Junior ist 14 und beschließt, sein Reservat zu verlassen. Er wird zum Outcast zwischen zwei Kulturen.
Als Arnold Spirit, genannt Junior, mit 14 beschließt, sein Reservat zu verlassen, wird er zum Outcast zwischen zwei Kulturen. Überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, stellt er trotz aller Widrigkeiten, die ihm begegnen, fest: »Ich würde immer ein Spokane-Indianer bleiben. Diesem Stamm gehörte ich nun mal an. Aber ich gehörte genauso dem Stamm der amerikanischen Einwanderer an. Und dem Stamm der Basketballspieler. Und dem Stamm der Leseratten. Und dem Stamm der Zeichner.«
Comic-Zeichnungen ergänzen den tragikomischen Roman.
National Book Award for Young People's Literature 2007
Boston Globe-Horn Book Award 2008
Buch des Monats im Oktober 2009 (Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, Volkach)
Die Besten 7 - Bücher für junge Leser im November 2009 (Deutschlandfunk/Focus)
Eule des Monats im November 2009 (Bulletin Jugend & Literatur)
Als Arnold Spirit, genannt Junior, mit 14 beschließt, sein Reservat zu verlassen, wird er zum Outcast zwischen zwei Kulturen. Überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, stellt er trotz aller Widrigkeiten, die ihm begegnen, fest: »Ich würde immer ein Spokane-Indianer bleiben. Diesem Stamm gehörte ich nun mal an. Aber ich gehörte genauso dem Stamm der amerikanischen Einwanderer an. Und dem Stamm der Basketballspieler. Und dem Stamm der Leseratten. Und dem Stamm der Zeichner.«
Comic-Zeichnungen ergänzen den tragikomischen Roman.
National Book Award for Young People's Literature 2007
Boston Globe-Horn Book Award 2008
Buch des Monats im Oktober 2009 (Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, Volkach)
Die Besten 7 - Bücher für junge Leser im November 2009 (Deutschlandfunk/Focus)
Eule des Monats im November 2009 (Bulletin Jugend & Literatur)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.2009Nennt mich bloß nicht "Apfel"!
Außen rot und innen weiß: Sherman Alexie schildert das Dilemma eines Indianderjungen, der aus dem Reservat geht und draußen auf einmal zum Star wird.
Von Elena Geus
Mit vierzehn schon auf zweiundvierzig Beerdigungen gewesen zu sein ist nicht komisch. Schon gar nicht, wenn die Mehrzahl der Verstorbenen dem Suff zum Opfer fiel - dem eigenen oder dem anderer. Es ist auch nicht komisch, in einem Indianerreservat irgendwo in der Ödnis des Bundesstaates Washington aufzuwachsen, einem Hort an Armut und Depression, wo Ausweglosigkeit den Alltag bestimmt und Träume niemals wahr werden. Und es ist noch weniger komisch, auch noch mit einem Wasserkopf geboren zu sein, zu lispeln, zu stottern und ein Monstrum an Brille zu tragen.
Und doch ist die Geschichte von Arnold Spirit, genannt Junior, die als "absolut wahres Tagebuch" daherkommt, so komisch, dass sich mitunter lautes Lachen einstellt, mindestens aber ein breites Grinsen. Denn Sherman Alexie verfügt über beißenden Sarkasmus und tiefschwarzen Humor. Doch bei allem Amüsement über diesen schrägen Typen, dem nach eigener Aussage "beknacktesten Schwachkopf des Universums", und eine nicht weniger schräge Lebenserzählung ist Arnold, dessen Welt voller Widersprüche auch die des Autors ist, alles andere als eine Witzfigur.
