Janes Ehe ist gescheitert, und ihrer Mutter fällt nichts Besseres ein, als sie zur Abwechslung auf die Galapagosinseln zu schicken. Ausgerechnet dort begegnet Jane ihrer Cousine Martha wieder, der einstigen Busenfreundin. Martha, die naturkundliche Führungen leitet, hat sich vor Jahren abrupt abgewandt. Irgend etwas war furchtbar schief gelaufen. Hatte die Familienfehde damit zu tun? Hatte Jane etwas Unverzeihliches verbrochen? Eine hinreißende und intelligente Komödie, in der es um Familien- und Freundschaftsbande und um die Selbstfindung einer Frau geht.
Zwei einstige Freundinnen treffen sich auf den Galapagos-Inseln wieder: Jane soll sich von einer gescheiterten Ehe erholen, Martha leitet naturkundliche Exkursionen. Während sie auf Darwins Spuren wandeln, werden alte Familiengeheimnisse ausgegraben und neue Beziehungen geknüpft. Jane hofft, mehr über die alte Familienfehde zu erfahren, über die in ihrer Kindheit immer nur Andeutungen gemacht wurden - und vor allem möchte sie endlich von Martha wissen, warum diese damals ihre Freundschaft so abrupt beendet hat. Mit etwas gutem Willen, findet Jane, lässt sich die Evolutionstheorie auch auf die Entstehung und Metamorphosen der Freundschaft anwenden...Eine herrliche Komödie über zwei Freundinnen, eine skurrile Familie und die Evolution.
Zwei einstige Freundinnen treffen sich auf den Galapagos-Inseln wieder: Jane soll sich von einer gescheiterten Ehe erholen, Martha leitet naturkundliche Exkursionen. Während sie auf Darwins Spuren wandeln, werden alte Familiengeheimnisse ausgegraben und neue Beziehungen geknüpft. Jane hofft, mehr über die alte Familienfehde zu erfahren, über die in ihrer Kindheit immer nur Andeutungen gemacht wurden - und vor allem möchte sie endlich von Martha wissen, warum diese damals ihre Freundschaft so abrupt beendet hat. Mit etwas gutem Willen, findet Jane, lässt sich die Evolutionstheorie auch auf die Entstehung und Metamorphosen der Freundschaft anwenden...Eine herrliche Komödie über zwei Freundinnen, eine skurrile Familie und die Evolution.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.06.1999Darwins Launen, von Art zu Art
Evolutionspause des Romans: Cathleen Schine auf den Galapagos-Inseln
Die Mädchenfreundschaft hatte bislang ihren Platz in der Jugendliteratur. Dort gehörte sie zur Ausstattung der idyllischen Welt, in der die Weiblichkeit umhegt und gepflegt heranwuchs. Die Emanzipation hat die Frauen aus dieser rückwärts gewandten Utopie herausgeführt, den Topos aber zum Sujet des Romans erweitert.
Cathleen Schine nutzt dieses Sujet der Freundschaft zwischen Frauen für einen kleinen Roman, aber - leider! - nur, um an ihm ihren philosophischen Scharfsinn zu wetzen. Im Rückblick auf die Freundschaft zwischen Jane und Martha, die sich auf einer Reise zu den Galapagos-Inseln nach längerer Trennung wiederbegegnen, blitzen zwar ein paar Szenen auf, die die Bedeutung sinnfällig machen könnten, die weibliche Existenzen füreinander haben. Für die Analyse eines solchen Verhältnisses aber reicht die Beobachtungsgabe der Autorin nicht aus. Wenn sie sich nicht der Beschreibung so oft schon gelesener Alltagsszenen und der Charakterisierung unscheinbarer Typen hingibt, dann räsoniert sie über den Zusammenhang der naturwissenschaftlichen Beobachtungen Darwins mit den menschlichen Verhaltensweisen.
