Londons Fahrradszene in brillanten Bildern Für seinen neuen Fotokunstband "Cycle Style" hat sich der Fotograf Horst A. Friedrichs auf die Suche nach Londons Fahrradszene begeben. Gefunden hat er hippe Großstädter mit trendigen Fahrrädern, die sich individuell und unabhängig kleiden - ob Tweed-Jacket, Stilettos, Röhrenjeans oder Blumenkleid, alles ist erlaubt! Dieser Bildband zeigt die neuesten Trends und Stile der Fahrrad-Mode und gewährt individuelle Einblicke in eine Subkultur der Fashion-Metropole London.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.05.2012Schicke Menschen, schicke Räder
Ein Bildband des Fotografen Horst A. Friedrichs taugt als Stilbuch des urbanen Radfahrens.
Von Hans-Heinrich Pardey
"Urban Cycling" - keineswegs das unbedarfter klingende "Stadtradeln" - ist die bunte Feder, die sich quer durch die Fahrradbranche viele an den Hut zu stecken versuchen. Die Großstadt entdeckt sich mal wieder als Lebensraum und dabei abermals die Vorzüge gesunder Selbstbewegung vorbei am Stau. Zeitgerecht verbindet der Städter diese mit Selbstdarstellung, um nicht zu sagen Selbststilisierung. Schon seit 2006 setzt ein Blog wie Copenhagen Cyclechic - in Suchmaschinen-Vorschlägen manchmal am Ende auch mit cks geschrieben - interessant aussehende Radfahrer, vorzüglich aber Radfahrerinnen in Szene. Und die Industrie steht nicht an, uns mit allem zu versorgen, was zum zweirädrigen Lebensstil à la mode gehört: schöne Räder, schöne Kleidung, schöne Acessoires vom Satteltäschchen bis zum Hosenclip. Dabei ist anzumerken, was auch sofort auffällt, wenn man die Bilder durchblättert, die der in Frankfurt geborene und in London lebende Horst A. Friedrichs in der britischen Hauptstadt fotografiert hat: Die wahre Fahrradschönheit ist von gestern, wenn nicht vorgestern. Oder anders ausgedrückt: Voll retro ist schick. Nicht alle Fahrzeuge in diesem Buch, aber doch mehr als nur einige, sind Antiquitäten. Aber auch bei denen, die jüngeren Datums sind, dominiert nicht das in jede Form zu bringende Carbon, sondern Stahl. Man sieht viel mehr Chromglanz als Aluschliff, Leder- statt Gel-Sättel, Tweed und Tattoos statt Lycrahosen und Leibchen mit Taschen über dem Po. Ja, Sport - vom urbanen Rad-Polo mal abgesehen - war gestern, so sieht es zumindest aus. Denn der Sport von gestern, also das Bahnrad oder der flache Trainingslenker aus den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, sie fügen sich prächtig in den Lifestyle von heute. Nichts einfacher, als diesem zu folgen und sich dabei doch fein zu differenzieren: Der oder die eine bewegt echte Fahrradklassik, und andere müssen sich eben mit weniger empfindlichen und dafür preisgünstigeren Nachschöpfungen begnügen. Die einen wie die anderen eint der Ehrgeiz, sich der Schönheit ihres Fahrzeugs ebenbürtig zu zeigen. Es bewahrheitet sich bei der Schaufahrt durch die City wieder mal der Satz: Der Radfahrer hat keine Karosserie.
Alle Motive aus dem Buch: "Cycle Style" von Horst A. Friedrichs, Prestel Verlag, München 2012, 176 Seiten, 200 farbige Abbildungen, 24,95 Euro. Fotos Agentur Anzenberger/Horst A. Friedrichs
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Bildband des Fotografen Horst A. Friedrichs taugt als Stilbuch des urbanen Radfahrens.
Von Hans-Heinrich Pardey
"Urban Cycling" - keineswegs das unbedarfter klingende "Stadtradeln" - ist die bunte Feder, die sich quer durch die Fahrradbranche viele an den Hut zu stecken versuchen. Die Großstadt entdeckt sich mal wieder als Lebensraum und dabei abermals die Vorzüge gesunder Selbstbewegung vorbei am Stau. Zeitgerecht verbindet der Städter diese mit Selbstdarstellung, um nicht zu sagen Selbststilisierung. Schon seit 2006 setzt ein Blog wie Copenhagen Cyclechic - in Suchmaschinen-Vorschlägen manchmal am Ende auch mit cks geschrieben - interessant aussehende Radfahrer, vorzüglich aber Radfahrerinnen in Szene. Und die Industrie steht nicht an, uns mit allem zu versorgen, was zum zweirädrigen Lebensstil à la mode gehört: schöne Räder, schöne Kleidung, schöne Acessoires vom Satteltäschchen bis zum Hosenclip. Dabei ist anzumerken, was auch sofort auffällt, wenn man die Bilder durchblättert, die der in Frankfurt geborene und in London lebende Horst A. Friedrichs in der britischen Hauptstadt fotografiert hat: Die wahre Fahrradschönheit ist von gestern, wenn nicht vorgestern. Oder anders ausgedrückt: Voll retro ist schick. Nicht alle Fahrzeuge in diesem Buch, aber doch mehr als nur einige, sind Antiquitäten. Aber auch bei denen, die jüngeren Datums sind, dominiert nicht das in jede Form zu bringende Carbon, sondern Stahl. Man sieht viel mehr Chromglanz als Aluschliff, Leder- statt Gel-Sättel, Tweed und Tattoos statt Lycrahosen und Leibchen mit Taschen über dem Po. Ja, Sport - vom urbanen Rad-Polo mal abgesehen - war gestern, so sieht es zumindest aus. Denn der Sport von gestern, also das Bahnrad oder der flache Trainingslenker aus den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, sie fügen sich prächtig in den Lifestyle von heute. Nichts einfacher, als diesem zu folgen und sich dabei doch fein zu differenzieren: Der oder die eine bewegt echte Fahrradklassik, und andere müssen sich eben mit weniger empfindlichen und dafür preisgünstigeren Nachschöpfungen begnügen. Die einen wie die anderen eint der Ehrgeiz, sich der Schönheit ihres Fahrzeugs ebenbürtig zu zeigen. Es bewahrheitet sich bei der Schaufahrt durch die City wieder mal der Satz: Der Radfahrer hat keine Karosserie.
Alle Motive aus dem Buch: "Cycle Style" von Horst A. Friedrichs, Prestel Verlag, München 2012, 176 Seiten, 200 farbige Abbildungen, 24,95 Euro. Fotos Agentur Anzenberger/Horst A. Friedrichs
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