Es war nicht schwer, Adolf Storms im Sommer 2008 zu finden. Der Name des ehemaligen SS-Unterscharführers stand im deutschen Telefonbuch.Am 29. März 1945 erschossen drei Angehörige der Waffen-SS-Division »Wiking« mindestens 57 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter im burgenländischen Deutsch Schützen. Einer der mutmaßlichen Täter hieß Adolf Storms. 63 Jahre nach dem Massenmord gelang es Walter Manoschek, mit Storms und zwei weiteren beteiligten HJ-Führern zu sprechen. Er interviewte Storms insgesamt 15 Stunden vor laufender Kamera, bereits zuvor verständigte er die Staatsanwaltschaft. Adolf Storms wurde im Herbst 2009 in Dortmund wegen Mordes und Beihilfe zum Mord angeklagt. Er verstarb kurz vor Prozessbeginn im Juni 2010.Die Gespräche mit Adolf Storms, den beiden HJ-Führern und drei Juden, die das Massaker überlebt haben, bilden das Grundgerüst des Buches. Der multiperspektivische Ansatz ermöglicht eine dichte Beschreibung der Vorgänge. Manoschek rekonstruiert das Mordgeschehen in Deutsch Schützen und beschäftigt sich mit dem justiziellen Umgang Österreichs mit NS-Tätern. Der beigelegte Dokumentarfilm von 2012 »Dann bin ich ja ein Mörder« lässt Täter ebenso zu Wort kommen wie Überlebende des Massakers von Deutsch Schützen.Mit beigelegter DVD des Dokumentarfilms »Dann bin ich ja ein Mörder«.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Norbert Mappes-Niediek staunt, wie nah der Autor in seinem Interview des SS-Mannes Adolf Storm dem Ungeheuerlichen kommt. Letztlich fehlt Walter Manoschek jedoch die psychologische Unterstützung, um dem Judenmörder Storm, seiner Motivation und seinem Verdrängen (oder ist es schlicht Lüge?) auf die Spur zu kommen, meint der Rezensent. Die Behutsamkeit des Interviewers, auf die Mappes-Niediek auch bei der Suche des Autors nach Erklärungen für die Erinnerungslücken des Mörders stößt, ist für den Rezensenten jedoch bemerkenswert. Und den viel gehörten Satz: "Das versteht ihr ja doch nicht", mit dem die Verbrecher von damals der nächsten Generation gegenübertraten, der erscheint dem Rezensenten nun immerhin viel einleuchtender.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ein erschreckender Bericht von der Banalität des Bösen in Interviews mit Tatbeteiligten, Opfern und Recherchen des Autors.« (Martin Westzott, Der Medienbrief, Januar 2016) »Manoschek's interview of Storms will undoubtedly interest scholars for years to come.« (Joseph W. Moser, Journal of Austrian Studies, 48.4, 2016) »Das Buch von Walter Manoschek (...) stellt einen überaus wichtigen Beitrag zur NS-Täterforschung dar.« (Hans Schafranek, www.sehepunkte.de, 15.11.2016) »Insbesondere die mikrohistorische Analyse, das Abwägen von Handlungsspielräumen der Täter vor Ort ist höchst instruktiv.« (Magnus Koch, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 11/2016)