Zehn Tage Auszeit könnten Anja Romanowa gerade recht sein, um ein paar Dinge in ihrem achtundzwanzigjährigen Leben mit sich zu klären. Etwa ein verwirrendes Dreiecksverhältnis oder ihren missglückten Berufsstart im russischen Außenministerium mit seinen trinkfesten Zynikern. Nur verbringt Anja diese Zeit unfreiwillig mit fünf anderen jungen Frauen: Da ist Maja, die in «Brust- und Po-Tuning» investiert, um reichen Männern zu gefallen, Natascha, die das echte Straflager kennt, oder Irka, die die Alimente für ihre Tochter nicht gezahlt hat. Sie sind zusammen im Moskauer Gefängnis, wegen Ordnungswidrigkeiten. Anja selbst verbüßt eine zehntägige Strafe, weil sie zu einer Demonstration gegen Regierungskorruption aufgerufen hat. Sechs Leben prallen aufeinander, explosiv und oft sehr komisch, in denen sich das heutige Russland spiegelt: Armut und Reichtum, Freiheitsgeist und Putin-Gläubigkeit, traditionelle Rollen und fluide Identitäten - die eine träumt von Buchweizen, die andere vermisst Bali. Und in alldem wird Anja einen Entschluss fassen.
Zart und cool, rau und zornig erzählt Kira Jarmysch davon, wie eine Frau in einer zerrissenen Gesellschaft zu sich findet, erzählt von Willkür und Repression, Freiheit und Aufbruch - mit der Kraft und Wucht einer neuen Generation, der trotz allem die Zukunft gehört.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Zart und cool, rau und zornig erzählt Kira Jarmysch davon, wie eine Frau in einer zerrissenen Gesellschaft zu sich findet, erzählt von Willkür und Repression, Freiheit und Aufbruch - mit der Kraft und Wucht einer neuen Generation, der trotz allem die Zukunft gehört.
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Ein richtig cooler Knastroman ... ausgesprochen kurzweilig Katharina Granzin taz 20211019
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Fritz Göttler liest Kira Jarmyschs Roman sicherlich mit neuen Augen. Was die junge Autorin, mit Bezügen zu eigenen Erfahrungen als Pressesprecherin Nawalnys, über die Arrest-Haft einer Aktivistin im heutigen Russland schreibt, hat für ihn nicht die Härte der großen russischen Lagerliteratur, sondern eine eigentümliche Gelassenheit und eine eher westliche Atmosphäre. Ernst findet er dennoch, was Jarmysch über das Schicksal ihrer Figuren schreibt, ihren Freiheitsdrang, ihren Glam und ihre Hoffnungen. In Russland steht das Buch demnächst wohl wegen seiner Drogen- und Sexinhalte auf dem Index, vermutet Göttler.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.03.2022Der Alltag in Zelle Nr. 3
In Russland braucht es Mut, um auf die Straße zu gehen? Kira Jarmysch erzählt in „Dafuq“, was die Folgen sein können
Zehn Tage im Leben von Anja Romanowa, 28 Jahre alt, Mädchen aus gutbürgerlichem Haus: Im Herbst kamen sie als Roman mitten aus der russischen politischen Oppositionsbewegung, aus der Gruppe um den Regimekritiker Alexej Nawalny. Die Autorin von „Dafuq“, Kira Jarmysch, ist seit 2014 seine Pressesprecherin. Nawalny ist zu Lagerhaft verurteilt, seine Antikorruptionsstiftung in Russland als „extremistisch“ verboten worden. Im August 2020 saß Jarmysch neben ihm auf dem Flug von Tomsk nach Moskau, als er mit einer Nowitschok-Vergiftung zusammenbrach. Sieben Monate musste sie selbst in Hausarrest verbringen, inzwischen hat sie das Land verlassen, lebt an einem geheimen Ort in Europa.
