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Der Dürer-Zeitgenosse Daniel Hopfer (Kaufbeuren 1471-1536 Augsburg), der als Waffenätzer ebenso reüssierte wie als Zeichner und Entwerfer für den Buchholzschnitt, hat als Hauptwerk etwa 150 Eisenradierungen hinterlassen. Hopfers Bedeutung liegt, neben dem breiten Spektrum seiner Themen (Religiöses, Mythologie, Alltagsdarstellungen, Ornamente etc.), vor allem in der Verarbeitung aktueller italienischer Renaissancevorlagen; sein druckgraphisches Werk ist ganz wesentliche Grundlage für die rasche Verbreitung der Renaissance in Deutschland. Zudem ist der auch auf technischem Gebiet ingeniöse…mehr

Produktbeschreibung
Der Dürer-Zeitgenosse Daniel Hopfer (Kaufbeuren 1471-1536 Augsburg), der als Waffenätzer ebenso reüssierte wie als Zeichner und Entwerfer für den Buchholzschnitt, hat als Hauptwerk etwa 150 Eisenradierungen hinterlassen. Hopfers Bedeutung liegt, neben dem breiten Spektrum seiner Themen (Religiöses, Mythologie, Alltagsdarstellungen, Ornamente etc.), vor allem in der Verarbeitung aktueller italienischer Renaissancevorlagen; sein druckgraphisches Werk ist ganz wesentliche Grundlage für die rasche Verbreitung der Renaissance in Deutschland. Zudem ist der auch auf technischem Gebiet ingeniöse Daniel Hopfer als Erfinder der Eisenradierung von eminenter Bedeutung. Der ausführlich kommentierte Werkkatalog bietet erstmals ein komplettes Oeuvreverzeichnis mit vollständig illustriertem Katalog der Druckgraphik, sämtlicher Zeichnungen und Ätzungen auf Waffen. Beiträge zu diversen Aspekten von Hopfers Kunst sowie zu seinen Söhnen Hieronymus und Lambrecht, die die väterliche Werkstatt weiterführten, runden das Buch ab.
Autorenporträt
Christof Metzger, geboren 1968, studierte an der Universität Augsburg Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Volkskunde. Die Monographie über Hans Schäufelin wurde 1999 in Augsburg als Dissertation vorgelegt. Sein Forschungsschwerpunkt ist die süddeutsche Kunst des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts, darunter 1996 auch zum "Christgartener Altar" des Hans Schäufelin. Nach dem Volontariat an den Bayerischen Staatlichen Museen München Forschungs- und Kuratorentätigkeit an den Kunstsammlungen und Museen Augsburg, der Staatlichen Graphischen Sammlung München und der Universität Trier. Zu den Schwerpunkten seiner kunsthistorischen Arbeit zählen die Kunst der Dürerzeit und des deutschen Barock.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.11.2009

Die Kunst der Säure
Der Renaissancemeister Daniel Hopfer, Erfinder der Radierung, wird in München wiederentdeckt
Mit ihren vieldutzendfach geschlitzten und pompös gebauschten Gewändern ergehen sich die altdeutschen Landsknechte auf den Gemälden und Stichen ihrer Zeit in einer dekorativen Virilität, die schon die Parodie in sich zu tragen scheint. Selten war eine Kleidermode manierierter und aufdringlicher als die des bewaffneten Personals um 1520. Wenn man sieht, wie sich die Herren mit ihren gereckten Hieb- und Stichwaffen eitel in die Brust werfen, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die vielen kunstvoll eingeritzten, breit klaffenden und mit prallen Gegenfarben ausgekleideten Schlitze in ihren Leib- und Beinkleidern eine apotropäische Funktion haben und ähnliche tiefe, blutig klaffende Wunden in der darunterliegenden Körperhaut verhindern sollten.
Als Figuranten einer pittoresken Folklore waren Landsknechte bei Malern oder Stechern, die das Volk erreichen wollten, um 1520 höchst beliebt. So hat auch der Augsburger Daniel Hopfer, der als bekannter Eisenätzer ständig mit Rittern und Landsknechten zu tun hatte – sein Geschäft war es, in die Rüstungen und in die Schwerter der Herren virtuose Dekormuster einzuätzen –, dem Stand der Landsknechte mit seinen Eisenradierungen prächtige Denkmäler gesetzt. Es ging ihm dabei wohl weniger um originelle Wendungen in der Darstellung als um den Beweis, dass er mit seiner selbsterfundenen druckgraphischen Technik bildnerisch das Gleiche leisten konnte wie die großen Meister des Kupferstichs.
Hopfer muss irgendwann um 1500 auf die Idee gekommen sein, die alte Technik der Eisenätzung – feinste Muster wurden in glatte Eisenflächen geätzt und effektvoll mit schwarzer Farbe gefüllt – als ein Tiefdruckverfahren umzudeuten und auf diese Weise mit geritzten, geätzten und dann eingeschwärzten Eisenplatten unter großem Druck auf Papierbögen schwarzweiße graphische Muster und Szenerien zu drucken. Dass er damit die Radierung erfunden, also ein Stück Zukunft erobert hatte – schon wenig später sollte seine Erfindung über den Kupferstich triumphieren – , war damals noch nicht zu ahnen. Um die Möglichkeiten seiner Technik zu demonstrieren, nahm sich Hopfer darum fast nach Belieben gängige Kupferstiche und Holzschnitte vor, kopierte sie mit einigem Geschick und setzte ungeniert seine eigenen Initialen D.H. dorthin, wo vorher der Kollege seinen Namen platziert hatte.
