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Wahrnehmung und Versprachlichung, Trennung und Liebe - das sind die Hauptthemen der Dichtung von Rutger Kopland. Dabei sind seine Gedichte keine Speicher melancholisch-sentimentaler Betrachtungen der Vergänglichkeit, sondern immer unverrückbar in der Gegenwart verankert. Kopland, 1934 in Goor geboren und emeritierter Professor für Psychiatrie, zählt zu den bedeutendsten Lyrikern der Niederlande.

Produktbeschreibung
Wahrnehmung und Versprachlichung, Trennung und Liebe - das sind die Hauptthemen der Dichtung von Rutger Kopland. Dabei sind seine Gedichte keine Speicher melancholisch-sentimentaler Betrachtungen der Vergänglichkeit, sondern immer unverrückbar in der Gegenwart verankert. Kopland, 1934 in Goor geboren und emeritierter Professor für Psychiatrie, zählt zu den bedeutendsten Lyrikern der Niederlande.
Autorenporträt
Rutger Kopland, geboren 1934 in Goor, Overijssel und 2012 gestorben in Glimmen, Groningen, ist das Pseudonym des emeritierten Professors für Psychiatrie Rutger Hendrik van den Hoofdakker. Er ist einer der populärsten Dichter der Niederlande. Seine Gedichtsammlungen wurden vielfach ausgezeichnet und in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Mirko Bonné, geboren 1965, lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Hamburg. Für sein Werk wurde er vielfach ausgezeichnet. Er übersetzte u. a. Joseph Conrad, Emily Dickinson, John Keats, Grace Paley, Henry James und William Butler Yeats.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.01.2009

Was spricht aus uns?

Als würde der Wind die Zeit beatmen: In den Gedichten des 1934 geborenen Niederländers Rutger Kopland wird die Erinnerung zum Aktivisten.

Für den niederländischen Dichter Rutger Kopland sind Wörter mehr als nur Ausdrucksmittel, es sind Mittler zwischen den Welten, aneinandergekoppelt mit dem Verstand der schreibenden Hände. Wer schreibt das Gedicht, wer besitzt das Wissen dafür? Das sind für Kopland zentrale Fragen. Das Ich ist für ihn ein fragiles Gebilde: "... ich tat es nicht", heißt es an einer Stelle, "es ging zu langsam / ich schrieb und ich sah zu meiner Hand / wie die Hand langsam Wörter aufzeichnete / so entstand in dieser Handschrift so etwas wie ein Haus."

Immer wieder umkreist Kopland in seinen Versen die Erinnerung. Wer erschafft sie, wer spricht aus uns? In dem Gedicht "Was ist Glück?" wird die Erinnerung als eine Art Brücke umschrieben, als ein selbständig in uns Handelnder, der Arbeit an unserem Dasein verrichtet, aber sich in uns verbirgt und "umgekehrt, ich meine: Das Glück muss / irgendwo und irgendwann mal sein, weil wir uns / daran erinnern und es sich erinnert an uns". Leichtfüßig, wie es sonst eigentlich nur amerikanische Dichter können, entführt uns Kopland in ein Niemandsland jenseits von Zeit und Raum, in dem es keine Koordinaten mehr gibt, keine rationale Orientierung. Es ist eine Art konstante Verlorenheit, traurig und schön: "... ich hab / mir immer schon gewünscht, dass ich das wär, / ein leerer Fleck für einen, um zu bleiben." Die Leere scheint in dieser Lyrik am ehesten der Ort zu sein, an dem eine Ankunft möglich ist.

Seltsam schön sei es, nie zu wissen, was Zeit eigentlich ist, und ebenso "schön zu bedenken / dass einmal niemand mehr wissen wird / dass wir gelebt haben // zu bedenken, wie wir leben, jetzt und hier / aber auch, wie nichtig unser Leben wäre ohne / die Echos aus den unbekannten Tiefen in unserem Kopf". Nicht die Zeit gehe vorbei, heißt es weiter, "sondern du und ich / außerhalb unserer Gedanken ist keine Zeit". Am Ende des Gedichts bleibt nur der Wind, als würde er die Zeit beatmen, "am Rande eines Tals", in irgendeinem Sommer, in irgendeinem Leben, das gerade erblüht oder vergeht.

Rutger Kopland wurde 1934 in Goor, in Twente, geboren. In den Niederlanden ist er einer der populärsten Dichter, seine Gedichtsammlungen wurden vielfach ausgezeichnet und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Er ist emeritierter Professor für Psychiatrie, was die enge Beziehung seiner Sprache zu den Untiefen des Bewusstseins nachvollziehbar macht. Der Nobelpreisträger J.M. Coetzee hat ein bemerkenswertes Nachwort zu den Gedichten geschrieben, in dem er auf die Kapitulation der Wissenschaft vor dem Geheimnis hinweist. Das Geheimnis breite sich in einem Gedicht wie Koplands "I cavalli di Leonardo" immer mehr aus, greife um sich, je mehr man versuche, ihm auf die Spur zu kommen: "er muss herauszufinden versucht haben, wie ein Pferd / gemacht wird, und gesehen haben, / es konnte nicht sein, // wie das Geheimnis eines Pferdes sich ausdehnte / unter seinem Zeichenstift." Mehrfach greift Kopland auf Selbstporträts als Pferd zurück; betörend ist die Freiheit, mit der er sein lyrisches Ich transformiert: "Jetzt, da ich wieder Pferd bin, ab und zu, wie jetzt auch, / ist mein Körper schwer und glücklich geworden von all / dem Gras. Es ist seltsam / zu sein, wie man ist, / ein Pferd, weit weg auf der Weide."

Eines der bewegendsten Gedichte in dieser Auswahl ist ein Vatergedicht, in dem, Jahre nach dem Tod des Vaters, dessen Gesicht als eine Insel wahrgenommen wird. Auf der Insel habe niemand vorher gewohnt, denn niemand komme dorthin. Der Tod ist mithin bei Kopland ein Ort, der uns, wenn wir ihn erreichen, nicht kennt, der uns verstößt - in ein neues Leben. Koplands Gedichte sind eine metaphysische Wohltat, und den Übersetzern sei Dank, dass sie dafür eine Sprache gefunden haben.

MARICA BODROZIC.

Rutger Kopland: "Dank sei den Dingen". Ausgewählte Gedichte 1966-2006. Aus dem Niederländischen übersetzt von Mirko Bonné und Hendrik Rost. Mit einem Nachwort von J.M. Coetzee. Hanser Verlag, München 2008. 87 S., geb., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als "metaphysische Wohltat" bezeichnet Marica Bodrozic die Gedichte des emeritierten Psychiatrie-Professors Rutger Kopland. Was die Sprache dieses Dichters als eine Art Vermittler zwischen uns und der Erinnerung vermag, lässt Bodrozic staunen. Das "Niemandsland jenseits von Raum und Zeit", in das sie die Texte führen, macht der Rezensentin keine Sorge. Koplands Sprache erscheint ihr leichtfüßig genug, um der Verlorenheit Traurigkeit und Schönheit zugleich abzugewinnen. Die eröffnete Leere offenbart sich der Rezensentin sogar als Ort möglicher Ankunft. Das von J. M. Coetzee beigesteuerte Nachwort weist in diese Richtung, erklärt Bodrozic, wenn der Nobelpreisträger das Geheimnis feiert. Und wenn sich das lyrische Ich bei Kopland als Pferd imaginiert, empfindet die Rezensentin diese Freiheit der Transformation als betörend.

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