The Nicest Little Woman...
...von der ich je gelesen habe.
Ihr Name lautet Jerusah Abbot und sie ist im trostlosen John Grier Waisenhaus groß geworden. Da sie aber schriftstellerische Begabung besitzt, findet sich ein reicher anonymer Förderer, der ihr das Studium an einem sehr feinen College
finanziert. Dafür möchte er, dass Jerusah ihm regelmäßig Briefe schreibt, nie seinen wahren Namen…mehrThe Nicest Little Woman...
...von der ich je gelesen habe.
Ihr Name lautet Jerusah Abbot und sie ist im trostlosen John Grier Waisenhaus groß geworden. Da sie aber schriftstellerische Begabung besitzt, findet sich ein reicher anonymer Förderer, der ihr das Studium an einem sehr feinen College finanziert. Dafür möchte er, dass Jerusah ihm regelmäßig Briefe schreibt, nie seinen wahren Namen erfährt und keine Antworten erwartet.
Der ehrwürdige Gönner wird von Jerusah kurzerhand Daddy-Long-Legs getauft und sich selbst nennt sie praktischerweise Judy, denn wer heißt schon gerne wie ein Grabstein? Von nun an unterhält sie ihn vier Jahre lang mit äußerst kurzweiligen und amüsanten Briefen über ihren College Alltag. Ihrem unbekannten Daddy-Long-Legs schüttet sie freimütig und ungekünstelt ihr Herz aus. Er kennt ihre dunkelsten Gedanken und ihre geheimsten Wünsche, kein Wunder, dass der anonyme Fremde mit den langen Beinen eine ganz besondere Zuneigung zu Jerusah Judy Abbot entwickelt.
Ich gestehe es, ich habe bei der Lektüre von Judys herrlichen Briefen die eine oder andere sentimentale Träne abgedrückt, denn die brilliante Jean Webster hat mit Judy Abbot einen ganz wunderbaren, erfrischenden und mit all seinen kleinen Unvollkommenheiten überaus liebenswerten Charakter geschaffen.
"Did you ever have a sweet baby girl who was stolen from the cradle in infancy? Maybe I am she!" fragt sie ganz beiläufig bei Daddy-Long-Legs an, es kann ja nichts schaden. Natürlich gilt es auch zu klären ob ihr geliebter Daddy-Long-Legs wohl ein Problem hätte wenn sie Sozialistin werden würde "You wouldn't mind, would you, Daddy?" Immerhin wir schreiben das Jahr 1912, und eine vorsichtige Anfrage an den reichen Gönner scheint in diesem Falle durchaus angeraten.
Mit dem unverbildeten Blick einer jungen Frau, die die normale Welt außerhalb des Waisenhauses gerade erst kennenlernt, bezieht Judy ihren geliebten Daddy in ihre kritischen Betrachtungen über die Kirche, die Gesellschaft und die Selbstverwirklichung der Frauen ein.
Ja, man merkt, dass Jean Webster eine reformerische Frau war, die sich für soziale Fragen und Frauenrechte einsetzte, denn sie legt der arglosen Judy ein paar ziemlich deutliche Sätze in den Mund, die aber so charmant und geistreich verpackt sind, dass man am liebsten selbst zur Sozialistin werden möchte ;-).
Ach ja, beinahe hätte ich etwas ganz Wichtiges vergessen: Daddy-Long-Legs ist eine zauberhafte Liebesgeschichte ohne jeden Kitsch, die ihre gesamte zuckersüße Romantik aus Judys offenherziger Natürlichkeit bezieht und natürlich aus der Tatsache, dass man über die Identität von Judys liebem Vertrauten Daddy-Long-Legs einige naheliegende Vermutungen mit sich herumträgt.
5hundert Sterne für einen unsterblichen Bestseller und eine klare Empfehlung: Immer wieder lesen!