Jane folgt auf den exotischen Inseln den Ausführungen ihrer ehemaligen Freundin, die allen Annäherungs- und Aufklärungsversuchen die kalte Schulter zeigt. Die auf einer solchen Reise obligate Lektüre von Darwins "Reise eines Naturforschers um die Welt" veranlaßt Jane zu einem Gedankenspiel: "Tun wir einmal so, als sei die Freundschaft eine Spezies. Eine Möglichkeit ist, daß sie ausstirbt. Ich hatte mein Gedächtnis nach einem Ereignis durchforscht, das das Ende unserer Freundschaft herbeigeführt haben mochte. Eine plötzliche Klimaveränderung, ein Meteorit, die Geschichte eines Ertrunkenen. Aber unsere Freundschaft war nicht ausgestorben, denn ich trug sie noch immer in mir. Wenn eine Art nicht ausgestorben ist, aber trotzdem nicht überlebt hat, dann muß sie sich verändert haben. Ganz einfach. Die Art hatte sich verändert."
Diese abenteuerliche Konstruktion der Autorin ist Folge eines Horizontverlusts der gegenwärtigen Literatur, der - um eine historische Dimension zu eröffnen, die freilich nicht ganz so großzügig ist wie die Cathleen Schines - schon im 18. Jahrhundert beginnt: Wo es unglaubwürdig geworden war, Gott, Götter und Heroen als Repräsentanten der Menschheit herbeizuzitieren, mußte das Individuum selbst eine Idee seiner Bildung haben, um die Handlung in Gang zu bringen; und wo sich diese in ihrem Dienst erschöpft hatte, trat Melancholie über den unfaßbaren Sinn an ihre Stelle. Inzwischen ist aber auch die Trauer über den Sinnverlust ausgekostet, die Literatur muß - und damit wäre die kurze "Reise des Literaturforschers um die Welt" bei Cathleen Schine angelangt - eine Autorität suchen, auf deren Werk sie die Alltäglichkeit, von der zu reden sich gerade noch lohnt, projizieren kann. Nadine Gordimer zählt zu einem ihrer ersten Erfolge ihre Erzählung "Livingstones Gefährten", in der die Bewegung der Helden der Spurensuche einer großen Vergangenheit folgt. In solcher Literatur bezieht der Held den Sinn seiner Existenz aus der Autorität einer historischen Persönlichkeit. Das platte Land der Gegenwart vor dem Hochgebirge des versteinerten Geistes eröffnet bei Nadine Gordimer ein hinlänglich apartes Panorama.
Nadine Gordimer gab sich allerdings zufrieden damit, daß ihr Held schließlich die Gräber von Livingstones Gefährten besucht hatte. Zu dieser Art von Wallfahrtsliteratur zählt nun auch die Geschichte der Cathleen Schine, doch begnügt sich die Autorin nicht mit der stummen Pietät. Sie will aus den Erkenntnissen des Naturforschers einen Sinn für ihre Poesie gewinnen. Das Aussterben der "Spezies Freundschaft" erhält bei ihr zwar auch eine romantechnisch geradezu normale Erklärung durch eine Fehde, die zwischen den Familien der beiden Freundinnen bestanden haben soll. Aber auch da findet Cathleen Schine kaum Erzählkraft, und die Auflösung des Rätsels ist nur gerade so hingesagt. Die eigentliche Substanz von Glück und Unglück dieser Freundschaft fußt vielmehr auf einem Biologismus und ist eine pure Verlegenheit der Autorin. Lévi-Strauss zählt die Poesie zu den Basteleien, die die Praxis umkreisen, ohne sie eigentlich erreichen zu wollen. Bastler einer Zufluchtsstätte des Tiefsinns ist auch Cathleen Schine. Nur: Der Bastler, der sich der Laune hingibt, ein Haus allein aus Sockel und Dach zu bauen, ist ein Don Quijote.
HANNELORE SCHLAFFER
Cathleen Schine: "Darwins Launen". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Giovanni und Ditte Bandini. Carl Hanser Verlag, München 1999. 241 S., geb., 34,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Evolutionspause des Romans: Cathleen Schine auf den Galapagos-Inseln
Die Mädchenfreundschaft hatte bislang ihren Platz in der Jugendliteratur. Dort gehörte sie zur Ausstattung der idyllischen Welt, in der die Weiblichkeit umhegt und gepflegt heranwuchs. Die Emanzipation hat die Frauen aus dieser rückwärts gewandten Utopie herausgeführt, den Topos aber zum Sujet des Romans erweitert.
