Produktdetails
- Verlag: Carlsen
- Seitenzahl: 36
- Altersempfehlung: ab 5 Jahren
- Deutsch
- Abmessung: 8mm x 215mm x 258mm
- Gewicht: 335g
- ISBN-13: 9783551515964
- ISBN-10: 3551515964
- Artikelnr.: 11865027
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.10.2003Wer schon jetzt in vorauseilender Trauer beklagt, dass in Kürze die kernigen Kerle aus der Zigaretten-Werbung der Kinos verschwinden, kann sich mit einem Bilderbuch trösten, unabhängig von der lästigen Alters- und Generationen-Einteilung.
Das Bilderbuch Cowboy will nicht reiten von Anke Kuhl versammelt in einem Szenario, das an Trickfilme erinnert, alle lieb gewordenen Klischees von Far West: Die bizarre Halbwüsten-Landschaft zwischen Peco, Laredo und Rio Grande mit blutrotem Sand und verrenkten Sandsteinformationen, Säulenkakteen nicht vergessen. Dazu Indianerlager, die Waldohr-Eule vor Vollmondscheibe und den abschließend donnernden Sonnenuntergang.
Dazwischen und mittendrin rollt in Form eines witzigen Märchens aus einem Western die Geschichte vom Cowboy ab, der lieber einen Drahtesel, sprich das Fahrrad, als ein feuriges Ross besteigt. Doch das Schicksal zwingt ihn zur altgewohnten Bestimmung, und so durchtobt er ungewollt im Nachtzeug vier Tage und Nächte ohne Sattel und Zaumzeug die Prärie, bis endlich Ross und Reiter erschöpft zu Boden und in Tiefschlaf (ver)sinken.
Neben dramatischer Farbgebung nutzt die junge Grafikerin das fruchtbare Element heftig übertreibender Karikatur mit Riesenross und einem eher spillerigen Westman, mit temporeicher Situationskomik, bei der Mann und Pferd so tierisch ernst bleiben, wie Verwandte von Buster Keaton. Das Lachvergnügen hingegen haben Kinder und Erwachsene, falls die Kleinen diese Fortsetzung von Lucky Luke ohne vorgehaltenen Colt jemals den Großen freiwillig rausrücken. (ab 6 Jahre)
HORST KÜNNEMANN
ANKE KUHL: Cowboy will nicht reiten. Carlsen Verlag 2003. 36 S., 14 Euro.
Eines Morgens, nachdem er besonders tief geschlafen hatte, stand ein riesiges Pferd in seinem Schlafzimmer. „Das ist mir unangenehm!”, sagte der Cowboy.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Das Bilderbuch Cowboy will nicht reiten von Anke Kuhl versammelt in einem Szenario, das an Trickfilme erinnert, alle lieb gewordenen Klischees von Far West: Die bizarre Halbwüsten-Landschaft zwischen Peco, Laredo und Rio Grande mit blutrotem Sand und verrenkten Sandsteinformationen, Säulenkakteen nicht vergessen. Dazu Indianerlager, die Waldohr-Eule vor Vollmondscheibe und den abschließend donnernden Sonnenuntergang.
Dazwischen und mittendrin rollt in Form eines witzigen Märchens aus einem Western die Geschichte vom Cowboy ab, der lieber einen Drahtesel, sprich das Fahrrad, als ein feuriges Ross besteigt. Doch das Schicksal zwingt ihn zur altgewohnten Bestimmung, und so durchtobt er ungewollt im Nachtzeug vier Tage und Nächte ohne Sattel und Zaumzeug die Prärie, bis endlich Ross und Reiter erschöpft zu Boden und in Tiefschlaf (ver)sinken.
Neben dramatischer Farbgebung nutzt die junge Grafikerin das fruchtbare Element heftig übertreibender Karikatur mit Riesenross und einem eher spillerigen Westman, mit temporeicher Situationskomik, bei der Mann und Pferd so tierisch ernst bleiben, wie Verwandte von Buster Keaton. Das Lachvergnügen hingegen haben Kinder und Erwachsene, falls die Kleinen diese Fortsetzung von Lucky Luke ohne vorgehaltenen Colt jemals den Großen freiwillig rausrücken. (ab 6 Jahre)
HORST KÜNNEMANN
ANKE KUHL: Cowboy will nicht reiten. Carlsen Verlag 2003. 36 S., 14 Euro.
Eines Morgens, nachdem er besonders tief geschlafen hatte, stand ein riesiges Pferd in seinem Schlafzimmer. „Das ist mir unangenehm!”, sagte der Cowboy.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.10.2003Roßkur mit Reizüberflutung
Kuhkaff nennt man einen kleinen Ort, in dem nichts los ist. Im amerikanischen Western heißt solch ein verschlafenes Nest "One-horse-town". Pferde gibt es in Anke Kuhls Western-Bilderbuch "Cowboy will nicht reiten" an jeder Ecke. Daß aber ein riesiger plumper Apfelschimmel eines Morgens ausgerechnet im Schlafzimmer des einzigen hippophoben Cowboys der Welt steht, kann kein Zufall sein. "Das ist mir sehr unangenehm!" stellt der passionierte Fahrradfahrer trocken fest. Der Versuch, das Tier durch Abseilen aus dem ersten Stock loszuwerden, endet im Sturz auf dessen Rücken und einem tagelangen Querfeldeinritt. Nach und nach stellt sich der Pechvogel jedoch auf seine Lage ein, fängt während eines Sturms gebratene (!) Präriehühner mit dem Hut und löst schließlich ganz nebenbei das Geheimnis, wie man ein Pferd wieder zum Stehen bringt. Das ist, man ahnt es, der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.
