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Die Menschen in der Stadt am Waldrand. Sie leben miteinander, sie leben nebeneinander her, sie sind allein, sie sterben - und doch hängen sie und ihre Schicksale alle zusammen: Der Kriminalpolizist, der einer grausamen Entführungsserie auf der Spur ist, das Mädchen aus gutem Hause mit dem unsagbaren Geheimnis, der weise Forscher der Zeit und die Mutter, die ihre kleine Tochter verliert. Sie alle leben in der Stadt am Waldrand, und sie alle sind mit dem Tod konfrontiert. Und mit der Zeit, die sich in der Unendlichkeit verliert. Ein geschickt konstruierter, sprachgewaltiger Roman - von Spiegel-Bestsellerautorin Lilly Lindner.…mehr

Produktbeschreibung
Die Menschen in der Stadt am Waldrand. Sie leben miteinander, sie leben nebeneinander her, sie sind allein, sie sterben - und doch hängen sie und ihre Schicksale alle zusammen: Der Kriminalpolizist, der einer grausamen Entführungsserie auf der Spur ist, das Mädchen aus gutem Hause mit dem unsagbaren Geheimnis, der weise Forscher der Zeit und die Mutter, die ihre kleine Tochter verliert. Sie alle leben in der Stadt am Waldrand, und sie alle sind mit dem Tod konfrontiert. Und mit der Zeit, die sich in der Unendlichkeit verliert. Ein geschickt konstruierter, sprachgewaltiger Roman - von Spiegel-Bestsellerautorin Lilly Lindner.
Autorenporträt
Lilly Lindner, geb. 1985 in Berlin, begann bereits mit fünfzehn begann sie autobiographische Texte und Romane zu schreiben. Viel Zeit verbringt sie heute mit der Arbeit mit Kindern.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Große Faszinationskraft für Heranwachsende hat das neue Buch von Lilly Lindner, vermutet Wiebke Porombka. Sie selbst scheint hin- und hergerissen zwischen der durchaus kitschigen Parabel auf Leben und Schicksal, die sie in den episodisch erzählten Geschichten ums Sterben erkennt, und der tragischen Lebensgeschichte der Autorin, die sie beim Lesen immer mitdenkt. Am besten scheint Porombka das Buch als Dokument einer großen Traurigkeit zu firmieren, in dem allerdings auch Momente böser Ironie lauern.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.12.2013

Wo der Tod lauert

Das Märchen endet böse: Lilly Lindners Roman "Da vorne wartet die Zeit" ist das Dokument einer großen Traurigkeit.

Es gibt Romane, bei deren Lektüre sich grundsätzliche Fragen auftun. Etwa jene, welche Rolle ihrem Entstehungskontext zufallen sollte. Dass er sich in das unmittelbare Lektüreerlebnis einschleicht, scheint kaum vermeidbar. Genauso indes scheint angeraten, ihn bei der abschließenden Beurteilung eines Textes nicht mehr zu berücksichtigen. Das ist nicht immer leicht.

Vor zwei Jahren erschien das Debüt "Splitterfasernackt" der 1985 geborenen Lilly Lindner. Die Autorin erzählt darin ihre eigene grausame Kindheit und Jugend. Mit sechs Jahren wurde sie das erste Mal von einem Nachbarn vergewaltigt - nur der Auftakt einer nicht enden wollenden Tortur von Misshandlungen, die das Mädchen ertragen muss. Sie wird verschleppt und geschändet, bis sie schließlich mit einundzwanzig Jahren in einem Bordell strandet. Immerhin bleibt ihr dort eine letzte Illusion von Selbstbestimmtheit über ihren Körper. Lilly Lindner erzählte diese unfassbare Leidensgeschichte mit einer sprachlichen und emotionalen Klarheit, vor der man Hochachtung haben musste und die zugleich tief berührte.

