New York tanzt den Charleston! Im Cotton Club, in den honky tonk-Clubs, in den Buffet flats oder in den unzähligen namenlosen Flüsterkneipen, wo der verbotene Alkohol umso intensiver genossen wurde und Gangster wie Al Capone oder Bugsy Siegel Hof hielten. Harlem ist Blues und Blues ist angesagt. Hier trafen sich einfache Bürger und Intellektuelle, aufgeklärte Reiche und arme Künstler. Ungekrönte Königinnen Harlems waren die Blues-Sängerinnen Bessie Smith, Ethel Waters und Alberta Hunter, die traditionelle Geschlechterrollen ignorierten und sowohl durch ihre Arbeit als auch durch ihr wildes Sexleben mehr als nur ein Tabu brachen. Ähnlich unkonventionell lebte auch eine Gruppe von Schriftstellerinnen, Dramatikerinnen und Künstlerinnen, die in Greenwich Village, dem Zentrum der literarischen und künstlerischen Avantgarde, wohnten. Sie trafen sich in Mabel Dodges berühmten Fifth Avenue Salon oder im neu gegründeten feministischen Heterodoxy Club und diskutierten über Sigmund Freud s Theorien, freie Liebe, Nudimus, Homo- und Bisexulität, Dadaismus, Geburtenkontrolle und politischen Radikalismus. Eine der schillerndsten Persönlichkeiten im Künstlermilieu von Greenwich Village war die moderne Dichterin und Malerin Mina Loy, deren bilderstürmender und kosmopolitischer Freundeskreis zum Teil schon aus Paris war eine Frau wohlbekannt ist. Aber auch unbekanntere Frauen werden vorgestellt, zum Beispiel die exzentrische Dadaistin Baronin Elsa von Freytag-Loringhoven oder die romantische Dramatikerin Edna St. Vincent Millay.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Sie führten schon ein spannendes Leben, Autorinnen, Künstlerinnen und Exzentrikerinnen aus Amerika und Europa, die in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts unbeheizte Appartements in Greenwich Village und Harlem bezogen, ein feministisches Netzwerk aufbauten und des Abends den vielen Cafes und Kneipen der Stadt Leben einhauchten, manche ihres dort auch lassen mussten, berichtet fasziniert der Rezensent mit dem Kürzel "owd". "Crazy New York" ist nach Bänden über Frauen in Paris und Berlin der dritte Band der "Metropolia-Reihe" der Edition Ebersbach, der anrührend und bewegt vom Leben so schillernder und skurriler Frauen wie Djuna Barnes, Bessie Smith und Mina Loy erzählt, berichtet der ergriffene Rezensent. Illustriert wird die Dokumentation, ergänzt "owd", mit zahlreichen Fotografien von Man Ray und Bernice Abbott.
© Perlentaucher Medien GmbH
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