Überwindung von Ängsten ist ein Thema, dem sich Bilderbuchautoren gerne auf allzu einfühlsame und daher langweilige Weise widmen. Die junge Künstlerin Anke Kuhl, deren Cowboy-Parforceritt Ergebnis eines Stipendiums des Troisdorfer Bilderbuchmuseums ist, geht das Thema mit scharfem Tempo an. Nicht jedes Kind wird da gleich aufspringen, denn Anke Kuhls Betonung von Details in einer Art Kulissenlandschaft ist gewöhnungsbedürftig und könnte sogar selbst Ängste wecken: Riesige Hüte sitzen über hölzernen Gesichtern, baumstammdicke Arme werden gereckt, überlange Zeigefinger deuten auf die Vorbeirasenden. Der ironische Grundton dieser Angst-Austreibung und das Spiel mit Westernklischees erschließen sich wohl nur erwachsenen Betrachtern ganz. Die werden jedenfalls großen Spaß an Kleinigkeiten wie dem herumstromernden Gürteltier oder einer nackten Maja über dem Bett haben. Die surreale Roßkur endet allerdings nicht mit einer Blitzheilung, sondern mit einem vorsichtig formulierten Teilerfolg: "Nicht alle Pferde sind schlecht. Ich habe großes Glück gehabt, daß ich an eine der wenigen Ausnahmen geraten bin."
ANNETTE ZERPNER.
Anke Kuhl: "Cowboy will nicht reiten". Carlsen Verlag, Hamburg 2003. 36 S., geb., 14,- [Euro]. Ab 4 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kuhkaff nennt man einen kleinen Ort, in dem nichts los ist. Im amerikanischen Western heißt solch ein verschlafenes Nest "One-horse-town". Pferde gibt es in Anke Kuhls Western-Bilderbuch "Cowboy will nicht reiten" an jeder Ecke. Daß aber ein riesiger plumper Apfelschimmel eines Morgens ausgerechnet im Schlafzimmer des einzigen hippophoben Cowboys der Welt steht, kann kein Zufall sein. "Das ist mir sehr unangenehm!" stellt der passionierte Fahrradfahrer trocken fest. Der Versuch, das Tier durch Abseilen aus dem ersten Stock loszuwerden, endet im Sturz auf dessen Rücken und einem tagelangen Querfeldeinritt. Nach und nach stellt sich der Pechvogel jedoch auf seine Lage ein, fängt während eines Sturms gebratene (!) Präriehühner mit dem Hut und löst schließlich ganz nebenbei das Geheimnis, wie man ein Pferd wieder zum Stehen bringt. Das ist, man ahnt es, der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.
Überwindung von Ängsten ist ein Thema, dem sich Bilderbuchautoren gerne auf allzu einfühlsame und daher langweilige Weise widmen. Die junge Künstlerin Anke Kuhl, deren Cowboy-Parforceritt Ergebnis eines Stipendiums des Troisdorfer Bilderbuchmuseums ist, geht das Thema mit scharfem Tempo an. Nicht jedes Kind wird da gleich aufspringen, denn Anke Kuhls Betonung von Details in einer Art Kulissenlandschaft ist gewöhnungsbedürftig und könnte sogar selbst Ängste wecken: Riesige Hüte sitzen über hölzernen Gesichtern, baumstammdicke Arme werden gereckt, überlange Zeigefinger deuten auf die Vorbeirasenden. Der ironische Grundton dieser Angst-Austreibung und das Spiel mit Westernklischees erschließen sich wohl nur erwachsenen Betrachtern ganz. Die werden jedenfalls großen Spaß an Kleinigkeiten wie dem herumstromernden Gürteltier oder einer nackten Maja über dem Bett haben. Die surreale Roßkur endet allerdings nicht mit einer Blitzheilung, sondern mit einem vorsichtig formulierten Teilerfolg: "Nicht alle Pferde sind schlecht. Ich habe großes Glück gehabt, daß ich an eine der wenigen Ausnahmen geraten bin."
ANNETTE ZERPNER.
Anke Kuhl: "Cowboy will nicht reiten". Carlsen Verlag, Hamburg 2003. 36 S., geb., 14,- [Euro]. Ab 4 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Wer demnächst der Zigarettenwerbung hinterher trauert, kann sich zum Trost an dieses Kinderbuch halten, empfiehlt Horst Künnemann. Denn Anke Kuhl versammele in ihrem Bilderbuch alle Western-Klischees: die Säulenkakteen, die Halbwüstenlandschaft, den blutroten Sand, den Sonnenuntergang, die Waldohreule, Indianerlager und was den Möchtegern-Cowboy sonst noch erfreut, und übertreibe bei allem auch noch maßlos, so Künnemann. Der Cowboy der Geschichte, verrät er, reitet allerdings ungern, was ein echtes Handicap im Cowboyland ist, er würde viel lieber auf einem Drahtesel sitzen. Doch das Schicksal zwingt ihn Tag und Nacht in den Sattel, und so wird doch noch eine Art "Lucky Luke" für Kleinere daraus, schreibt Künnemann. Kuhls Geschichte besitzt sehr viel Situationskomik, findet unser Rezensent, so dass man kaum aus dem Lachen (und den Stiefeln) herauskomme.
© Perlentaucher Medien GmbH
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