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Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen war nicht nur der dominierende Herrscher im Europa des 13. Jahrhunderts, sondern - wie schon sein Vater Kaiser Heinrich VI. und seine Söhne Heinrich (Enzo) und Manfred sowie sein Enkel Konradin - auch ein Dichter. Alle stehen poetisch in der Nachfolge der Trobadors in der Provence, doch anders als diese schrieben sie ihre Dichtungen nicht mehr im Altprovenzalischen, sondern in mittelhochdeutscher bzw. altitalienischer Sprache. Ihr Thema ist die höfische Liebe, die Überhöhung und Anbetung der Frau, nach strengen Regeln, doch voller Leidenschaft.Die…mehr

Produktbeschreibung
Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen war nicht nur der dominierende Herrscher im Europa des 13. Jahrhunderts, sondern - wie schon sein Vater Kaiser Heinrich VI. und seine Söhne Heinrich (Enzo) und Manfred sowie sein Enkel Konradin - auch ein Dichter. Alle stehen poetisch in der Nachfolge der Trobadors in der Provence, doch anders als diese schrieben sie ihre Dichtungen nicht mehr im Altprovenzalischen, sondern in mittelhochdeutscher bzw. altitalienischer Sprache. Ihr Thema ist die höfische Liebe, die Überhöhung und Anbetung der Frau, nach strengen Regeln, doch voller Leidenschaft.Die vorliegende zweisprachige Ausgabe versammelt zum ersten Mal im Original die Dichtungen, die die vier Mitglieder der Stauferdynastie während des 12. und 13. Jahrhunderts in Deutschland und Italien verfasst haben, zumindest soweit sie erhalten sind. Für die Authentizität der Texte bürgen die jeweils neuesten kritischen Ausgaben. Hinweise zu den Übersetzungen, Kommentare und Anmerkungen sowie eine ausführliche Bibliographie der konsultierten Ausgaben und Arbeiten erleichtern den Zugang.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Andreas Rossmann empfiehlt die von Sebastian Neumeister herausgegebene zweisprachige Ausgabe mit den Dichtungen der Staufer, allen voran Friedrichs II. Die mittelhochdeutschen und altitalienischen Texte findet Rossmann erstmalig versammelt in einem illustrierten Band vor, der sie auf der Höhe der Forschung präsentiert, wie der Rezensent betont. Ob bei Heinrich VI. mit seinen Liebesliedern oder Kaiser Friedrich, der das Thema Macht dichterisch umkreist oder moralisierende Sonette vorlegt, wie Rossmann erläutert, die Ausgabe überzeugt den Rezensenten jederzeit durch Zugänglichkeit und philologische Güte. Gedichte von Walther von der Vogelweide oder Guilhem Figuera über die Staufer komplettieren den Band, informiert Rossmann.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.08.2021

Und Poet dazu

Diese Adligen besaßen ungeahnte Talente: Ein Band versammelt erstmals die Dichtungen der Staufer.

Auf dem Buchdeckel glänzt das Castel del Monte. Von den vielen Bauwerken, mit denen Friedrich II. (1194 bis 1250) seine Herrschaft manifestierte, ist die achteckige Krone Apuliens das bekannteste und faszinierendste. Die historische Größe des Staufers, den seine Zeitgenossen "stupor mundi", Staunen der Welt, nannten, vereint viele Aspekte und geht über diplomatische und militärische Aktionen hinaus: Als Erneuerer, der eine effektive Verwaltung und Rechtsprechung aufbaute, als Wissenschaftler, der ein Traktat über die Falkenjagd schrieb und in Neapel die erste Universität ohne päpstliche Bulle gründete, als Gelehrter, der den Austausch mit der islamischen Welt pflegte und mehrere Sprachen, darunter Arabisch, sprach, war er schon zu Lebzeiten ein Mythos. Nietzsche nannte ihn "jenen großen Freigeist, das Genie unter den deutschen Kaisern", Jacob Burckhardt den "ersten modernen Menschen auf dem Thron".

Aber Kaiser Friedrich hat, und das ist wenig bekannt, wie sein Vater Heinrich VI., seine Söhne Enzo (Heinz) und Manfred sowie sein Enkel Konradin auch Gedichte und Lieder verfasst und in Palermo die sizilianische Dichterschule begründet, dem ein fester Kreis von Beamten angehörte und deren Kopf ein Notar an seinem Hof, Giacomo da Lentini, war, der als Erfinder des Sonetts gilt. Ihre literaturgeschichtliche und kulturpolitische Bedeutung hat, auch wenn die sizilianische Hochsprache (volgare illustre) bei der Toskanisierung durch die folgende Generation verlorenging, kein Geringer als Dante hervorgehoben: "Weil der königliche Sitz in Sizilien war", so der Sommo poeta in seinem sprachpolitischen Werk "De vulgari eloquentia" (1304/05), "wurde alles, was unsere Vorfahren in der Volkssprache vortrugen, 'sizilianisch' genannt, eine Bezeichnung, die auch wir beibehalten und die auch unsere Nachfahren nicht ändern können."

