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Der "Erfinder" der Blauhelmtruppen, der zweite UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld (1905-1961) - postum Friedensnobelpreisträger - hat in seinem Einsatz für die Ziele und Prinzipien der UNO-Charta Praxis und Theorie in besonderem Maße miteinander verbunden. Seine politischen Innovationen stehen nicht unvermittelt nebeneinander, sondern zeigen eine in Auseinandersetzung mit der Realität entwickelte politische Ethik der Weltorganisation. Sie wird in diesem Buch umfassend dargestellt; dabei wird auf biographische Prägungen, auf philosophisch-ethische Einflüsse (christliche Mystik, Albert…mehr

Produktbeschreibung
Der "Erfinder" der Blauhelmtruppen, der zweite UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld (1905-1961) - postum Friedensnobelpreisträger - hat in seinem Einsatz für die Ziele und Prinzipien der UNO-Charta Praxis und Theorie in besonderem Maße miteinander verbunden. Seine politischen Innovationen stehen nicht unvermittelt nebeneinander, sondern zeigen eine in Auseinandersetzung mit der Realität entwickelte politische Ethik der Weltorganisation. Sie wird in diesem Buch umfassend dargestellt; dabei wird auf biographische Prägungen, auf philosophisch-ethische Einflüsse (christliche Mystik, Albert Schweitzer, Martin Buber), aber auch auf konkrete zeitgenössische UNO-Krisenmanagements (z.B. Suez 1956) eingegangen.
Autorenporträt
Manuel Fröhlich, Dr. phil., geb. 1972, ist Wiss. Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.12.2002

