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Mit diesem Band wird die dreibändige Edition des Briefwechsels von Bettine von Arnim mit ihren Söhnen Freimund (Band 1), Siegmund (Band 2) und Friedmund (Band 3) abgeschlossen.Der Briefwechsel zwischen Bettine von Arnim und ihrem zweitältesten Sohn Siegmund ist eine der ungewöhnlichsten Eltern-Kind-Korrespondenzen überhaupt. Siegmund war politisch konservativ bis zum Reaktionären und verfolgte seine Überzeugungen mit Unnachgiebigkeit und Dogmatismus. Die Schriftstellerei seiner Mutter lehnte er ebenso ab wie ihr politisches und soziales Engagement.Obwohl der Sohn sie immer wieder verbal…mehr

Produktbeschreibung
Mit diesem Band wird die dreibändige Edition des Briefwechsels von Bettine von Arnim mit ihren Söhnen Freimund (Band 1), Siegmund (Band 2) und Friedmund (Band 3) abgeschlossen.Der Briefwechsel zwischen Bettine von Arnim und ihrem zweitältesten Sohn Siegmund ist eine der ungewöhnlichsten Eltern-Kind-Korrespondenzen überhaupt. Siegmund war politisch konservativ bis zum Reaktionären und verfolgte seine Überzeugungen mit Unnachgiebigkeit und Dogmatismus. Die Schriftstellerei seiner Mutter lehnte er ebenso ab wie ihr politisches und soziales Engagement.Obwohl der Sohn sie immer wieder verbal attackierte und ihr harsche Vorwürfe machte, dass sie ihre Funktion als Mutter nicht adäquat ausfülle, setzte sich Bettine von Arnim wiederholt nachdrücklich für ihn ein. Indem sie ihm in ihren Briefen ausführliche Darstellungen der politischen und sozialen Verhältnisse in Berlin lieferte, versuchte sie ihn zugleich von der Richtigkeit ihrer politischen Ansichten zu überzeugen. Siegmunds Briefe dokumentieren in ungewöhnlicher Plastizität die Laufbahn eines mittleren preußischen Diplomaten um 1850, der als Legationssekretär in Karlsruhe erst die Märzrevolution von 1848 und dann die Badische Revolution hautnah mitverfolgen konnte.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Bettine von Arnim (1785-1859), geborene von Brentano, hatte mit Achim von Arnim sieben Kinder. Berühmt wurde sie durch ihr Buch »Goethes Briefwechsel mit einem Kinde«. Sie war eine vielbeachtete Dichterin der Romantik. In ihrem politischen Wirken trat sie vor allem für die geistige und politische Emanzipation von Frauen wie auch Juden ein.

Wolfgang Bunzel, geb. 1960, studierte Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Komparatistik und Philosophie in Regensburg und München und arbeitet heute als wissenschaftlicher Assistent an der Technischen Universität Dresden und als Redakteur des »Internationalen Jahrbuchs der Bettine-von-Arnim-Gesellschaft«.

Ulrike Landfester, geb. 1962, studierte Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Mediävistik und Anglistik in Freiburg und München. Ihre Habilitation verfasste sie über Bettine von Arnims politisches Werk. Seit 2003 ist sie Professorin für deutsche Sprache und Literatur an der Universität St. Gallen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.10.2001

Spickgänse für die Heilige
Der Briefwechsel zwischen Friedmund und Bettine von Arnim

Freimund, Siegmund, Friedmund und Kühnemund hießen die Söhne Achims und Bettines von Arnim, die zwischen 1812 und 1817, im zeitlichen Umkreis der Befreiungskriege, in rascher Folge das Licht der Welt erblickten. Freie, kühne, friedfertige, sieghafte Männer wünschte Achim von Arnim seinem von Napoleon gebeutelten Volk. Die Namen waren Programm, anders als bei den Töchtern Maxe, Armgart und Gisela, die sich von 1818 bis 1827 einstellten.

Friedmund von Arnim (1815-1883) sprach frei und kühn wie seine Brüder. Nur mit Sieg und Frieden wollte es nicht so recht klappen. Im Kampf gegen das humanistische Gymnasium unterlag er schmählich. Gegen den Willen ihres Mannes setzte Bettine schließlich durch, daß Friedmund auf die Gewerbeschule wechseln durfte. Der Vater hätte ihn gern zum Romantiker gemacht.

Paradoxerweise entwickelt sich der etwas hölzern-eckige dritte Sohn dann doch noch zum Schriftsteller. Er sammelt Märchen wie die Brüder Grimm, er schreibt sozialrebellische Bücher wie seine Mutter, er verfaßt homöopathische Broschüren wie Christian Friedrich Samuel Hahnemann. Leider ist alles epigonal und ein wenig dilettantisch, wird aber mit trotziger Überzeugtheit vorgebracht. Friedmunds Schriften haben hochtrabende Titel wie "Die Weltordnung", "Die Lehre der Liebe" oder "Revolutions-Gedanken . . ., verfaßt von der gesunden Volksvernunft". Sein erfolgreichstes Werk war die "Neue Heillehre oder Die Frauenkur, Hitzfieberkur und Zehrfieberkur", die in einem "kurzgefaßten Auszug zum Selbstgebrauch für den unbemittelten und unbelesenen Mann, der nur Hülfe verlangt und nicht nach Gründen frägt" im Jahre 1868 sieben Auflagen erzielte.

