Kaum eine körperliche Tätigkeit kann so befreiend und aufheiternd sein wie der Tanz. Historiker halten es für wahrscheinlich, dass der Mensch schon immer getanzt hat. Die ursprünglichsten Formen des Tanzes waren die rituellen Beschwörungstänze oder die einfachen rhythmischen Arbeitsbewegungen. Dabei
gibt es keine „Geschichte des Tanzes“, vielmehr hatte jede Kultur im Laufe der Zeit ihre eigenen…mehrKaum eine körperliche Tätigkeit kann so befreiend und aufheiternd sein wie der Tanz. Historiker halten es für wahrscheinlich, dass der Mensch schon immer getanzt hat. Die ursprünglichsten Formen des Tanzes waren die rituellen Beschwörungstänze oder die einfachen rhythmischen Arbeitsbewegungen. Dabei gibt es keine „Geschichte des Tanzes“, vielmehr hatte jede Kultur im Laufe der Zeit ihre eigenen Tänze mit eigenen Hintergründen und Kulten.
Die Kunsthistorikerin Claudia Teibler hat sich nun des Phänomens „Tanz“ angenommen, eines Phänomens, das für ein paar Minuten die Welt vergessen lässt. Neben den historischen und gesellschaftlichen Hintergründen geht sie auch solchen Frage nach: „Was ist dran am Tanz, der von den Füßen her über den ganzen Menschen Besitz ergreift?“ oder „Wie verändert sich ein Mensch, wenn er tanzt?“
Für die Autorin ist die Geschichte des Tanzes auch eine Geschichte der Sehnsucht nach Glück und so erzählt sie, wie sich der Tanz von der Dorflinde zur Disco, von der Lustbarkeit bis zum Sportevent entwickelte. Ob Walzer, Polka, Cancan, Tango, Rumba oder Twist … der Tanz bekam ständig ein neues Gesicht. Vor allem im 20. Jahrhundert änderten sich Schritte und Figuren der Modetänze so rasch, dass eine exakte Bewegungsabfolge zweitrangig wurde. Selbst die Tanzkleidung veränderte sich innerhalb weniger Jahrzehnte, vom rauschenden Ballkleid bis zum Karohemd und zur Lederjacke der Rock’n’Roll-Rebellen.
Auch der Thematik „Tanz und Erotik“ widmet sich Claudia Teibler, für die die Entwicklung der Erotik beim Tanz eng mit dem Wandel der allgemeinen Sexualmoral einhergeht. Die 160 Seiten berücksichtigen wirklich alle Komponenten des Tanzes, seien es die unter-schiedlichen Tanzschritte, sei es der bürgerliche Ballsaal, der Wiener Opernball, die Tanzstunde in der Jugend oder der Ballklatsch. Natürlich fehlen auch keine Kurzporträts von begnadeten Tänzerinnen und Tänzern der Vergangenheit. Schließlich kennt doch jeder Josephine Baker, Fred Astaire oder John Travolta.
„Darf ich bitten“ ist ein wunderbarer Bild-Text-Band, der vor allem durch sein abwechslungsreiches Bildmaterial besticht. Außerdem wird dieser kulturgeschichtliche Spaziergang durch einige Tanzszenen aus der Weltliteratur ausgeschmückt. Seit Jahren wissen die Bücher aus dem Münchner Elisabeth Sandmann Verlag durch ihre gediegene Aufmachung und exzellente Ausstattung zu überzeugen. Dieses Buch ist nicht nur für Liebhaber der flotten Sohle ein Vergnügen, auch für die sogenannten Tanzmuffel ist es durchaus ein Gewinn.
Manfred Orlick