In dem Band "Da es dir gefällt, o Liebe" hat der Romanist Sebastian Neumeister die Dichtungen der Staufer, verfasst in Mittelhochdeutsch und Altitalienisch, zum ersten Mal in einer zweisprachigen Edition, die frühere Übersetzungen und den neuesten Forschungsstand berücksichtigt, zusammengeführt. Am Anfang steht Heinrich VI., der an der Spitze der Manessischen Handschrift thront: In seinen Liedern besingt er erlebtes Liebesglück, das die Geliebte des späteren Minnesangs allenfalls noch bedingt gewährt, und stellt es über kaiserliche Machtvollkommenheit.

Das Zentralgestirn aber ist Kaiser Friedrich II., der mit der Abkehr von der lateinischen Hochsprache, aber auch von der Volkssprache der provenzalischen Trobadors die italienische Lyrik auf den Weg bringt. Eines seiner Lieder führt das Verhältnis von Liebe und Macht, Person und Amt, das schon Heinrich VI. anspricht, in den Konflikt; ein anderes zeigt ihn in einem Netz interkultureller Bezüge und gerade auch arabischer Einflüsse; in einem dritten nutzt er die Gattung des Sonetts für ein moralisches Programm: "Maß, Vorausschau und Verdienst", so die Leitwerte, "machen weise und wissend." Drei Texte können dem Kaiser nicht eindeutig zugeschrieben werden, zu zwei weiteren gibt es scharfsinnige Hypothesen. Indem Neumeister die Argumente für und wider abwägt, diskutiert er die Poetik der Minnelyrik: die Spannung von Sehnsucht und Erfüllung, die Übereinstimmung von innerer und äußerer Schönheit, Verehrungsrituale.

Ein Gedicht über Trennungsschmerz und eines über das existenzielle Leid seiner Gefangenschaft in Bologna, wo er die letzten 23 Jahre in einem goldenen Käfig lebte, sowie ein Sonett aus glücklicheren Tagen in Palermo sind von Friedrichs Lieblingssohn Enzo überliefert, während die Kanzonen seines Bruders Manfred nicht erhalten sind. Von Konradin, dem letzten Staufer, den Karl von Anjou als Sechzehnjährigen in Neapel enthaupten ließ, sind zwei poetische Versuche bekannt, die im Codex Manesse stehen: In dem einen bekennt er sich zu seiner Unerfahrenheit in Minnedingen, die er in dem anderen, das wahrscheinlich unvollständig ist, poetisch konventionell korrigiert.

Das Tableau komplettieren Autoren, die Staufer zum Thema von Gedichten machten: Aimeric de Peguilhan, der Friedrich als (politischen) Arzt lobt, Guilhem Figueira, der den Kaiser einmal hymnisch rühmt und einmal scharf kritisiert, Walther von der Vogelweide, der ihn mit der Erwartung auf Zuwendung konfrontiert, Reinmar von Zweter, der erst panegyrische Töne anschlägt und dann zu seiner Abwahl aufruft, schließlich der (biographisch nicht fassbare) Marner mit einer Idealisierung Konradins, der die Macht für die Staufer zurückgewinnen soll.

Das schön gestaltete und illustrierte Buch, das die Balance zwischen Lesefreundlichkeit und Philologie hält, ist auch ein Beitrag zum Dante-Jahr. Im Epilog greift Neumeister die Stelle aus dem zweiten Buch der Göttlichen Komödie auf, in der eine Gruppe von Seelen erscheint, von denen sich eine als Friedrichs Sohn Manfred zu erkennen gibt: "Manfred klagt nicht über sein Schicksal und das seines Stammes, nein, er berichtet erhobenen Hauptes, was ihm geschehen ist. Seine lange Rede am Ende des dritten Gesangs, kurz vor dem Aufstieg in höhere Regionen, ist deshalb viel eher die Klage, die Dante über das Ende eines Kaisertums anstimmt, von dem er sich die Einigung Italiens versprochen hatte, ein würdiger Abgesang auf ein großes Geschlecht." ANDREAS ROSSMANN

"Da es dir gefällt, o Liebe." Die Dichtungen der Staufer.

Zweisprachige Ausgabe.

Hrsg. von Sebastian Neumeister. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2021. 168 S., Abb., geb., 26,- Euro.

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