Pro:
Das grundlegende Thema hat im Genre Science Fiction schon fast Tradition:
Körperlich und geistig überlegene Supermenschen - hier die Percents - werden gezüchtet und dann gnadenlos als Soldaten und entbehrliche Arbeitskräfte ausgenutzt. Sie erhalten keinerlei Rechte und werden gezwungen, sogar
lebensgefährliche Aufgaben zu übernehmen - wie z.B. Arbeiten in radioaktiv verseuchten Gebieten.…mehrPro:
Das grundlegende Thema hat im Genre Science Fiction schon fast Tradition:
Körperlich und geistig überlegene Supermenschen - hier die Percents - werden gezüchtet und dann gnadenlos als Soldaten und entbehrliche Arbeitskräfte ausgenutzt. Sie erhalten keinerlei Rechte und werden gezwungen, sogar lebensgefährliche Aufgaben zu übernehmen - wie z.B. Arbeiten in radioaktiv verseuchten Gebieten. Schließlich lehnen sich die Percents erfolgreich gegen ihre Herrscher auf und drehen den Spieß um: jetzt sind es die Menschen, die gnadenlos unterdrückt und mitunter auch getötet werden. "Dark Canopy" beginnt einige Zeit nach der Machtübernahme und spielt dadurch in einer Welt, in der die Percents die Tyrannen und die Menschen die verachtete Unterschicht sind.
Die Autorin verpackt diese alte Idee frisch und interessant als Jugendbuch, bei dem ich persönlich nie das Gefühl hatte, das hätte ich schon tausendmal gelesen! Außerdem wirft das Thema viele interessante ethische Fragen über Gewalt und Gegengewalt auf, und die Autoren bringt interessante neue Ideen und Details ein.
Joy ist ein erstaunlicher Charakter - Sie konnte mich oft überraschen, und das nicht immer 100%ig positiv. Aber ich mag Charaktere, die wirkliche Ecken und Kanten haben, das macht sie doch realistischer! Joy hat aber auch viele positive Eigenschaften: sie ist entschlossen und mutig, einfallsreich und geschickt... Und sie ist loyal. Für ihre Freunde ist sie bereit, sich selbst in Gefahr zu begeben, auch wenn die Chancen katastrophal schlecht stehen.
Der junge Percent Neel, dem Joy in die Hände fällt, wirkt anfangs wie ein grausamer, gefühlloser Fiesling - das aber zum Teil deshalb, weil Joy ihn so sehen will, weil sie nichts anderes von einem Percent erwartet. Es wird allerdings relativ schnell klar, dass mehr hinter der kalten Fassade steckt!
Die Passagen, die aus Joys Sicht geschrieben sind, waren für mich meist sehr spannend und ich fand es dann schwer, das Buch auch mal wegzulegen! Ein Teil der Spannung entstand aus der unheilvollen Erwartung auf das Chivvy, sozusagen das große Finale (und diese Spannung ist im Endeffekt leider etwas verpufft, s. "Kontra") - aber viel von der Spannung kam auch aus der Interaktion zwischen Joy und Neel. Sehr gut fand ich dabei, dass sich das Ganze nicht direkt zur Liebesgeschichte entwickelt; dazu steht zwischen den Beiden einfach zu viel an Vorurteilen und problematischer Geschichte. Die Autorin gibt dieser Entwicklung viel Zeit!
Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Alle Szenen konnte ich mir gut vorstellen und vor mir sehen, und ich gewann schnell ein Gefühl für die verschiedenen Charaktere, die Geschichte dieser Welt, die politischen Spannungen etc.
Kontra:
Am Ende ging mir alles etwas zu schnell und plötzlich - das ganze Buch hindurch wird immer wieder Spannung versprochen, was das Chivvy betrifft, und dann ist es in ein paar Seiten erledigt und vorbei. Für mich war das sehr enttäuschend und antiklimatisch.
Der Rebell Matthial war ein Charakter, mit dem ich einfach nicht warm wurde. Ich kann nicht mal sagen, woran es genau lag, aber immer, wenn die Perspektive und der Fokus der Geschichte zu ihm wechselte, hätte ich am liebsten weitergeblättert, weil mich diese Passagen gelangweilt haben.
Im Endeffekt habe ich mir irgendwie mehr von der Handlung erwartet - es kommt mir so vor, als wäre am Schluss unterm Strich wesentlich weniger tatsächlich passiert, als die Handlung anfangs versprach.
Zusammenfassung:
Wer Dystopien mit einer Prise Romantik mag, sollte "Dark Canopy" eine Chance geben! Zugegeben, das Buch hat seine Schwächen - aber die Protagonisten, der gelungene Schreibstil und die vielen interessanten Ideen und Details machen das wieder wett.
Im Ganzen hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich werde auf jeden Fall auch den zweiten Band lesen!