Zehn Tage Arrest hat man ihrer Figur Anja aufgebrummt, nachdem sie auf einer verbotenen Demonstration gegen die Korruption im Land verhaftet wurde. Die Verhandlung vor dem Richter war kurz, im Gefängnis dauert alles sehr viel länger. Anja kommt in eine Zelle, wo bereits fünf junge Frauen sitzen, und sie wird von denen sofort eingesponnen in den Tagesablauf der Haft, die täglichen Routinen, die Überwachung, die Mühen des Zeitvertreibs. Anja ist, mit ihrem politischen Delikt eher die Ausnahme, die anderen Arrestantinnen der Zelle Nr. 3 sitzen wegen Fahren ohne Führerschein oder ähnlichen Sachen. Während Anjas zehn Tagen werden sie alle der Reihe nach entlassen.
Wir kennen aus dem Genre der russischen Gefängnisliteratur vorwiegend die harten Stücke, an der Spitze die Gulag-Bücher von Alexander Solschenizyn – natürlich kennt auch Anja dessen „Iwan Denissowitsch“. Jarmyschs Buch ist keine grimmige, politisch engagierte Geschichte, ist sehr gelassen und fast heiter, ein diskreter kleiner Schelmenroman. „Unglaubliche Geschehnisse in Frauenzelle Nr. 3“ heißt der Roman im Original, das klingt erst mal ironisch, später wird es dann doch sehr ernst. Die Erzählung geht in eine andere Dimension, wenn hinter den Frauen der Zelle schicksalhafte Figuren sichtbar werden, Anja spekuliert sie herbei, Spukgestalten, fantastisch und nornenhaft.
Die Frauen der Zelle Nr. 3 sind aus ganz verschiedenen Schichten der russischen Gesellschaft, mit all ihren Problemen und Ambitionen. Die eine ist verheiratet, die andere hat ein Kind, Irka braucht Tabletten, Lyrica, und trinkt, Maja macht Yoga und hat Stimmungsschwankungen, als wäre sie schwanger. Sie liest Jo Nesbø (Anja liest Dostojewski) und wird von den inhaftierten Jungs in den anderen Zellen, die sich beim Hofgang ans Gitter der Frauenzelle klammern, besonders begehrt. Immer wieder kreisen die Gespräche der Frauen darum, was man mit seinem Körper zu machen bereit ist, plastische Operation und Botox, aber auch Prostitution: ein Bier dafür, dass man einem Kerl einen bläst. Katja hat üppige Träume vom Tag, an dem sie rauskommt. „Zuerst geht’s zu McDonald’s. Einen doppelten Cheeseburger, hm ... Und Farmkartoffeln ... mit Käsesoße! Vedammt, ich könnt verrecken, ich bin verrückt nach dem Zeug von McDonald’s.“
Die Stimmungen wechseln in der Zelle, manchmal ist es sehr traurig, manchmal sehr komisch. Es gibt Momente der Launenhaftigkeit, aber nie gemeine, harte Konfrontation. Eine Kameradschaft herrscht vor, man hat gemeinsame Interessen: Dafür sorgen, dass man ein paar Minuten am Tag telefonieren darf, dass man möglichst oft duschen darf, dass man beim Frühstück eine Flasche heißes Wasser mit in die Zelle kriegt, die man mit Decken warm hält, damit man sich den ganzen Tag Tee zubereiten kann, und natürlich für einen Vorrat an Zigaretten zu sorgen, aus allen Ecken und Enden. Die Wärter und die zum Küchendienst eingeteilten Mithäftlinge sind brummelig oder stumpfsinnig, gemütlich oder geil. Und plötzlich ist – was für eine Erscheinung! – bei der täglichen Visite eine Staatsanwältin dabei und fragt, ob es Beschwerden gibt, eine Frau, die zu leuchten beginnt in der dumpfen Zelle, gelbe Bluse, enger schwarzer Rock, violette High-Heel-Sandalen: „Sie verströmte den paradiesischen Duft von Reinlichkeit und Blüten.“
Ich will gut leben, sagt Anja, die alles andere ist als revolutionär. Als sie sich das erste Mal bei einer Demonstration einfindet, ist sie überwältigt vom Gemeinschaftsgefühl. Wie Silvester! Kira Jarmysch baut eigene Erfahrungen in Anjas Lebenslauf ein und vermittelt die Stimmung der russischen Jugend, erzählt abwechselnd in der Tradition von Dostojewski oder Gogol (aber auch aus der westlichen Literatur gibt es Anregungen – Tom Sawyer zum Beispiel, mit der famosen Zaunstreichepisode).
