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Les Français ne changent jamais d'idées. Ils sont immuables, ils disparaîtront tels quels. Ils sont noués. Ils n'ont plus l'âge ni le goût des variations. Ils préfèreront mourir que de réfléchir, ils préfèreront la mort à l'abandon d'un préjugé. Propagande¿? Explications¿? Démonstrations¿? Baratin¿? Zéro¿! Le pli est pris. La pièce est jouée. Argent, temps perdus. Pour recréer la France, il aurait fallu la reconstruire entièrement sur des bases racistes-communautaires. Nous nous éloignons tous les jours de cet idéal, de ce fantastique dessein. L'alouette est demeurée vaillante et joyeuse, elle…mehr

Produktbeschreibung
Les Français ne changent jamais d'idées. Ils sont immuables, ils disparaîtront tels quels. Ils sont noués. Ils n'ont plus l'âge ni le goût des variations. Ils préfèreront mourir que de réfléchir, ils préfèreront la mort à l'abandon d'un préjugé. Propagande¿? Explications¿? Démonstrations¿? Baratin¿? Zéro¿! Le pli est pris. La pièce est jouée. Argent, temps perdus. Pour recréer la France, il aurait fallu la reconstruire entièrement sur des bases racistes-communautaires. Nous nous éloignons tous les jours de cet idéal, de ce fantastique dessein. L'alouette est demeurée vaillante et joyeuse, elle pique toujours au ciel, mais les Gaulois ne l'entendent plus... Liés, amarrés au cul des Juifs, pétris dans leur fiente jusqu'au coeur, ils s'y trouvent adorablement.
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.05.2022

Neues vom umstrittensten aller Autoren

Es war die größte literarische Sensation, die Frankreich erlebt hat: der Fund von Tausenden Manuskriptseiten des Schriftstellers Céline, die seit 1944 vermisst wurden. Nun erscheint bei Gallimard das erste Buch aus diesem Konvolut: der Roman "Guerre" - Krieg.

Dieses Mal wenigstens wird Louis-Ferdinand Céline (1894 bis 1961) seinen Todfeind Marcel Proust ausstechen: in der Frage, von wem postum die spektakulärsten Manuskripte entdeckt worden sind. Von "Prout-Proust" (Céline) sind zuletzt spannende Novellen und eine Vorstufe zur "Suche nach der verlorenen Zeit" erschienen. Diese zwei schmalen Bände kommen allerdings gegen den jüngst entdeckten satten Kubikmeter unveröffentlichter Céline-Schriften schon in der Masse nicht an. Es handelt sich um Manuskripte, die 1944 aus seiner Wohnung in Montmartre entfernt wurden, während Céline als Kollaborateur in Nazideutschland Unterschlupf suchte. Wiederaufgetaucht sind sie vergangenen Sommer, nach dem Tod von Célines Witwe und Alleinerbin Lucette Almansor (F.A.Z. vom 6. August 2021).

Nun erscheint in Frankreich "Guerre" (Krieg), der erste Roman aus diesem Fundus, und er zeigt, dass Céline auch in Qualitätsfragen das Rennen macht (am internen Maßstab des Werks gemessen). Zwar ist "Guerre" eng in das Motiv-, Figuren- und Handlungsnetz der zu Lebzeiten publizierten Céline-Romane eingebunden, das entspricht jedoch dem Regelfall in diesem dicht verwobenen Werk. Es handelt sich dennoch um den völlig eigenständigen Text eines Romanciers auf der Höhe seines Schaffens. Fassungslos hält der Leser das Produkt einer abenteuerlichen Zeitreise in den Händen, eine Flaschenpost aus den Dreißigerjahren, als wäre Céline noch am Leben. Ein äußerst seltener Fall in der Literaturgeschichte - eine Sensation.

"Guerre" wurde wohl nach "Reise ans Ende der Nacht" (1932) und "Tod auf Raten" (1936), Célines ersten Romanen, verfasst; eine Adresse auf einer Manuskriptrückseite verweist auf die Jahre 1933/34, womit ausgeschlossen wäre, dass es sich bei dem Konvolut um eine aussortierte Episode der "Reise" handelt. Es ist eine eilig verfertigte Abschrift von 250 Seiten, die von Célines Sekretärin für den Verlag abgetippt werden sollte. Manche Worte sind unleserlich, aber das ist die Ausnahme: Es liegt ein runder Text vor, dem nur ein, zwei Korrekturdurchgänge fehlen. Fünf Seiten sind als Faksimile hinten in dem von Pascal Fouché besorgten Band abgedruckt; wem das nicht genügt, der kann die Originale bis zum 16. Juli in der Galerie Gallimard besichtigen (30/32 rue de l'université, Paris).

