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Die Erfindung des Akkordeons 1829 in Wien bedeutete nicht lediglich einen weiteren Neuzugang zur weitverzweigten Familie der Musikinstrumente. Vielmehr markierte sie einen historischen Einschnitt, denn mit dem Akkordeon (sowie mit Mundharmonika, Concertina und den ungefähr gleichzeitig aufkommenden ventilbetriebenen Blechblasinstrumenten) begann ein neues demokratisches Zeitalter der Musik, in dem es erstmals jedermann möglich wurde, ohne Vorkenntnisse in die musikalische Praxis einzusteigen undaktiv am Musikleben teilzunehmen. Zur beispiellosen Verbreitung des Instrumentes in allen…mehr

Produktbeschreibung
Die Erfindung des Akkordeons 1829 in Wien bedeutete nicht lediglich einen weiteren Neuzugang zur weitverzweigten Familie der Musikinstrumente. Vielmehr markierte sie einen historischen Einschnitt, denn mit dem Akkordeon (sowie mit Mundharmonika, Concertina und den ungefähr gleichzeitig aufkommenden ventilbetriebenen Blechblasinstrumenten) begann ein neues demokratisches Zeitalter der Musik, in dem es erstmals jedermann möglich wurde, ohne Vorkenntnisse in die musikalische Praxis einzusteigen undaktiv am Musikleben teilzunehmen. Zur beispiellosen Verbreitung des Instrumentes in allen Gesellschaftsschichten trug gleichzeitig dessen zunehmend perfektionierte industrielle Herstellung bei, und als universeller Klangerzeuger in einer neuen Massenkultur war es beteiligt an der Geburt neuer Musikstile. Schließlich trat das Akkordeon im Gefolge von Kolonialisierung, Missionierung und Migration seinen Siegeszug um den Globus an, was zusammen mit dem Export der westlichen Tonalität jenem Phänome.


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Autorenporträt
Christoph Wagner, geboren 1956 in Balingen (Württemberg), Studium an der Pädagogischen Hochschule in Esslingen und Karlsruhe (Pädagogik, Deutsch, Geschichte), Promotion. Zehn Jahre Dorfschullehrer auf der Schwäbischen Alp, seit 1984 als Musikjournalist, Autor und Plattenproduzent tätig. Zahlreiche Publikationen im In- und Ausland.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.01.2002

Lärm auf der Alm
Christoph Wagners Kulturgeschichte des Akkordeons
Es kann einem passieren, dass man nach langem Fußmarsch hoch oben in den österreichischen Alpen auf eine Erholung versprechende Hütte trifft, vor der am helllichten Tag ein Akkordeon-Spieler sitzt und tatsächlich und vermeintlich Volkstümliches dazu singt. Was man aus einschlägigen Fernsehsendungen schon immer vermutete: Vor der realen malerischen Bergkulisse spürt man erst wirklich, wie scheußlich lärmend dieses Instrument sein kann.
Früher aber, da war das ganz anders. Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein schnell wachsendes Heer von Industriearbeitern nach Musik gierte – so war das wohl –, wurden nicht nur kurzerhand verbesserte Blechblasinstrumente zur allgemeinen Ergötzung erfunden, sondern eben auch das Akkordeon. Dieses war zwar nicht ganz so laut wie eine Blechcombo, aber immerhin durchdringender als etwa Blockflöte oder Zither. Kein Wunder also, dass sich die neue Errungenschaft in Windeseile um die ganze Welt verbreitete. Es wurde bald das populärste Musikinstrument überhaupt, vermittelte nicht nur zwischen Volksmusik und Klassik, sondern schuf die Basis für eine völlig neue Sparte: die populäre Musik in allen denkbaren Ausformungen.
Christoph Wagner belegt dies nun recht einleuchtend in seiner umfangreichen Darstellung „Das Akkordeon oder die Erfindung der populären Musik”. Mehrere Fachleute trugen in eigenen Aufsätzen dazu bei, sowohl die historische Entwicklung des Instrumentes, auch dessen unterschiedlichen Ausformungen etwa als Concertina oder Bandoneon detailgenau aufzuzeigen, als auch die unterschiedlichen musikalischen Formen, die in den einzelnen Ländern daraus erwuchsen. Auch der nahtlose Übergang vom Instrument zur Schallplatte ist einleuchtend beschrieben. Nicht gerade als Krimi oder Schmöker, aber als würdiges Ergebnis fleißiger Forscherarbeit.
Dazu kommt eine nicht allzu üppige, aber informative, mitunter recht charmante Bebilderung. Nicht nur das fröhliche, wohlgenährte schweizer Familientrio findet fotografischen Niederschlag, sondern auch die Kapelle japanischer Leprakranker. Das Akkordeon als Integrationsmodell. Auch dies. HELMUTMAURÓ
CHRISTOPH WAGNER (Hg.): Das Akkordeon oder die Erfindung der populären Musik. Schott Verlag, Mainz 2001. 239 Seiten, 29,95 .
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