Junior ist von der Schule geflogen. Einer seiner ehemaligen Lehrer rät ihm zu tun, was keiner vor ihm gewagt hat: das Reservat zu verlassen. Schon dort eher ein wandelnder Punchingball, nur von seinem Freund Rowdy beschützt, wird er in der Schule in Reardan als einziger Indianer unter Weißen im besten Fall ignoriert, im schlechten ist er unverhohlenem Rassismus ausgesetzt. Respekt erwirbt er sich mit Fäusten, zum Star wird er mit seinen Basketballkünsten. Er hat schon schlimmere Beschimpfungen gehört als "Apfel", und doch trifft ihn diese besonders, denn "außen rot und innen weiß" heißt nichts anderes als "Verräter". Der Zorn seiner Stammesbrüder und seines Kumpels Rowdy auf Arnolds neues Leben entlädt sich in zwei Basketballspielen der Mannschaft des Reservats gegen die Schulmannschaft aus Reardan. Zimperlich geht's da nicht zu.
Als "kultverdächtig" bewirbt der Verlag das Buch, und von einer eigens geschaffenen Homepage lassen sich die "coolen Sprüche" Juniors und seine Comics, die sein Tagebuch durchziehen, aufs Handy herunterladen. Bei allem Witz und aller Originalität geht dabei leicht unter, dass sich hinter der herrlichen Selbstironie des Jungen jede Menge Trostlosigkeit verbirgt. Auch seine Zeichnungen sind nicht etwa nur amüsante Kritzeleien, sondern Wutabbau und Trauerzeremonie.
Immer wieder macht Sherman Alexie in seinen Romanen und Erzählungen und nun erstmals auch im Jugendbuch die Zerrissenheit der jungen Indianergeneration, den Spagat zwischen Herkunft, Tradition und Identität auf der einen, Integration und Assimilation auf der anderen Seite zum Thema, stets auf angenehme Weise mitleidlos und bar jeder Larmoyanz.
Auch Arnold Spirit ist ein solch wandelnder Widerspruch: Er wollte die Geister vertreiben - vor allem die des Versagens und der Armut. Und doch schämt er sich fast, dass er dem Schicksal, im Reservat ein ewiger Verlierer und dort verloren zu sein, ein Stück entkommen ist. Nach den Siegen im Basketball spürt Arnold keinen Triumph. Aber er ist sich sicher, den richtigen Weg gegangen zu sein. Genauso sicher ist er, immer ein Spokane-Indianer zu bleiben. Doch er wird ebenso dem Stamm der Basketballspieler angehören, dem der Zeichner, der Teenager und dem der Kleinstadtschüler. Und natürlich dem der Beerdigungsgänger.
Sherman Alexie: "Das absolut wahre Tagebuch eines Teilzeit-Indianers". Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2009. 272 S., br., 12,90 [Euro]. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Außen rot und innen weiß: Sherman Alexie schildert das Dilemma eines Indianderjungen, der aus dem Reservat geht und draußen auf einmal zum Star wird.
Von Elena Geus
Mit vierzehn schon auf zweiundvierzig Beerdigungen gewesen zu sein ist nicht komisch. Schon gar nicht, wenn die Mehrzahl der Verstorbenen dem Suff zum Opfer fiel - dem eigenen oder dem anderer. Es ist auch nicht komisch, in einem Indianerreservat irgendwo in der Ödnis des Bundesstaates Washington aufzuwachsen, einem Hort an Armut und Depression, wo Ausweglosigkeit den Alltag bestimmt und Träume niemals wahr werden. Und es ist noch weniger komisch, auch noch mit einem Wasserkopf geboren zu sein, zu lispeln, zu stottern und ein Monstrum an Brille zu tragen.
Und doch ist die Geschichte von Arnold Spirit, genannt Junior, die als "absolut wahres Tagebuch" daherkommt, so komisch, dass sich mitunter lautes Lachen einstellt, mindestens aber ein breites Grinsen. Denn Sherman Alexie verfügt über beißenden Sarkasmus und tiefschwarzen Humor. Doch bei allem Amüsement über diesen schrägen Typen, dem nach eigener Aussage "beknacktesten Schwachkopf des Universums", und eine nicht weniger schräge Lebenserzählung ist Arnold, dessen Welt voller Widersprüche auch die des Autors ist, alles andere als eine Witzfigur.
