt die konstante Beschäftigung mit politischen, wie ästhetischen Fragestellungen. Den "revolutionären" Protest-Charakter der Kunst (Marcuse), der darin bestehe, durch die Macht der Phantasie und des Eros die Gesellschaft zu transformieren, verkörpert Ciervos Arbeit auf mehr oder weniger explizite Weise, indem er die politisch-metaphorischen Inhalte formal analysiert und ihre ästhetischen Elemente mit der Haltung eines politischen Statements kombiniert.Die Entscheidung, der Sonderschau im museum FLUXUS+ diese Publikation zur Seite zu stellen, liegt vor allem darin begründet, dass durch ein bereits im März diesen Jahres im Rahmen der Ausstellung VOSTELL - FLUXUS - 1970 eine intensive Auseinandersetzung Ciervos mit der Frage zur Folge hatte, wie sich heute die Bedingungen künstlerischen Protests seit den 1960er Jahren veränderthaben und welche Konsequenzen Ciervo für seine Arbeit daraus zieht. Das Resultat ist ein Essay, der ebenfalls Teil dieses Kataloges geworden ist, wie das Transkript des Werkstattgespräches.
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