Vermutlich würde niemand sich um Friedmund von Arnim bekümmern, wenn er nicht der Sohn einer bedeutenden Mutter wäre. Friedmund unterstützt sie unbedingt. Er systematisiert und popularisiert ihre Ideen. Seinem Starrsinn gelingt bisweilen, was ihre bizarre Verträumtheit oft verfehlt. Während ihr Armenbuch, das den Herrschenden die verzweifelte Lage des pauperisierten Proletariats vor Augen stellen wollte, in den Schlingen der Hofintrigen erstickt ("Den Hungernden helfen heißt jetzt Aufruhr predigen!"), kann Friedmund ziemlich ungestört die "faulen Reichen" an den Pranger stellen. Ihm wie seiner Mutter schwebte eine Art royalistischer Kommunismus vor. Da die sich formierende Arbeiterbewegung daran so wenig Interesse zeigte wie der König von Preußen selbst, der trotz seines lebhaften Briefwechsels mit Bettine derlei weder durchsetzen konnte noch wollte, bewegte Friedmund sich in einem politischen Wolkenkuckucksheim. Nicht selten wurde er ausgelacht. Dabei war er persönlich ein guter Mensch, bescheiden, ja asketisch, lebte nicht bei den Intellektuellen in der Stadt, sondern bei seinen Bauern, verbesserte die Böden, steigerte die Erträge und lebte das vor, was er für das Richtige hielt.

Das alles und noch mehr läßt sich aus der vorzüglichen Edition des Briefwechsels zwischen Friedmund und Bettine herauslesen. Die Herausgeber haben keine Mühe gescheut, den Staub von jeder Einzelheit zu pinseln, haben die Zeitungen jener Jahre gelesen, die politischen und sozialen Bewegungen studiert, die Affären rekonstruiert und so die merkwürdig zwischen Romantik und Sozialismus, zwischen schlesischem Weberelend und getünchter Hofkamarilla, zwischen Berliner Salons und märkischen Gutshöfen schillernde Welt der Jahre von 1824 bis 1856 plastisch erstehen lassen.

Bettines Briefe sind literarisch denen ihres Sohnes überlegen. Der Tonfall ist unruhig, mal fließend, mal stockend, aber stets geradezu und pointiert; sie nimmt kein Blatt vor den Mund und kritisiert ihren kauzigen Sprößling bisweilen heftig. Er will sie umgekehrt zu größerer ökonomischer Vernunft bekehren, achtet sie aber dabei aufs höchste. "Du bist ein geheiligtes Wesen", schreibt er ihr, als sie ins Gefängnis soll, und bietet sich an, an ihrer Stelle zu sitzen. Er ist stets um ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen bemüht, stellt ihr, übrigens mit gutem Erfolg, seine homöopathische Kunst zur Verfügung und sendet ihr Geld und Gutes aus der Landwirtschaft. "Beikommend schicke ich Dir zwei Rehblätter und drei Spickgänse."

Es geht um Gedrucktes und Geldsachen, um Politik und Prozesse, um Intrigen und Affären. Der Leser hat, da die Edition auf Vollständigkeit angelegt ist, auch öde Strecken zu überwinden. Manche Briefe sind zehn Seiten lang und langweilig, doch folgen immer wieder auch glänzende Stellen wie die Schilderung der Volksfeststimmung beim Brand des Berliner Opernhauses im Jahre 1843 oder der dramatischen Tage im März 1848, über die Friedmund von seiner Mutter brieflich ausführlich orientiert wird - bis hin zu revolutionärem Klatsch und Spaß: Der Papst habe den Zölibat aufgehoben und sich, um ein Beispiel zu geben, mit der Lola Montez verlobt. Bettine schreibt klar als Sympathisantin des niederen Volkes und schildert erbittert die ungeschickten, alles verschlimmernden und durchweg die Falschen treffenden Aktionen des Militärs. Einen Betrunkenen, der die Königin im Wirtshaus eine "alte katholische Sau" genannt hat, den allerdings will auch die royalistische Kommunistin lebenslang eingesperrt sehen.

HERMANN KURZKE.

"In allem einverstanden mit Dir". Bettine von Arnims Briefwechsel mit ihrem Sohn Friedmund. Herausgegeben von Wolfgang Bunzel und Ulrike Landfester. Wallstein Verlag, Göttingen 2001. 573 S., geb., 78,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mehreres fasziniert Thomas Meissner an dem Briefwechsel zwischen Bettine von Arnim und ihrem Sohn Siegmund. Zum einen, wie "bemerkenswert unsympathisch" Siegmund sich präsentiert: stolz, miesepetrig, cholerisch, antisemitisch - zumindest in letzterem erkennt der Rezensent eine "Arnimsche Familienkrankheit". Damit aber nicht genug. Wie auch immer er im diplomatischen Dienst gelandet war, er hätte kaum schlechter geeignet sein können, findet Meissner. Stets fühlte er sich ungerecht behandelt, ansonsten langweilte er sich, oder hatte Heimweh. Seine politische Haltung wäre mit "reaktionär fast noch euphemistisch" bezeichnet - was aber nicht zu Diskussionen mit der Mutter führte, weil er dieser jeden politischen Verstand absprach, fasst Meissner fassungslos zusammen. Ähnlich erstaunt zeigt sich der Rezensent, mit wie viel Gleichmut Bettine den Ausbrüchen und Unflätigkeiten ihres Sohnes begegnet. Ungeachtet ihres persönlichen Verhältnisses hilft sie ihm bei seiner Karriere. Vielleicht hat Siegmund erst verstanden, wie wichtig Bettine für ihn war, als sie starb, mutmaßt Meissner: "Sie war der einzige Mensch, welcher mich liebte ...", zitiert ihn der Rezensent.

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