Ein schwuler Protagonist, der früh auf sich allein gestellt war. Ein Vater, ehemals Gastarbeiter, der das beste für seinen Sohn will, aber selbst nicht viel Gutes bekommen hat. Eine Mutter, die zu früh gestorben ist. Ein Leben in Armut, bis kurz vor der Obdachlosigkeit, trotz angeblich unzähliger
Möglichkeiten.
“Ich weiß nicht, wann ich aufgegeben habe, wann die Frustration meine Welt…mehrEin schwuler Protagonist, der früh auf sich allein gestellt war. Ein Vater, ehemals Gastarbeiter, der das beste für seinen Sohn will, aber selbst nicht viel Gutes bekommen hat. Eine Mutter, die zu früh gestorben ist. Ein Leben in Armut, bis kurz vor der Obdachlosigkeit, trotz angeblich unzähliger Möglichkeiten.
“Ich weiß nicht, wann ich aufgegeben habe, wann die Frustration meine Welt übernommen hat. Vielleicht als Janko zusammengeschlagen wurde oder als auch andere fortgingen. Eines Tages schien jeder einen eigenen Plan für das Leben zu haben, nur ich nicht.”
Ich muss gestehen, dass ich mit dem Protagonisten am Anfang etwas zu kämpfen hatte. Ich verstehe seine Frustration, die vielschichtigen Gefühle und fand es beeindruckend, wie realistisch und ehrlich diese dargestellt wurden. Wir bekommen hier Wahrheiten, die tief treffen. Die Wehtun und einfach Hässlich sind.
Manchmal bekommen wir aber auch einen Menschen, der sein Leid zu seiner Persönlichkeit macht. Der sich gegen die Zukunft wehrt, um sich weiter von der Vergangenheit definieren zu lassen.
Es geht viel um Klassenzugehörigkeit und Privilegien, die einfach fehlen. Viele gute Punkte, sehr ehrliche Worte und genau das, was ich mir erhofft habe. Zwischendurch rutschen wir aber immer wieder ins Destruktive, Negative und erlebe einen Mann, der sich offensichtlich nicht selbst helfen kann und immer wieder in Abwehrhaltung verfällt und eine*n Schuldigen sucht, der bloß nicht aussehen darf wie er selbst.
Natürlich spielt der Vater hier eine große Rolle. Der Vater, der plötzlich im Sterben liegt und einiges klären möchte. Dementgegen steht ein Sohn, der manchmal das gleiche möchte, manchmal aber auch nicht glaubt, dass eine Aufarbeitung hier möglich ist. Eine interessante Dynamik, der die unterschiedlichsten Gefühle zu Grunde liegen. Telefonate die Aufgeschoben werden, Sanfte Annäherungen, die an harte Grenzen stoßen und unheimlich viel Druck bei zwei Menschen, die so dringend einen Abschluss brauchen.
Die familiären Probleme zeichnen sich auch im Beziehungsleben ab. Auch hier bekommen wir ausführliche Einblicke und eine interessante Dynamik. Treffen mit einem Mann, für den Geld haben selbstverständlich ist. Hier werden Privilegien nicht hinterfragt, solange Menschen käuflich sind.
Auch freundschaftliche Beziehungen gestallten sich eher schwierig. Trotzdem sind es am Ende diese Menschen, die unseren Protagonist sehen, wie er ist und zur Unterstützung kommen. Die nicht bloß mit anschauen, dass er im Leben feststeckt und ehrliche Worte finden.
Ich bin wirklich überrascht, auf wie vielen Ebenen diese kurze Geschichte spielt und wie viele Themen hier großartig einfließen, ohne sich zu sehr aufzudrängen. Natürlich wird das Buch nicht jedem gefallen und es braucht viel Empathie und Ruhe, um das alles so hinzunehmen. Aber es ist ein unheimlich ehrliches, bewegendes Buch, mit einzigartigem Humor.