Aufklärerische Aspekte im Denken Friedrich Nietzsches aufzuspüren, ist die Passion des Philosophen Hermann Josef Schmidt. Unter dem Blickwinkel, eigenständiges Denken immer wieder zu wagen und diese Idee gegen Einschränkungen zu verteidigen, kann sein gesamtes Leben gesehen werden. In seiner Autobiographie erzählt der Universitätsprofessor von seinen Erfahrungen im akademischen Betrieb, Begegnungen mit damals gefeierten Geistesgrößen wie Martin Heidegger und klugen Studierenden. Schön früh politisch engagiert, ist er rund 50 Jahre im Kreise weltanschaulicher Emanzipationsbewegungen aktiv, von der Humanistischen Studenten-Union bis zur Giordano-Bruno-Stiftung. Für die Nietzscheforschung setzen seine Studien Marksteine. Seine Interpretation des jungen Nietzsche als einem Denker, der das Christentum durchschaut und ablehnt, bringt ihm viel Ablehnung ein. Die Debatten werfen ein bezeichnendes Licht auf den deutschsprachigen Wissenschaftsbetrieb und die vorherrschende Diskussionskultur. Wer sich wie er selbständiges Denken und Urteilen erarbeitet und bewahrt hat, gestattet sich schließlich auch einen kritischen Blick auf aktuelle politische Fehlentwicklungen. Kritische Fragen - gestellt aus der Distanz des Philosophiehistorikers zur Tagespolitik und den Horizont einer 2500 Jahre zurückreichenden Tradition aufklärerischen europäischen Denkens berücksichtigend - eröffnen vielleicht die ein oder andere kritische Perspektive.
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