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4 Kundenbewertungen

Im Kriegssommer 1941 macht Elna aus Sandviken mit ihrer südschwedischen Brieffreundin eine Radtour zur norwegischen Grenze. Die Daisy Sisters, wie die Mädchen sich nach amerikanischem Vorbild nennen, lernen zwei schwedische Soldaten kennen, und die naive Elna, die keinen Alkohol verträgt, wird ungewollt schwanger. Den Vater des Kindes wird sie nie wiedersehen, ihre Tochter Eivor zieht sie nur widerwillig auf. Eivor ihrerseits versucht schon als Halbwüchsige mit einem jungen Kriminellen durchzubrennen, aber das Abenteuer geht auf tragische Weise schief. Fern von Mutter und Stiefvater will sie…mehr

Produktbeschreibung
Im Kriegssommer 1941 macht Elna aus Sandviken mit ihrer südschwedischen Brieffreundin eine Radtour zur norwegischen Grenze. Die Daisy Sisters, wie die Mädchen sich nach amerikanischem Vorbild nennen, lernen zwei schwedische Soldaten kennen, und die naive Elna, die keinen Alkohol verträgt, wird ungewollt schwanger. Den Vater des Kindes wird sie nie wiedersehen, ihre Tochter Eivor zieht sie nur widerwillig auf. Eivor ihrerseits versucht schon als Halbwüchsige mit einem jungen Kriminellen durchzubrennen, aber das Abenteuer geht auf tragische Weise schief. Fern von Mutter und Stiefvater will sie sich nun eine eigene Existenz als Schneiderin aufbauen. Doch es kommt anders als geplant ... Ein bewegender Generationenroman aus Schweden über drei Frauen, die aus ihrem engen sozialen Milieu und ihrer vorgezeichneten Rolle ausbrechen wollen.
Autorenporträt
Henning Mankell (1948 - 2015) lebte als Schriftsteller und Theaterregisseur in Schweden und Maputo (Mosambik). Seine Romane um Kommissar Wallander sind internationale Bestseller. Zuletzt erschienen bei Zsolnay Treibsand (Was es heißt, ein Mensch zu sein, 2015), die Neuausgabe von Die italienischen Schuhe (Roman, 2016), Die schwedischen Gummistiefel (Roman, 2016) und die frühen Romane Der Sandmaler (2017), Der Sprengmeister (2018) und Der Verrückte (2021).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.08.2009

Spannend wie ein Krimi
Henning Mankells früher Roman "Daisy Sisters"

Henning Mankell ist der Mann, der keine Kriminalromane schreibt. Dieses Paradox verwenden jene, die hervorheben möchten, dass dieser Schriftsteller mehr zu bieten hat als einen hochberühmten Kommissar. Er kann viel mehr, sagen sie, weil er seit vier Jahrzehnten an einem Werk arbeitet, das jenseits seines Welterfolgs, jenseits der Wallander-Kriminalromane, auch Theaterstücke, afrikanisch geprägte Prosa, Kinder- und Jugendbücher umfasst. Er will viel mehr, denn seine Serie um den misanthropischen Ermittler steht in der Tradition des schwedischen Kriminalromans und erhebt somit den Anspruch, die soziale Realität kritisch zu beobachten und im Verbrechen zu spiegeln.

Mankell selbst sieht seine Arbeit als Schriftsteller in Schweden und als Theaterprinzipal in Maputo, Moçambique, durch den Kampf um gesellschaftliche Solidarität zusammengehalten. Was aber bleibt von Henning Mankell, wenn er wirklich keinen Krimi schreibt, so wie in dem 1982, einige Jahre vor seinem großen Durchbruch erschienenen Gesellschaftspanorama "Daisy Sisters", das jetzt erstmals ins Deutsche übersetzt wurde? Zwischen den Buchdeckeln finden sich ein ehrliches Bemühen um die treffende Darstellung der schwedischen Lebenswirklichkeit der vierziger bis achtziger Jahre, ein teilnehmender Blick auf die Emanzipation der Frauen und eine große ästhetische Spannungslosigkeit. Der Roman verfolgt in fünf Kapiteln das Ringen von Frauen aus dem Arbeitermilieu um ein eigenständiges Leben. Die gesellschaftliche Kulisse wechselt: von den Kriegsbeben im neutralen Schweden über die Fortschrittsfreude der fünfziger Jahre hin zur Freiheit der Sixties und der bald einsetzenden Krise der Großindustrie. Die Frauen gewinnen nur langsam an Spielraum.