Cathleen Schine nutzt dieses Sujet der Freundschaft zwischen Frauen für einen kleinen Roman, aber - leider! - nur, um an ihm ihren philosophischen Scharfsinn zu wetzen. Im Rückblick auf die Freundschaft zwischen Jane und Martha, die sich auf einer Reise zu den Galapagos-Inseln nach längerer Trennung wiederbegegnen, blitzen zwar ein paar Szenen auf, die die Bedeutung sinnfällig machen könnten, die weibliche Existenzen füreinander haben. Für die Analyse eines solchen Verhältnisses aber reicht die Beobachtungsgabe der Autorin nicht aus. Wenn sie sich nicht der Beschreibung so oft schon gelesener Alltagsszenen und der Charakterisierung unscheinbarer Typen hingibt, dann räsoniert sie über den Zusammenhang der naturwissenschaftlichen Beobachtungen Darwins mit den menschlichen Verhaltensweisen.
Jane folgt auf den exotischen Inseln den Ausführungen ihrer ehemaligen Freundin, die allen Annäherungs- und Aufklärungsversuchen die kalte Schulter zeigt. Die auf einer solchen Reise obligate Lektüre von Darwins "Reise eines Naturforschers um die Welt" veranlaßt Jane zu einem Gedankenspiel: "Tun wir einmal so, als sei die Freundschaft eine Spezies. Eine Möglichkeit ist, daß sie ausstirbt. Ich hatte mein Gedächtnis nach einem Ereignis durchforscht, das das Ende unserer Freundschaft herbeigeführt haben mochte. Eine plötzliche Klimaveränderung, ein Meteorit, die Geschichte eines Ertrunkenen. Aber unsere Freundschaft war nicht ausgestorben, denn ich trug sie noch immer in mir. Wenn eine Art nicht ausgestorben ist, aber trotzdem nicht überlebt hat, dann muß sie sich verändert haben. Ganz einfach. Die Art hatte sich verändert."
Diese abenteuerliche Konstruktion der Autorin ist Folge eines Horizontverlusts der gegenwärtigen Literatur, der - um eine historische Dimension zu eröffnen, die freilich nicht ganz so großzügig ist wie die Cathleen Schines - schon im 18. Jahrhundert beginnt: Wo es unglaubwürdig geworden war, Gott, Götter und Heroen als Repräsentanten der Menschheit herbeizuzitieren, mußte das Individuum selbst eine Idee seiner Bildung haben, um die Handlung in Gang zu bringen; und wo sich diese in ihrem Dienst erschöpft hatte, trat Melancholie über den unfaßbaren Sinn an ihre Stelle. Inzwischen ist aber auch die Trauer über den Sinnverlust ausgekostet, die Literatur muß - und damit wäre die kurze "Reise des Literaturforschers um die Welt" bei Cathleen Schine angelangt - eine Autorität suchen, auf deren Werk sie die Alltäglichkeit, von der zu reden sich gerade noch lohnt, projizieren kann. Nadine Gordimer zählt zu einem ihrer ersten Erfolge ihre Erzählung "Livingstones Gefährten", in der die Bewegung der Helden der Spurensuche einer großen Vergangenheit folgt. In solcher Literatur bezieht der Held den Sinn seiner Existenz aus der Autorität einer historischen Persönlichkeit. Das platte Land der Gegenwart vor dem Hochgebirge des versteinerten Geistes eröffnet bei Nadine Gordimer ein hinlänglich apartes Panorama.
Nadine Gordimer gab sich allerdings zufrieden damit, daß ihr Held schließlich die Gräber von Livingstones Gefährten besucht hatte. Zu dieser Art von Wallfahrtsliteratur zählt nun auch die Geschichte der Cathleen Schine, doch begnügt sich die Autorin nicht mit der stummen Pietät. Sie will aus den Erkenntnissen des Naturforschers einen Sinn für ihre Poesie gewinnen. Das Aussterben der "Spezies Freundschaft" erhält bei ihr zwar auch eine romantechnisch geradezu normale Erklärung durch eine Fehde, die zwischen den Familien der beiden Freundinnen bestanden haben soll. Aber auch da findet Cathleen Schine kaum Erzählkraft, und die Auflösung des Rätsels ist nur gerade so hingesagt. Die eigentliche Substanz von Glück und Unglück dieser Freundschaft fußt vielmehr auf einem Biologismus und ist eine pure Verlegenheit der Autorin. Lévi-Strauss zählt die Poesie zu den Basteleien, die die Praxis umkreisen, ohne sie eigentlich erreichen zu wollen. Bastler einer Zufluchtsstätte des Tiefsinns ist auch Cathleen Schine. Nur: Der Bastler, der sich der Laune hingibt, ein Haus allein aus Sockel und Dach zu bauen, ist ein Don Quijote.
