2007 wurde Richard Wadani als erstem österreichischen Wehrmachtsdeserteur das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs verliehen. Ein mühsam erkämpfter Schritt, dem - nach Jahren politischer und gesellschaftlicher Auseinandersetzung - noch andere wichtige Etappen folgen sollten: 2009 das sogenannte Anerkennungs- und Rehabilitierungsgesetz für die Verfolgten der NS-Militärjustiz, 2014 schließlich die Enthüllung eines Deserteursdenkmals am Wiener Ballhausplatz. Immer mittendrin im politischen Geschehen: der mittlerweile über 90-jährige Richard Wadani, dessen scharfsinniger Humor…mehr
2007 wurde Richard Wadani als erstem österreichischen Wehrmachtsdeserteur das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs verliehen. Ein mühsam erkämpfter Schritt, dem - nach Jahren politischer und gesellschaftlicher Auseinandersetzung - noch andere wichtige Etappen folgen sollten: 2009 das sogenannte Anerkennungs- und Rehabilitierungsgesetz für die Verfolgten der NS-Militärjustiz, 2014 schließlich die Enthüllung eines Deserteursdenkmals am Wiener Ballhausplatz. Immer mittendrin im politischen Geschehen: der mittlerweile über 90-jährige Richard Wadani, dessen scharfsinniger Humor ebenso besticht wie seine zeitlebens konsequente politische Haltung. Aufgewachsen als Sohn österreichischer Eltern im revolutionären Prag der 1920er und 30er Jahre, führt sein Weg 1938 unfreiwillig nach Wien, ebenso widerwillig in die Wehrmacht. Im Oktober 1944 läuft er an der Westfront zu den Alliierten über.In der Uniform der Briten kehrt er 1945 nach Wien zurück. Anfeindungen, Neubeginn im Nichts, mit nichts. Pionier beim Aufbau des österreichischen Volleyballs als Profisport; Engagement und Arbeit in der KPÖ. Schmerzhafte Zäsur, Parteiaustritt nach dem Prager Frühling 1968.Als Konstante über die Jahrzehnte hinweg: die politische Auseinandersetzung. Sei es der Kampf gegen Kameradschafts- und Turnerbund in den 50er und 60er Jahren, der Kampf gegen das alljährliche Gedenken an die Nazi-Ikone Walter Nowotny am Wiener Zentralfriedhof, das Ringen um die Anerkennung der Opfer der NS-Militärjustiz.
Magnus Koch, geb. 1967, freier Historiker und Kurator, lebt in Hamburg, u. a. wissenschaftlicher Berater der Städte Hamburg und Wien für die dort geplanten bzw. umgesetzten Deserteursdenkmäler; Veröffentlichungen zu ungehorsamen Soldaten der Wehrmacht; Mitglied des Ausstellungsteams "Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944" am Hamburger Institut für Sozialforschung (2000/2002). Mitglied des Kuratorenteams der Wanderausstellung "Was damals Recht war".Lisa Rettl, geb. 1972, lebt und arbeitet als freie Zeithistorikerin, Biografin und Ausstellungskuratorin in Wien. Richtungsweisende Arbeiten im Kontext der österreichischen Erinnerungskultur und NS-Täterforschung, ferner zahlreiche Arbeiten zu den Themen Widerstand und Minderheitenpolitik. Theodor-Körner-Preis für Wissenschaft, Kunst und Kultur (2002), Theodor-Körner-Preis für Kuratorentätigkeit (2008), Förderungspreis für Geistes- und Sozialwissenschaften des Landes Kärnten (2012).
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