Junior ist von der Schule geflogen. Einer seiner ehemaligen Lehrer rät ihm zu tun, was keiner vor ihm gewagt hat: das Reservat zu verlassen. Schon dort eher ein wandelnder Punchingball, nur von seinem Freund Rowdy beschützt, wird er in der Schule in Reardan als einziger Indianer unter Weißen im besten Fall ignoriert, im schlechten ist er unverhohlenem Rassismus ausgesetzt. Respekt erwirbt er sich mit Fäusten, zum Star wird er mit seinen Basketballkünsten. Er hat schon schlimmere Beschimpfungen gehört als "Apfel", und doch trifft ihn diese besonders, denn "außen rot und innen weiß" heißt nichts anderes als "Verräter". Der Zorn seiner Stammesbrüder und seines Kumpels Rowdy auf Arnolds neues Leben entlädt sich in zwei Basketballspielen der Mannschaft des Reservats gegen die Schulmannschaft aus Reardan. Zimperlich geht's da nicht zu.
Als "kultverdächtig" bewirbt der Verlag das Buch, und von einer eigens geschaffenen Homepage lassen sich die "coolen Sprüche" Juniors und seine Comics, die sein Tagebuch durchziehen, aufs Handy herunterladen. Bei allem Witz und aller Originalität geht dabei leicht unter, dass sich hinter der herrlichen Selbstironie des Jungen jede Menge Trostlosigkeit verbirgt. Auch seine Zeichnungen sind nicht etwa nur amüsante Kritzeleien, sondern Wutabbau und Trauerzeremonie.
Immer wieder macht Sherman Alexie in seinen Romanen und Erzählungen und nun erstmals auch im Jugendbuch die Zerrissenheit der jungen Indianergeneration, den Spagat zwischen Herkunft, Tradition und Identität auf der einen, Integration und Assimilation auf der anderen Seite zum Thema, stets auf angenehme Weise mitleidlos und bar jeder Larmoyanz.
Auch Arnold Spirit ist ein solch wandelnder Widerspruch: Er wollte die Geister vertreiben - vor allem die des Versagens und der Armut. Und doch schämt er sich fast, dass er dem Schicksal, im Reservat ein ewiger Verlierer und dort verloren zu sein, ein Stück entkommen ist. Nach den Siegen im Basketball spürt Arnold keinen Triumph. Aber er ist sich sicher, den richtigen Weg gegangen zu sein. Genauso sicher ist er, immer ein Spokane-Indianer zu bleiben. Doch er wird ebenso dem Stamm der Basketballspieler angehören, dem der Zeichner, der Teenager und dem der Kleinstadtschüler. Und natürlich dem der Beerdigungsgänger.
Sherman Alexie: "Das absolut wahre Tagebuch eines Teilzeit-Indianers". Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2009. 272 S., br., 12,90 [Euro]. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Hinter dem Protagonisten Arnold Spirit, der in diesem Buch sein erstes Jahr auf der High-School schildert, steckt in Wahrheit der amerikanisch-indianische Autor Sherman Alexie und daher handelt es sich bei diesem "absolut wahren Tagebuch" auch um eine Autobiografie, setzt uns Rezensentin Roswitha Budeus-Budde in Kenntnis. Als einziger Indianer unter Weißen hat Arnold/Sherman einiges durchzustehen, von rassistischen Bemerkungen über mangelnde Unterstützung und Ablehnung seines Stammes, den Verlust des besten Freundes im Reservat und die Anpassung an die Regeln der Weißen. Alexis versteht sich auf das Spiel mit "den Idealen des 'American way of life'", lobt Budeus-Budde, er rekapituliert ironisch die Gefühlswelt des damals Vierzehnjährigen, dem es schließlich gelingt, in die Basketballmannschaft einzutreten und die Gunst des hübschesten Mädchen zu gewinnen. Am Ende des Jahres hat er begriffen, dass sich die Welt nicht in Schwarze, Weiße und Indianer aufteilt, sondern in "Arschlöcher und Nicht-Arschlöcher", schließt die Rezensentin, den Autor zitierend.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Es ist eine aberwitzig lustige, schonungslose und traurige Reise in die Gedankenwelt eines 14-jährigen Indianerjungen.
GEOlino
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