Cur Deus homo ist der Titel eines sprachlichen Kunstwerks aus dem 13. Jahrhundert, das eine von der Theologie ungelöste Frage behandelt: Warum hat Gott den Menschen erst verstoßen und sich dann wieder mit ihm versöhnt, und warum musste dafür Gottes Sohn sterben? Der Benediktiner-Abt Gregor von Montesacro geht dieser Frage phantasievoll, ehrfürchtig und auf künstlerisch anspruchsvolle Weise nach. Die 862 lateinischen Verse seines Sprechstücks für 12 Personen werden im vorliegenden Band von Udo Kindermann ediert und erstmalig ins Deutsche übersetzt. Kindermann kommt nach philologischen Untersuchungen zu der Hypothese, dass es sich hier um ein bisher unbekanntes Format einer literarischen Einlage in ein Festprogramm handeln könnte, das die feierlichen Gelübde eines Mönches (Profess) umrahmte.