Beim Kopieren der fünf erzählfreudigen Holzschnittblätter aus dem Zyklus „Sultan Süleyman”, den der Niederländer Jan Swart van Groningen 1526 als eine Art orientalischen Triumphzug veröffentlicht hatte, ritzte und ätzte Hopfer die Figuren sogar seitenverkehrt in seine Platten, um beim Abdruck möglichst detailgenaue, seitenrichtige Adaptionen – sie sollten vom Original kaum zu unterscheiden sein – zu bekommen. Mit den eigenen Initialen und dem hauseigenen Markenzeichen, der Hopfendolde, versehen, konnte er die Nachschöpfungen als eigene Kreationen auf den Markt werfen. Wo Hopfer selber Figuren erfand und bekannte Geschichten nacherzählte, blieb er deutlich hinter der Darstellungskunst seiner Augsburger Malerkollegen Hans Burgkmair, Jörg Breu und Leonhard Beck zurück. In vielen seiner geistlichen Blätter ist die prägnant geschilderte Hintergrundsarchitektur im Stil der oberitalienischen Renaissance – sie wirkte damals in Deutschland noch aufregend neu – das bildnerische Ereignis, das in Erinnerung bleibt. Der figürliche Part ist deutlich schwächer, kann sich gegen das üppige Rahmenwerk oft nur schwer behaupten und tendiert immer ein wenig zum Steif-Übertriebenen, Drastisch-Karikaturistischen, Derb-Grotesken.
Mit dieser Eigenart sollte Hopfer denn auch seinen Platz in der Kunstgeschichte der deutschen Renaissance und der beginnenden Reformation finden. Landsknechte mit ihren leichtgeschürzten Gefährtinnen, festefeiernde Bauern, grimassierende Moriskentänzer, Hexen und Teufel ziehen immer wieder heftig gestikulierend über seine Blätter. Mit den lehrhaft beredten, deutsch betexteten Nacherzählungen biblischer Geschichten und Gleichnisse aber begab er sich direkt in den Dienst der Reformation. Und der pausbäckige junge Luther unter dem Mönchsbarett, den Cranach in seinem Kupferstich von 1521 der Welt bekannt gemacht hat, bekommt in der technisch meisterlichen Nachschöpfung von Hopfer zwei Jahre später einen Strahlenkranz ums Haupt gelegt, als wäre er der Heilige seiner Zeit.
Die nachhaltigste Wirkung auf die Entwicklungsgeschichte der deutschen Kunst hatte Hopfer aber mit seinen Adaptionen von Stichen Andrea Mantegnas und mit seinen Um- und Weiterbildungen von Dekormotiven der italienischen Renaissance, die sich ihrerseits auf antike Vorbilder bezogen. Mantegnas kämpfende Meergötter und dessen schwer bezechte nackte Bacchanten „bei der Weinkufe” eröffneten den Deutschen den Blick in eine sinnnentrunkene mythologische Bilderwelt, die ihnen bis dahin weitgehend unbekannt geblieben war. Und mit seinen vielen suggestiven Entwürfen für ornamentale Grotesken ist er zu einem der meistkopierten Graphiker seiner Zeit geworden. Er hat das Arsenal der in den Grotesken zusammengespannten pflanzlichen, tierischen und architektonischen Elemente in typisch deutscher Manier um reale, manchmal fast fleischlich wirkende, manchmal dreidimensional ineinanderrankende Naturfomen bereichert und so jene deutsche Tradition des naturhaften Dekors mitbegründet, die danach noch jahrhundertelang vital bleiben sollte.
Die Staatliche Graphische Sammlung in München ist bei der Aufarbeitung ihres großen Hopfer-Bestands für die Ausstellung in der Pinakothek der Moderne über das Notwendige weit hinausgegangen: Sie hat den Kunsthistoriker Christof Metzger mit einem einjährigen Stipendium ein Werkverzeichnis des Augsburger Meisters erstellen lassen, das den bislang gern übersehenen Vermittler italienischer Formen in neuem Licht erscheinen lässt. GOTTFRIED KNAPP
„Daniel Hopfer. Ein Augsburger Meister der Renaissance”, in der Pinakothek der Moderne, München, bis 31. Januar. Das riesige Werkverzeichnis (Deutscher Kunstverlag München, 544 S., 310 Abb.) kostet im Museum 46 Euro.
Hopfer legt Martin Luther einen Strahlenkranz ums Haupt, als wäre er der Heilige seiner Zeit
In der Eisenradierung „Drei Landsknechte I” hat Daniel Hopfer beispielhaft vorgeführt, was sich mit der von ihm für Druckvorgänge adaptierten Ätztechnik leisten lässt. Er bedeckte die Eisenplatte mit einem säureresistenten Ätzgrund, also mit Bleiweißpaste, die mit Leinöl gemischt war, oder mit Wachs und ritzte dann die Zeichnung so in diesen Grund, dass die Säure an diesen Stellen bis zum Eisen vordringen und es anfressen konnte. In die Vertiefungen wurde dann Druckerschwärze gestrichen, die sich in einer Rollenpresse auf das Papier übertrug. Abb.: Katalog
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