Mit "Da vorne wartet die Zeit" hat sie nun ihr drittes Buch innerhalb von drei Jahren veröffentlicht. Der Roman, der wieder genauso gewandt daherkommt, kreist, wie bereits der Titel nahelegt, um die Relativität von Zeit und um Vergänglichkeit. Die Welt, wie Lilly Lindner sie in ihrem Roman entwirft, ist in klassischer Märchenmanier zweigeteilt. Auf der einen Seite gibt es "die Stadt am See", eine Art zeitloses Himmelreich, ein Paradies, in dem sich all jene treffen, die in der anderen, der vermeintlich realen und trostlosen Welt gestorben sind. "Denn fernab der Zeit, in diesem dichten Nebel am See, treffen sich die Sterbenden, um noch einmal zu leben. Sie sehen sich lächeln. Sie streiten nicht mehr um das letzte Wort, sie lachen nicht mehr übereinander, sie lachen miteinander."

Die Welt auf der anderen Seite, in der die noch Unerlösten leben, nennt Linder "die Stadt am Waldrand". Über diese Welt lesen wir in ihrem Roman. In jedem Kapitel erzählt Lindner eine Episode über das Sterben: Ein kleiner Junge kommt bei einem Autounfall ums Leben, ein junger Musiker stirbt an einem Herzfehler, als er gerade seine große Liebe kennengelernt hat, ein Mädchen, das eben noch glücklich mit seiner Mutter spielte, ertrinkt in einem Fluss, ein Junge bringt sich um, weil sein Vater sich so wenig für ihn interessiert, dass selbst ein schlichtes Telefonat mit seinem Sohn ihn unwirsch werden lässt und er sich Störungen solcher Art verbietet.

Je idyllischer ein Kapitel beginnt, desto überraschender für die Figuren, bald aber natürlich vorhersehbar für den Leser bricht der Tod in dieses Leben ein. Aber es gibt ja noch die Stadt am See, die Erlösung und eine zweite Chance verheißt. Das alles ist, für sich genommen, einigermaßen kitschig. Tragisch aber wird es in dem Moment, da man diese unbedingte Sehnsucht nach dem Idyll und das gleichzeitige Heraufbeschwören ihres unabwendbaren Zerfallens mit dem Entstehungskontext des Romans und dem Wissen um die Geschichte seiner Autorin zusammendenkt.

Verstärkt wird die Wirkung dadurch, dass sich die Geschichte eines Verbrechens durch den Roman zieht: Immer wieder werden in der Stadt am Waldrand Mädchen verschleppt und ermordet. Der Ermittler, der sich der Aufklärung dieser Verbrechensserie verschrieben hat, verbringt seine schönsten Stunden - nicht die einzige böse Ironie bei Lilly Lindner - im städtischen Bordell bei seiner angestammten Prostituierten, einem schmächtigen und zerbrechlichen Mädchen, dem er sich allerdings längst nicht mehr körperlich nähert, sondern bei der er nur menschliche Nähe sucht.

Lilly Lindner hat mit "Da vorne wartet die Zeit" ein Buch geschrieben, das eine Parabel auf das Leben sein will, das unzählige Propositionen über das Schicksal enthält, die, gleichsam naturgemäß, Kalendersprüchen ähneln. Genauso enthält dieses Buch unzählige Reflexionen über die Zeit, die nicht immer ganz zu durchschauen sind, sondern mitunter auch nur dem schönen Klang geschuldet zu sein scheinen. Vermutlich wird man dem Buch nur dann gerecht, wenn man in seiner Mischung aus Märchen, kleiner Philosophie über das Leben und Dokument einer großen Traurigkeit seine eigentliche Stärke und Besonderheit erkennt. Ganz und gar nicht abwertend soll klingen, dass diese Stimmung, die Lindners Roman grundiert, deshalb gerade für Heranwachsende große Faszination und Identifikationspotential bergen dürfte.

WIEBKE POROMBKA

Lilly Lindner: "Da vorne wartet die Zeit".

Roman.

Droemer Verlag, München 2013. 272 S., br., 12,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Lilly Lindner verleiht schwerwiegenden Worten eine magische Leichtigkeit." Salzburger Nachrichten, 02.11.2013