Die Handlung des Buchs spielt im Ersten Weltkrieg: Der Icherzähler Ferdinand kommt als einziger Überlebender seiner Kompanie wieder zu Bewusstsein. An Arm und Kopf verletzt, irrt er durch die Lande, trifft einen Engländer, kommt in ein Feldlazarett in einer Kirche und dann, als es beschossen wird, in ein Krankenhaus in Peurdu-sur-la-Lys. Schauplatz ist fortan dieses Frontstädtchen, das den Verlust patriotischer Werte bereits im Namen trägt (Verloren-auf-der-Lilie: Die Blume symbolisiert Frankreich, der Name "Peurdu" vermengt perdu, verloren, mit la peur, die Angst). Ferdinand wird von Mademoiselle L'Espinasse, einer sadistischen Krankenschwester, gepflegt, sondiert und brutal masturbiert; er überlebt und lernt Bébert alias Gontran Cascade alias Julien Boisson kennen.

Dieser Mann lässt seine Frau Angèle, eine Prostituierte, aus Paris anreisen und vor Ort arbeiten. Ferdinand erhält einen Tapferkeitsorden, seine Eltern kommen, um die Verleihung bei einem Kollegen des Vaters zu feiern. Im Laufe des Festessens zerstreiten sich Cascade und seine Angèle so sehr, dass sie ihn verpfeift, weil er sich absichtlich in den Fuß geschossen hat; kurz darauf wird er als Deserteur verhaftet und hingerichtet. Am Ende des Romans tut Ferdinand sich mit Angèle zusammen, um englische Offiziere auszunehmen. Sie finden einen wohlhabenden Beschützer, der sie mit nach England nimmt.

An dieser Stelle endet der Roman, Fortsetzung folgt in "Londres" (London), einem weiteren wiedergefundenen Manuskript. Tatsächlich hatte Céline am 16. Juli 1934 seinem Verleger Robert Denoël angekündigt, "Tod auf Raten" drei weitere Romane folgen lassen zu wollen: "Enfance", "Guerre" und "Londres". Sie alle verweisen auf Jugenderlebnisse, denn Céline arbeitet mit einem autobiographischen Grundstock. Viele Romane greifen Episoden seines Lebens auf, wenden sie ins Fiktionale und überzeichnen radikal. "Guerre" basiert auf seinen Fronterfahrungen, Célines Verwundung am 27. Oktober 1914 in Poelkapelle (Belgien) und den Lazarett-Aufenthalten in Ypern und Hazebrouck. Der Text steigert jedoch, stellt um, erfindet völlig frei hinzu - die sadistisch-sentimentale Krankenschwester mit ihrem fauligen Zahnfleisch etwa hat zwar ein reales Vorbild, Alice David, die aber vermutlich bloß eine Frömmlerin war.

Vor allem beschreibt Céline in "Guerre" Ereignisse, die sich während einer Ellipse zu Anfang von "Reise ans Ende der Nacht" zugetragen haben könnten. Die Kriegsschilderung im Erstling überspringt Verwundung und Lazarett, sie zeigt nur die Folgen der Versehrung des Protagonisten Ferdinand Bardamu. Anders "Guerre": Der Anfang ist spürbar durch eigene Anschauung geprägt, das zeigen Details der Beschreibung und der ungewohnte Tonfall. Erst im Laufe des Erzählens gewinnt "Guerre" die delirante Souveränität, die man von Céline kennt.

Schon nach einer Seite resümiert Ferdinand: "Ich habe mir den Krieg im Kopf eingefangen." Und kurz darauf: "In zwei Monaten hatte ich ungefähr alle Geräusche der Erde und der Menschen gelernt." Der Krieg ist auch hier die große Initiation ins wahre Leben. Verletzung und Halluzinationen fasst Céline in packende Bilder: "Einen guten Moment lang ist die Straße doch wirklich zu mir hochgestiegen, ganz langsam, ein echter Kuss, kann ich sagen, bis auf Höhe der Augen, und ich habe mich draufgelegt wie auf ein weiches Bett mit meinem Riesenbombardement im Kürbis und allem." Für die Kriegsdarstellung nutzt er vor allem das akustische Register, wie schon in "Reise ans Ende der Nacht", wo U-Bahn- und Fabriklärm an den Krieg erinnern. "Guerre" freilich ist ungleich direkter: Eine Kugel im Ohr stellt ein starkes Symbol dar, Metaphern aus dem Bereich der Musik und des Maschinenlärms beschreiben Hörschäden und mentale Kipplagen, "mein Brummen, das sich um meinen Kopf spannte wie ein fast undurchdringlicher Lärm-Helm".