HANNELORE SCHLAFFER
Cathleen Schine: "Darwins Launen". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Giovanni und Ditte Bandini. Carl Hanser Verlag, München 1999. 241 S., geb., 34,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Mit Jane und ihren Kalamitäten hat Cathleen Schine wieder eine dieser fulminanten Frauenfiguren erfunden: Sie ist gewitzter als ihr mitunter guttut, bekommt im falschen Moment Durchfall und kann einfach nicht verbergen, daß sie ein treues altes Haus ist. Man hätte gern ihre Telefonnummer." Marie Claire
"Eine Exkursion auf Darwins Spuren, bei der Cathleen Schine nicht nur dem Ursprung der Arten nachspürt, sondern auch über die Entstehung und die Entwicklungsgeschichte zwischenmenschlicher Beziehungen schreibt ... Ein intelligenter Entwicklungsroman voller spielerischer Einfälle ... eine lebendige Sprache, eine scharfe Beobachtungsgabe, zugleich auch eine subtile Ergründung von Zeit, Zeitlosigkeit, Veränderung und Alter." Kieler Nachrichten
"Mit sanfter Ironie schildert Cathleen Schine die Geschichte einer Freundschaft und die Auseinandersetzung ihrer Heldin mit Darwins Schriften ... Mit vortrefflichem Witz, der an die Güte eines Woody Allen heranreicht." Jörg A. Noll im 'Hamburger Abendblatt'
"Ein intelligentes Buch ... Schine-Fans mit Spaß am Fabulieren, an spritzigen Dialogen und niveauvollem Schlagabtausch kommen ohnehin auf ihre Kosten - nicht zuletzt durch den ganz allerliebsten Schluss." Inge Zenker-Baltes in der 'Hannoverschen Allgemeinen Zeitung'
"Cathleen Schine verbindet die intellektuelle Neugier des Philosophen mit einem lebhaften Sinn für das Absurde. Ihr neuer Roman sprüht vor spielerischer Intelligenz und bietet eine Fülle treffender Einsichten in das Zusammenleben von Frauen. 'Darwins Launen' ist ihr bislang bestes Buch." Publishers Weekly
"Eine Exkursion auf Darwins Spuren, bei der Cathleen Schine nicht nur dem Ursprung der Arten nachspürt, sondern auch über die Entstehung und die Entwicklungsgeschichte zwischenmenschlicher Beziehungen schreibt ... Ein intelligenter Entwicklungsroman voller spielerischer Einfälle ... eine lebendige Sprache, eine scharfe Beobachtungsgabe, zugleich auch eine subtile Ergründung von Zeit, Zeitlosigkeit, Veränderung und Alter." Kieler Nachrichten
"Mit sanfter Ironie schildert Cathleen Schine die Geschichte einer Freundschaft und die Auseinandersetzung ihrer Heldin mit Darwins Schriften ... Mit vortrefflichem Witz, der an die Güte eines Woody Allen heranreicht." Jörg A. Noll im 'Hamburger Abendblatt'
"Ein intelligentes Buch ... Schine-Fans mit Spaß am Fabulieren, an spritzigen Dialogen und niveauvollem Schlagabtausch kommen ohnehin auf ihre Kosten - nicht zuletzt durch den ganz allerliebsten Schluss." Inge Zenker-Baltes in der 'Hannoverschen Allgemeinen Zeitung'
"Cathleen Schine verbindet die intellektuelle Neugier des Philosophen mit einem lebhaften Sinn für das Absurde. Ihr neuer Roman sprüht vor spielerischer Intelligenz und bietet eine Fülle treffender Einsichten in das Zusammenleben von Frauen. 'Darwins Launen' ist ihr bislang bestes Buch." Publishers Weekly