Ethik für die ganze Erdkugel
Dag Hammarskjöld, einst UN-Generalsekretär, gilt als Erfinder der Blauhelm- Truppen
„Was hätte Dag Hammarskjöld in dieser Situation getan?” Eine solche Frage muss, so Kofi Annan, auch noch 40 Jahre nach Hammarskjölds Tod und angesichts neuer globaler Herausforderungen Richtschnur jedes UN- Generalsekretärs sein. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Annan selbst gegenwärtig in besonderer Weise von dieser Frage umgetrieben wird, sieht er sich doch vor die schwierige Aufgabe gestellt, die Autorität der UN in der aktuellen Irak-Krise zu wahren.
Der schwedische Diplomat Dag Hammarskjöld hatte das Amt des UN- Generalsekretärs von 1953 bis 1961 inne und legte in dieser Zeit die Grundlagen für jene „Hammarskjöld-Tradition”, auf die sich Annan beruft – und der sich auch die vorherigen Generalsekretäre (vielleicht mit Ausnahme Kurt Waldheims) verpflichtet fühlten. Dass Hammarskjöld zu einer der faszinierendsten politischen Führungsfiguren des 20. Jahrhunderts wurde, ist allerdings nicht nur seinen bemerkenswerten politischen Erfolgen zu verdanken, und nicht nur seiner ausgeprägten Fähigkeit, dem Amt des Generalsekretärs Profil zu verleihen. Es ist sicher auch die Folge seines bis heute von Legenden umrankten Todes. Er starb durch einen Flugzeugabsturz während einer diplomatischen Mission im Kongo.
Die Bewunderung und der Respekt, die sich Hammarskjöld selbst bei vielen seiner Gegner und Kritiker erwarb, klingt auch in Manuel Fröhlichs beeindruckender Studie über das Leben und die Wirkung Hammarskjölds unüberhörbar durch. Fröhlich, ein Politikwissenschaftler mit philosophischer und völkerrechtlicher Grundierung, hat keine konventionelle, an der Chronologie der Ereignisse orientierte politische Biografie vorgelegt, sondern nähert sich seinem Protagonisten über einen systematischen Zugriff. Im Zentrum seines Interesses steht die „politische Ethik” Hammarskjölds sowie die Frage, ob diese Ethik sich für das Amt des Generalsekretärs im Besonderen und die Praxis der UN im Allgemeinen als tragfähig erwiesen hat.
Hammarskjölds politische Ethik speiste sich, wie Fröhlichs detaillierte Rekonstruktion zeigt, aus unterschiedlichsten Quellen, reichte von mittelalterlicher Mystik bis hin zur Philosophie Albert Schweitzers und Martin Bubers. Diese ethischen Orientierungen waren für Hammarskjöld kein bloßes Beiwerk. Sie haben seine Persönlichkeit, seine Lebensführung und Arbeitshaltung tief durchdrungen. Dass sie darüber hinaus auch für sein Handeln als Generalsekretär der UN konstitutiv gewesen sind, dies nachzuweisen, ist Fröhlichs eigentliches Anliegen.
Er stützt sich bei diesem Unterfangen nicht allein auf veröffentlichte Literatur, sondern verwertet umfängliches Archivmaterial und zahlreiche Interviews mit Zeitzeugen. Insbesondere im Rahmen seiner Fallstudien zu Hammar skjölds „Peking-Mission” 1955, zu seiner Rolle im Suez-Konflikt 1956 sowie zu seiner Reaktion auf den „Troika-Vorschlag” zur Machtverteilung in der Weltorganisation, mit dem die Sowjets den ihnen missliebigen Generalsekretär zu neutralisieren versuchten, gelingt es Fröhlich, die Verbindungslinien zwischen Ethik und politischem Handeln sichtbar zu machen. In allen drei Fällen erwies sich Hammarskjölds Diplomatie als politisch erfolgreich und führte darüber hinaus zu einer Neuerung, die bis heute nachwirkt: Er initiierte den erstmaligen Einsatz von „Blauhelmtruppen”, begründete die Nutzung des Mittels der „präventiven Diplomatie” sowie die Entfaltung des Konzepts des „internationalen Dienstes”.
Ungeachtet seiner Sympathie für Hammarskjöld vermeidet Fröhlich eine eindimensionale Argumentation. So stützt seine Untersuchung zwar über weite Strecken die Interpretation, dass die Erfolge Hammarskjölds nicht trotz, sondern wegen der ausgeprägten ethischen Fundierung seines Handelns zustande gekommen sind. Doch die Erfolge waren nur die eine Seite der Medaille. Und es spricht für das differenzierte Urteilsvermögen des Autors, dass er die Schattenseiten nicht unterschlägt, und auch nicht die Niederlagen, in denen ethische motivierte Politik unter den harten Bedingungen des Ost-West- Konflikts an unverrückbare Grenzen gestoßen ist. So konnte Hammarskjöld zwar in der Suez-Krise seinen Einfluss geltend machen, in der zeitgleich sich abspielenden Tragödie des Ungarnaufstands blieben ihm hingegen die Hände gebunden.
Als er starb, hatte die Ära Hammarskjölds ihren Zenit bereits überschritten, erwies sich das zum damaligen Zeitpunkt bestehende Entwicklungspotential der UN als erschöpft. Aus heutiger Sicht wird man zwar konstatieren dürfen, dass die UN in den vergangenen Jahrzehnten durchaus eine Entwicklung genommen hat, die Hammarskjölds Intentionen und Visionen entsprochen hätte; doch diese Erfolge werden, wie die aktuellen Ereignisse zeigen, nie ungefährdet bleiben und neuen Belastungs- und Bewährungsproben ausgesetzt sein, in denen es entscheidend auf die Führungsqualitäten des jeweiligen Generalsekretärs ankommen wird.
ULRICH TEUSCH
MANUEL FRÖHLICH: Dag Hammarskjöld und die Vereinten Nationen. Die politische Ethik des UNO-Generalsekretärs, Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2002. 494 Seiten, 50 Euro.
Der Rezensent ist Politikwissenschaftler an der Universität Trier.
Dag Hammarskjöld war seiner Zeit voraus; seit seinem Tod bei einem Flugzeugabsturz gilt er als Legende.
SZ-
Archiv
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ulrich Teusch ist sowohl von der faszinierenden Persönlichkeit Dag Hammarskjölds als auch von Manuel Fröhlichs "beeindruckender Studie" über den einstigen UN-Generalsekretär recht angetan. Fröhlich habe keine konventionelle chronologische Biografie geschrieben, stellt der Rezensent fest, sondert nähere sich seinem Subjekt über einen "systematischen Zugriff". Fröhlich betrachtet Hammarskjölds Handeln unter dem Gesichtspunkt, wie sehr es durch dessen politische Ethik geprägt wurde. Dafür habe er nicht nur Literatur, sondern auch "umfängliches Archivmaterial" und "zahlreiche Interviews" ausgewertet, lobt der Rezensent. Fröhlich entziehe sich zudem einer eindimensionalen Argumentation, in dem er die Grenzen der Politik des Protagonisten aufzeigt, neben seinen Erfolgen also auch die Rückschläge analysiert. Was den Rezensenten veranlasst, Fröhlich ein "differenziertes Urteilsvermögen" zu bescheinigen.

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