"I Never Promised You a Rose Garden", tönt es aus dem Nachtradio, und das ist bezeichnend für das Schicksal der zwei Protagonistinnen. Mutter Elna gibt ihre Emanzipationshoffnungen, früh und brutal geschwängert, schnell auf und richtet sich in der Enge von Ehe und Tradition ein. Tochter Eivor versucht, sich zu behaupten. Sie möchte herausfinden, was sie selbst vom Leben eigentlich erwartet. Aber die eigene Zögerlichkeit, der Alltag und die Männer hindern sie immer wieder am Nachdenken: Sie bedient stampfende und kreischende Maschinen in einer industriellen Zwirnerei und ist berauscht vom Glück selbstverdienten Geldes. Sie lässt sich mit Männern ein, wird geheiratet und betrogen, übernimmt allein die Verantwortung für drei Kinder, die sie mit Mühe durchbringt. Zuletzt sehen wir sie als Kranführerin hoch oben in einer Fabrikhalle, im Geschlechterkampf inzwischen so erfahren, dass sie es wagt, nach Schichtende die Pin-ups ihrer männlichen Kollegen von den Spindwänden zu reißen.

Die Lebensvollzüge sind oftmals absehbar, und man folgt dem etwas trockenen Realismus wenig gebannt, zumal die Charaktere der beiden Frauen, und auch die ihrer als Gegenbild angelegten viel tatkräftigeren Freundinnen, keine große Nuancierung erfahren. Aber es gibt einen rettenden Reiz in diesem Buch, den Auftritt eines jugendlichen Straftäters, der Eivor für eine Zeit in seinen Kreis bannt. Mit dem Ausbrecher und Totschläger bekommt der Roman etwas Unkalkulierbares, die Figuren handeln überraschend, widersprüchlich, und - darauf hat man heimlich gehofft und die ganze Zeit gewartet -, es wird spannend wie im Krimi.

SANDRA KERSCHBAUMER

Henning Mankell: "Daisy Sisters". Roman. Aus dem Schwedischen von Heidrun Hoppe. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2009. 560 S., geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Henning Mankell einmal nicht als Krimiautor. Und doch wartet Sandra Kerschbaumer auf das Unkalkulierbare in diesem eher braven, spannungsarmen Roman über zwei Frauen im Schweden der 40er bis 80er Jahre. Es geht um die Mühen der Emanzipation im Arbeitermilieu. Daran dass Mankell sein Pensum mit Teilnahme und in der Darstellung treffend erledigt, lässt Kerschbaumer keinen Zweifel. Allerdings ist sie heilfroh, wenn schließlich ein echter Straftäter die Szene betritt und den trockenen Realismus etwas durcheinander wirbelt. Dann nämlich wird's doch noch spannend wie im Krimi.

© Perlentaucher Medien GmbH
Henning Mankells meisterhafter Familienroman 'Daisy Sisters' ist jetzt als Taschenbuch erschienen. Dresdner Morgenpost/Chemnitzer Morgenpost 20110502
»Ein tiefgründiger Roman über den Lebensweg zweier Frauen und ihre unerfüllten Wünsche. ›Daisy Sisters‹ ist ein wunderbares Buch, das von Zukunftsträumen und Wünschen handelt und dem Blick auf die Realität. Träume zerbrechen, aber es wird kein Kampf geführt um sie trotzdem zu erreichen. Diese Stimmungen wurden sehr gut deutlich im Roman. « Kerstin Tacke, academicworld.net 13.02.2012