Psst, wer erkennt die 119/100? Oder wer hat Lust auf eine Kurven-Diskussion beziehungsweise die Formel für die »ideale Frau«? Oder lieber die für sexy Schuhe, Käsesandwich, Einparken? Sagen wir bald Zwanzigeins statt 21? Ist es wahr, 42 ist die Antwort auf alles? Günter M. Ziegler präsentiert das Angst-Grusel-Horror-Fach der Deutschen, wie Sie es noch nie gesehen haben: als abenteuerliche Gedankenreise und witzig-gelehrte Unterhaltung. In keinem Fall wird er Zahlen in den Raum stellen, um die Diskussion zu versachlichen. Bei Ziegler brauchen Sie keine Rechnung. Garantierter Frustrationsindex: Null. Denn eines ist klar: Wir können nicht alle unterdurchschnittlich sein in Mathe.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.03.2010Gestöckelte Formeln
Günter Ziegler hält eine gesunde Portion Zahlenskepsis im Alltag für durchaus angebracht. Im Supermarkt zum Beispiel: Zwölf Artikel gekauft, und da alle Preise die 9 als letzte Ziffer haben, sollte die Summe auf 8 enden. Aufwendiger als dieser "Penny-Test" gestaltet sich die Schätzung der Teilnehmerzahl bei Großveranstaltungen. Als Barack Obama im Juli 2008 seine Rede an der Berliner Siegessäule hielt, war der Berliner Mathematiker und Leibniz-Preisträger dabei und errechnete - zeitgemäß mit Hilfe von Google-Maps - gut und gerne 100 000 Zuhörer. Im Jahr darauf wurde in Iran das Parlament gewählt. Waren die Stimmenzahlen manipuliert? Hier half die Kenntnis von Zufallszahlen weiter. Vor allem in Zeitungen hat Ziegler jede Menge Anschauungsmaterial für sein Buch gefunden. Dort stieß er auf Formeln für die maximale Höhe von Stöckelabsätzen bei Damenschuhen oder für die perfekte Dicke von Käsescheiben auf einem Sandwich. Höhere Mathematik? Manchmal erkennt er schon an der Schreibweise, dass da etwas nicht stimmen kann. "Vorsicht, Formeln!", warnt Ziegler und rät: "Keine Zahlengutgläubigkeit, sondern fröhlich-hartnäckige Fehlersuche!" Das leichtverständlich geschriebene Buch lädt dazu ein, mit der Zahlenskepsis zu spielen, Statistiken genauer zu betrachten und Rechnungen zu prüfen. Der Autor wartet mit einer ermutigenden Erkenntnis auf: Wir können nicht alle unterdurchschnittlich in Mathe sein. (Günter M. Ziegler: "Darf ich zahlen?". Geschichten aus der Mathematik. Piper Verlag, München 2010. 272 S., geb., 19,95 [Euro].) pado
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Günter Ziegler hält eine gesunde Portion Zahlenskepsis im Alltag für durchaus angebracht. Im Supermarkt zum Beispiel: Zwölf Artikel gekauft, und da alle Preise die 9 als letzte Ziffer haben, sollte die Summe auf 8 enden. Aufwendiger als dieser "Penny-Test" gestaltet sich die Schätzung der Teilnehmerzahl bei Großveranstaltungen. Als Barack Obama im Juli 2008 seine Rede an der Berliner Siegessäule hielt, war der Berliner Mathematiker und Leibniz-Preisträger dabei und errechnete - zeitgemäß mit Hilfe von Google-Maps - gut und gerne 100 000 Zuhörer. Im Jahr darauf wurde in Iran das Parlament gewählt. Waren die Stimmenzahlen manipuliert? Hier half die Kenntnis von Zufallszahlen weiter. Vor allem in Zeitungen hat Ziegler jede Menge Anschauungsmaterial für sein Buch gefunden. Dort stieß er auf Formeln für die maximale Höhe von Stöckelabsätzen bei Damenschuhen oder für die perfekte Dicke von Käsescheiben auf einem Sandwich. Höhere Mathematik? Manchmal erkennt er schon an der Schreibweise, dass da etwas nicht stimmen kann. "Vorsicht, Formeln!", warnt Ziegler und rät: "Keine Zahlengutgläubigkeit, sondern fröhlich-hartnäckige Fehlersuche!" Das leichtverständlich geschriebene Buch lädt dazu ein, mit der Zahlenskepsis zu spielen, Statistiken genauer zu betrachten und Rechnungen zu prüfen. Der Autor wartet mit einer ermutigenden Erkenntnis auf: Wir können nicht alle unterdurchschnittlich in Mathe sein. (Günter M. Ziegler: "Darf ich zahlen?". Geschichten aus der Mathematik. Piper Verlag, München 2010. 272 S., geb., 19,95 [Euro].) pado
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Dieser ganz persönliche Blick des Mathematikprofessors Michael M. Ziegler auf die Mathematik hat für Wolfgang Blum etwas für sich. Um die schwierigen Inhalte geht es nämlich nur nebenbei. Stattdessen stehen rechnende Bienen, Unendlichkeiten, und Schindluder treibende Hobbymathematiker wie Samuel Huntington im Vordergrund. Zahlen und Formeln sind vom Autor unterhaltsam verpackt, verspricht Blum und verweist noch auf die spannenden Kollegen-Porträts. Die wiederum zeigen dem Rezensenten nicht nur, was Mathematiker umtreibt, wie sie forschen usw., sondern auch, dass sie ganz schön exzentrisch sein können.
© Perlentaucher Medien GmbH
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