Anja hat in ihrer Jugend das selbstzerstörerische Verlangen, sich zu ritzen, sie verehrt den Vater – er ist ihr eine Ikone, bleibt aber auf Distanz, geht schließlich nach Italien – aber als er sie im Arrest besucht, gibt es eine emotionale Katastrophe. Sie vermasselt ihr Studium an der Diplomatenschule MGIMO in Moskau, dort studierte auch Kira Jarmysch, man brandmarkt sie als Exempel jugendlicher Dekadenz. Sie macht ein Praktikum im Außenministerium. Eine Silvesterfeier dort mit den blasierten jungen Diplomaten ist von erschütternder Lächerlichkeit, etwa so wie die Partys in Downing Street Nr. 10.
Nawalny hat Kira Jarmysch zum Schreiben ermuntert, er war dann auch ihr erster Leser, sie hat ihm das Buch Kapitel für Kapitel, Tag für Tag zugeschickt. Der Roman erschien in einem russischen oppositionellen Verlag und war ein großer Erfolg, inzwischen wird von der zuständigen Behörde geprüft, ob das Buch womöglich Propaganda für Suizid, Drogen und Homosexualität enthält.
Dem Roman geht jene fast schon exotische Atmosphäre ab, die man mit russischer Literatur oft verbindet, die Nähe zu westlichen Situationen und Systemen ist verblüffend, bis hin zur Mentalität in den USA unter Trump. Als Anja bei der Staatsanwältin eine Beschwerde anbringt, wird sie tatsächlich flugs zum Gericht transportiert, natürlich wird die Beschwerde innerhalb von Minuten abgewiesen, das geht schneller als Anfahrt und Warten. Während Anja noch der schriftlichen Ausfertigung harrt, geht der junge Polizist, der sie bewachen soll, eine Zigarette rauchen vor dem Gericht, sie folgt ihm und er erklärt ihr all seinen Frust. Womöglich, sagt er, komme er auch noch auf die Seite von Anja und ihren Demonstranten. Er hat Putin gewählt, aber mit dem werde sich nichts ändern. „Sie lügen und stehlen. Wir brauchen eine neue Ordnung im Land ... In Russland gab es nur einen einzigen normalen Herrscher. Unter ihm herrschte Ordnung. Und es gab keinen Diebstahl.“ Nämlich? „Stalin ... er würde diese Ratten aus dem Kreml jagen und die Sache anpacken.“
FRITZ GÖTTLER
Nawalny hat sie zum
Schreiben ermuntert, er war
dann auch ihr erster Leser
Kira Jarmysch: Dafuq. Roman. Aus dem
Russischen von Olaf Kühnl. Rowohlt Berlin, Berlin 2021.
416 Seiten, 22 Euro.
Die Autorin Kira Jarmysch lebt heute nicht mehr in Russland, sondern „irgendwo in Europa“.
Foto: Vladimir Gerdo/Imago Images/ITAR-TASS
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In Russland braucht es Mut, um auf die Straße zu gehen? Kira Jarmysch erzählt in „Dafuq“, was die Folgen sein können
Zehn Tage im Leben von Anja Romanowa, 28 Jahre alt, Mädchen aus gutbürgerlichem Haus: Im Herbst kamen sie als Roman mitten aus der russischen politischen Oppositionsbewegung, aus der Gruppe um den Regimekritiker Alexej Nawalny. Die Autorin von „Dafuq“, Kira Jarmysch, ist seit 2014 seine Pressesprecherin. Nawalny ist zu Lagerhaft verurteilt, seine Antikorruptionsstiftung in Russland als „extremistisch“ verboten worden. Im August 2020 saß Jarmysch neben ihm auf dem Flug von Tomsk nach Moskau, als er mit einer Nowitschok-Vergiftung zusammenbrach. Sieben Monate musste sie selbst in Hausarrest verbringen, inzwischen hat sie das Land verlassen, lebt an einem geheimen Ort in Europa.