Wenn einem manches bekannt vorkommt, so entspricht das wie gesagt der Céline-Leseerfahrung allgemein. Aus "Reise ans Ende der Nacht" spuken Figuren wie der bretonische Kamerad Kersuzon und General des Entrayes hinüber; der Ortsname Peurdu-sur-la-Lys evoziert das "Noirceur-sur-la-Lys" im Vorgängerbuch. Die Erinnerung an das Familiengeschäft in der Bérésinas-Passage, die Eltern mit ihrer kleinbürgerlichen Ethik von Fleiß, Sparsamkeit, Anstand hingegen verweisen auf "Tod auf Raten". Neu ist, dass Célines Kritik am Herkunftsmilieu in "Guerre" nicht nur in hasserfüllten Amoralismus mündet, sondern deutlicher als sonst in vehementer Sprachkritik: "Das Grausamste an dieser ganzen Schweinerei war, dass ich sie nicht mochte, meinem Vater seine Satzmusik. Noch als Toter. glaube ich, wäre ich aufgestanden, um ihm auf seine Sätze zu kotzen."

Die großartigste Szene des Romans ist das Essen anlässlich der Ordensverleihung: Es webt alle Fäden zu einem Bild. Auf der einen Seite das großbürgerliche Setting des Hauses Harnache, die stil- und charakterlose Bewunderung der Mutter, der salbadernde Priester - "wie ein schön klebriger Blutsauger und schwer wie Scheiße, ihre riesige, optimistische, dämliche, verfaulte Dummheit". Die Zivilisten verdrängen Ferdinands Verletzung, ignorieren die Truppen direkt unterm Fenster und den Gefechtslärm im Hintergrund. Plötzlich bricht sich die Misere Bahn: Vor versammelter Gesellschaft denunziert Angèle ihren Gatten, Heroismus erweist sich als Feigheit, die Ehe wird zum tödlichen Schlachtfeld.

Cascade ist ein Alter Ego von Robinson in "Reise ans Ende der Nacht": ein amoralischer Doppelgänger der Hauptfigur, der sein eigenes Verderben sucht. Allerdings entwickelt Cascade nicht dieselbe Faszinationskraft wie der fleischgewordene Todestrieb Robinsons. Und anders als Bardamu nutzt Ferdinand den Tod seines Doppels hedonistisch: "Solang es Laster gibt, gibt's Vergnügen." Er macht sich über Angèles nunmehr disponible "Zwiebel" her, denn: "Ich schuldete der Menschheit nichts mehr, zumindest nicht der, an die man mit zwanzig Jahren glaubt, mit Skrupeln, die groß wie Kakerlaken zwischen dem Geist und den Dingen herumstreunen." Insofern ist "Guerre" eine fast lebensfrohe Weiterentwicklung, weg vom Todessog des Kriegs, hin zu einer anarchischen Lebensbejahung.

Céline hatte den Verlust seiner Manuskripte lautstark beklagt; man wusste nicht recht, ob man ihm glauben sollte. Es zeigt sich: Seine Angaben waren exakt - eher eine Ausnahme. Im Roman heißt das Café, in dem Angèle ihr Quartier aufschlägt, "L'Hyperbole", die Übertreibung. Diese rhetorische Figur trifft es: Eine für Leben und Werk zentrale Episode wird wie ein Ballon aufgeblasen, gefüllt mit grotesk überformter Sprache voller Militärausdrücke, Umgangssprache, Argot, körperlicher, ja sexueller Metaphern und Motive; sie wird zu Romangröße gedehnt, gestreckt, verzerrt. Und fügt sich doch wie ein solides Herzstück mitten in Célines Romankosmos. NIKLAS BENDER

Louis-Ferdinand Céline, "Guerre". Roman.

Hrsg. von Pascal Fouché, Vorwort von François Gibault. Gallimard, Paris 2022. 188 S., Abb., geb., 19,- Euro.

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