„Da geht einer“ – und er geht sehr weit: von München nach Hamburg, eine Strecke, die wir heutzutage selbst ungern mit dem Schnellzug ICE zurücklegen. Der Businessman von heute nutzt aus Zeitgründen lieber den Flieger.
Doch Christian Friedrich Hebbel feilt noch an seiner Karriere. Der schwere Gang
in der Winterszeit soll seine Dichterlaufbahn beflügeln. Der junge Jurist erwartet Neuaufträge in…mehr„Da geht einer“ – und er geht sehr weit: von München nach Hamburg, eine Strecke, die wir heutzutage selbst ungern mit dem Schnellzug ICE zurücklegen. Der Businessman von heute nutzt aus Zeitgründen lieber den Flieger.
Doch Christian Friedrich Hebbel feilt noch an seiner Karriere. Der schwere Gang in der Winterszeit soll seine Dichterlaufbahn beflügeln. Der junge Jurist erwartet Neuaufträge in Hamburg und ein besseres Netzwerkumfeld als in München. Den Zugang dazu sollen ihm seine Hamburger Ex-Freundin Elise Lensing und Amalie Schoppe, Initiatorin seines Stipendiums und selbst Autorin, - nochmals - vermitteln.
Während seiner Wanderung schreibt Hebbel an dem Drama „Judith“, nach der biblischen Geschichte von Judith und Holofernes, das 1840 am Berliner Hoftheater uraufgeführt wird. Mit diesem Lichtblick in der Tasche, endlich ein großes Werk verfasst zu haben, führt Hebbel seinen Weg immer weiter fort, auch wenn ihm das Geld und die saubere, heile Kleidung ausgegangen sind.
Der Roman von Susanne Bienwald gibt in der Ich-Perspektive einen Einblick in das beschwerliche und ärmliche Leben von Künstlern im 19. Jahrhundert. Ein rasches Vernetzen mit Mentoren und Gönnern wie heute war nicht möglich. Es konnten nur Briefe geschrieben und sich in persönlichen Gesprächen vis-a-vis dargestellt werden.
Dem jungen Hebbel liegt die Selbstvermarktung jedoch nicht. Allerdings ist diese auch nur in Gedanken in des Dichters Kopf Thema. Wie Hebbel in Hamburg letztlich aufgenommen wird, erfährt der Leser nicht mehr. Abenteuer auf seiner Wanderung sind eher wenig gefährlich und aufregend.
Was als Eindruck zurückbleibt, sind die Existenz- und Versagungsängste Hebbels sowie seine Ärmlichkeit, die sogar seinen kleinen Hund Hänschen in Lebensgefahr bringt.
Fazit: Schön, dass eine Autorin sich einmal eines solchen historischen Themas annimmt und die Recherchen dazu nicht scheut. Schließlich machen wir uns doch beim Lesen vor Gedichten oder Theaterstücken meist keine größeren Gedanken, unter welchen Bedingungen sie zustande kamen.