Zehn Tage Arrest hat man ihrer Figur Anja aufgebrummt, nachdem sie auf einer verbotenen Demonstration gegen die Korruption im Land verhaftet wurde. Die Verhandlung vor dem Richter war kurz, im Gefängnis dauert alles sehr viel länger. Anja kommt in eine Zelle, wo bereits fünf junge Frauen sitzen, und sie wird von denen sofort eingesponnen in den Tagesablauf der Haft, die täglichen Routinen, die Überwachung, die Mühen des Zeitvertreibs. Anja ist, mit ihrem politischen Delikt eher die Ausnahme, die anderen Arrestantinnen der Zelle Nr. 3 sitzen wegen Fahren ohne Führerschein oder ähnlichen Sachen. Während Anjas zehn Tagen werden sie alle der Reihe nach entlassen.
Wir kennen aus dem Genre der russischen Gefängnisliteratur vorwiegend die harten Stücke, an der Spitze die Gulag-Bücher von Alexander Solschenizyn – natürlich kennt auch Anja dessen „Iwan Denissowitsch“. Jarmyschs Buch ist keine grimmige, politisch engagierte Geschichte, ist sehr gelassen und fast heiter, ein diskreter kleiner Schelmenroman. „Unglaubliche Geschehnisse in Frauenzelle Nr. 3“ heißt der Roman im Original, das klingt erst mal ironisch, später wird es dann doch sehr ernst. Die Erzählung geht in eine andere Dimension, wenn hinter den Frauen der Zelle schicksalhafte Figuren sichtbar werden, Anja spekuliert sie herbei, Spukgestalten, fantastisch und nornenhaft.
Die Frauen der Zelle Nr. 3 sind aus ganz verschiedenen Schichten der russischen Gesellschaft, mit all ihren Problemen und Ambitionen. Die eine ist verheiratet, die andere hat ein Kind, Irka braucht Tabletten, Lyrica, und trinkt, Maja macht Yoga und hat Stimmungsschwankungen, als wäre sie schwanger. Sie liest Jo Nesbø (Anja liest Dostojewski) und wird von den inhaftierten Jungs in den anderen Zellen, die sich beim Hofgang ans Gitter der Frauenzelle klammern, besonders begehrt. Immer wieder kreisen die Gespräche der Frauen darum, was man mit seinem Körper zu machen bereit ist, plastische Operation und Botox, aber auch Prostitution: ein Bier dafür, dass man einem Kerl einen bläst. Katja hat üppige Träume vom Tag, an dem sie rauskommt. „Zuerst geht’s zu McDonald’s. Einen doppelten Cheeseburger, hm ... Und Farmkartoffeln ... mit Käsesoße! Vedammt, ich könnt verrecken, ich bin verrückt nach dem Zeug von McDonald’s.“
Die Stimmungen wechseln in der Zelle, manchmal ist es sehr traurig, manchmal sehr komisch. Es gibt Momente der Launenhaftigkeit, aber nie gemeine, harte Konfrontation. Eine Kameradschaft herrscht vor, man hat gemeinsame Interessen: Dafür sorgen, dass man ein paar Minuten am Tag telefonieren darf, dass man möglichst oft duschen darf, dass man beim Frühstück eine Flasche heißes Wasser mit in die Zelle kriegt, die man mit Decken warm hält, damit man sich den ganzen Tag Tee zubereiten kann, und natürlich für einen Vorrat an Zigaretten zu sorgen, aus allen Ecken und Enden. Die Wärter und die zum Küchendienst eingeteilten Mithäftlinge sind brummelig oder stumpfsinnig, gemütlich oder geil. Und plötzlich ist – was für eine Erscheinung! – bei der täglichen Visite eine Staatsanwältin dabei und fragt, ob es Beschwerden gibt, eine Frau, die zu leuchten beginnt in der dumpfen Zelle, gelbe Bluse, enger schwarzer Rock, violette High-Heel-Sandalen: „Sie verströmte den paradiesischen Duft von Reinlichkeit und Blüten.“
Ich will gut leben, sagt Anja, die alles andere ist als revolutionär. Als sie sich das erste Mal bei einer Demonstration einfindet, ist sie überwältigt vom Gemeinschaftsgefühl. Wie Silvester! Kira Jarmysch baut eigene Erfahrungen in Anjas Lebenslauf ein und vermittelt die Stimmung der russischen Jugend, erzählt abwechselnd in der Tradition von Dostojewski oder Gogol (aber auch aus der westlichen Literatur gibt es Anregungen – Tom Sawyer zum Beispiel, mit der famosen Zaunstreichepisode).
