Kaum war das 21. Jahrhundert angebrochen, wartete es auch schon mit neuen Schrecken, Idiotien und gelegentlichen Glücksmomenten auf. Zu den wenigen, die es noch wagen, in diesem von den Medien verdickten und beschleunigten Wirrwarr Zusammenhänge herzustellen und dabei an einem anspruchsvollen Begriff von Kritik festzuhalten, gehört Diedrich Diederichsen.
In dieser Wundertüte von einem Reader mit Aufsätzen und Kommentaren, wenn auch erst aus den ersten dreiundzwanzig Jahren des Jahrhunderts, zeigt er sein stupendes Wissen über sämtliche Trends in Kunst, Kino, Fernsehen, Literatur, Musik, Theater, Theorie und Politik, das bis in die feinsten Verästelungen der Gegenkultur reicht. Er ist in der Lage, aus Erkenntnistheorie ebenso Funken zu schlagen wie aus den »Simpsons«, den Inszenierungen von René Pollesch oder Serien wie »Underground Railroad«. Vor allem vermag er es wie kein anderer, das eine mit dem anderen zu verknüpfen und von Theodor W. Adorno zur Familie Duck oder von einer Hamburger Baustelle zu einer feministischen Kunstinstallation (und zurück) zu springen. Was Zeitgenossenschaft bedeuten kann, ist seit Walter Benjamin nicht mehr so eindrucksvoll unter Beweis gestellt worden.
In dieser Wundertüte von einem Reader mit Aufsätzen und Kommentaren, wenn auch erst aus den ersten dreiundzwanzig Jahren des Jahrhunderts, zeigt er sein stupendes Wissen über sämtliche Trends in Kunst, Kino, Fernsehen, Literatur, Musik, Theater, Theorie und Politik, das bis in die feinsten Verästelungen der Gegenkultur reicht. Er ist in der Lage, aus Erkenntnistheorie ebenso Funken zu schlagen wie aus den »Simpsons«, den Inszenierungen von René Pollesch oder Serien wie »Underground Railroad«. Vor allem vermag er es wie kein anderer, das eine mit dem anderen zu verknüpfen und von Theodor W. Adorno zur Familie Duck oder von einer Hamburger Baustelle zu einer feministischen Kunstinstallation (und zurück) zu springen. Was Zeitgenossenschaft bedeuten kann, ist seit Walter Benjamin nicht mehr so eindrucksvoll unter Beweis gestellt worden.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Dezidiert aus einer Fanperspektive schreibt Klaus Walter seine Rezension des neuen Diedrich-Diederichsen-Kompendiums, das 173 ursprünglich an diversen Orten erschienene Texte versammelt. Die Rezension streift auch Themen wie Miley Cyrus und Mike Kelley, konzentriert sich jedoch auf Diederichsens Überlegungen zum linken Denken, insbesondere auch hinsichtlich aktueller Diskussionen um Identitätspolitik und Antisemitismus. So legt Walter unter anderem dar, dass Diederichsen zwar Judith Butlers Thesen zu Hamas und Hisbollah nicht teilt, gleichzeitig jedoch all jene kritisiert, die in Sachen Butler das Kind, also die Gendertheorie, mit dem Bade ausschütten möchten. Insgesamt plädiert Diederichsen laut Walter dafür, neue linke Positionen zum Beispiel in Bezug auf Postkolonialismus anzunehmen und mit älteren Traditionen kritischer Theorie zu vermitteln. Rechtem Denken hingegen sei eine Absage zu erteilen, und insbesondere solle es stets als solches benannt werden. Walter zufolge sind die hier versammelten Texte durchweg hochaktuell, insbesondere weil sie sich der Komplexität der Gegenwart stellen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Diederichsen, das ist immer Hoch- und Tiefbau gleichzeitig. Da wird er weder altersmilde noch altersradikal und hält an der Dialektik fest.« Tobi Müller monopol 20240328