Anja hat in ihrer Jugend das selbstzerstörerische Verlangen, sich zu ritzen, sie verehrt den Vater – er ist ihr eine Ikone, bleibt aber auf Distanz, geht schließlich nach Italien – aber als er sie im Arrest besucht, gibt es eine emotionale Katastrophe. Sie vermasselt ihr Studium an der Diplomatenschule MGIMO in Moskau, dort studierte auch Kira Jarmysch, man brandmarkt sie als Exempel jugendlicher Dekadenz. Sie macht ein Praktikum im Außenministerium. Eine Silvesterfeier dort mit den blasierten jungen Diplomaten ist von erschütternder Lächerlichkeit, etwa so wie die Partys in Downing Street Nr. 10.
Nawalny hat Kira Jarmysch zum Schreiben ermuntert, er war dann auch ihr erster Leser, sie hat ihm das Buch Kapitel für Kapitel, Tag für Tag zugeschickt. Der Roman erschien in einem russischen oppositionellen Verlag und war ein großer Erfolg, inzwischen wird von der zuständigen Behörde geprüft, ob das Buch womöglich Propaganda für Suizid, Drogen und Homosexualität enthält.
Dem Roman geht jene fast schon exotische Atmosphäre ab, die man mit russischer Literatur oft verbindet, die Nähe zu westlichen Situationen und Systemen ist verblüffend, bis hin zur Mentalität in den USA unter Trump. Als Anja bei der Staatsanwältin eine Beschwerde anbringt, wird sie tatsächlich flugs zum Gericht transportiert, natürlich wird die Beschwerde innerhalb von Minuten abgewiesen, das geht schneller als Anfahrt und Warten. Während Anja noch der schriftlichen Ausfertigung harrt, geht der junge Polizist, der sie bewachen soll, eine Zigarette rauchen vor dem Gericht, sie folgt ihm und er erklärt ihr all seinen Frust. Womöglich, sagt er, komme er auch noch auf die Seite von Anja und ihren Demonstranten. Er hat Putin gewählt, aber mit dem werde sich nichts ändern. „Sie lügen und stehlen. Wir brauchen eine neue Ordnung im Land ... In Russland gab es nur einen einzigen normalen Herrscher. Unter ihm herrschte Ordnung. Und es gab keinen Diebstahl.“ Nämlich? „Stalin ... er würde diese Ratten aus dem Kreml jagen und die Sache anpacken.“
FRITZ GÖTTLER
Nawalny hat sie zum
Schreiben ermuntert, er war
dann auch ihr erster Leser
Kira Jarmysch: Dafuq. Roman. Aus dem
Russischen von Olaf Kühnl. Rowohlt Berlin, Berlin 2021.
416 Seiten, 22 Euro.
Die Autorin Kira Jarmysch lebt heute nicht mehr in Russland, sondern „irgendwo in Europa“.
Foto: Vladimir Gerdo/Imago Images/ITAR-TASS
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