London im Jahr 1901: Der Bühnenzauberer Edward Moon, mittlerweile über vierzig, hat seine besten Zeiten hinter sich gelassen. Moons Leidenschaft gilt allerdings dem Lösen von Kriminalfällen. In über sechzig Fällen hat er als Hobbydetektiv ansehnliche Erfolge verzeichnet und Scotland Yard große
Dienste erwiesen. Moon sehnt sich danach, endlich wieder einen solchen Fall bearbeiten zu können.…mehrLondon im Jahr 1901: Der Bühnenzauberer Edward Moon, mittlerweile über vierzig, hat seine besten Zeiten hinter sich gelassen. Moons Leidenschaft gilt allerdings dem Lösen von Kriminalfällen. In über sechzig Fällen hat er als Hobbydetektiv ansehnliche Erfolge verzeichnet und Scotland Yard große Dienste erwiesen. Moon sehnt sich danach, endlich wieder einen solchen Fall bearbeiten zu können.
Kurz darauf wird er von Inspektor Merryweather berufen, eine seltsame Mordserie aufzuklären. Bereits zwei Männer, die aus reichen Familien stammten und dem Laster verfielen, stürzten aus ungeklärten Gründen aus einem unbewohnten Gebäude in einer finsteren Gegend, das früher als Wasserturm diente. Das zweite Opfer erzählt im Sterben noch, von einem affenartigen Wesen mit Schuppen im Gesicht angefallen worden zu sein.
Edward Moon ist überzeugt davon, den Mörder finden zu können. Gemeinsam mit seinem Assistenten, dem riesigen, stummen Schlafwandler mit dem kindlichen Gemüt, nimmt er die Fährte auf. Sein Weg führt ihn in die Unterwelt des viktorianischen London, in Opiumhöhlen, einen Wanderzirkus mit Kuriositätenkabinett und zu einem Geheimbund. Bei seinen gefährlichen Ermittlungen kommt Moon einer großen Verschwörung auf die Schliche ...
Den Leser erwartet ein buntes Potpourri von bizarren Gestalten, von denen man einige rasch ins Herz schließt. Im Mittelpunkt steht Edward Moon, durchaus recht häufig ein mürrischer Charakter, den man dennoch aufgrund seines trockenen Humors lieb gewinnt, wie es der Erzähler beinah abfällig vermutet. Moon ist alles andere als ein fehlerfreier Mensch, dabei aber auf eine liebenswürdige Art verschroben. Eine besondere Rolle kommt dem Erzähler zu, der bis über die Mitte des Buches hinaus seine Identität verschweigt, immer wieder kommentierende Einwürfe hinzugibt und auch vor kleinen Lügen nicht zurückschreckt.
Die interessanteste Gestalt ist zweifellos der Schlafwandler, der dem Original den Titel verlieh, und der durchgehend bei diesem Namen genannt wird. Zwar ist die Figur des freundlichen Riesen alles andere als originell, dennoch ist der stumme Zauber-Gehilfe viel mehr als ein bloßes Abziehbild. Ob er wirklich stumm ist oder nur nicht sprechen möchte, weiß nicht einmal Edward Moon selbst, zumindest scheint es ihm zu genügen, sich mittels handlicher Kreidetafel in telegrammartigen Äußerungen zu verständigen - auch wenn es dabei hin und wieder zu Komplikationen kommt.
Die Halbwelt, in der sich Edward Moon bewegt, ist eine seltsame Ansammlung voller in ihrer Übertriebenheit leicht parodistischer Klischees des viktorianischen London. In den dunklen Gassen bewegen sich zahlreiche zwielichtige Gestalten, in den Wanderzirkussen leben unaussprechliche Geschöpfe. Es ist eine finstere, bedrohliche Welt, in der die Untoten Jagd auf Menschen machen und ein Zeitreisender Warnungen über Bombenangriffe auf London ausspricht, gleichzeitig aber auch eine Karikatur etlicher Schauerromane, in denen die Unholde durch die Straßen streifen und dunkle Pläne schmieden.
So brillant der Roman auch in der ersten Hälfte und vor allem im ersten Drittel daherkommt, er besitzt auch Schwächen, die vor allem gegen Ende zu Tage treten. Der geradlinige Handlungsverlauf wird verlassen und durch überflüssige Nebensächlichkeiten angereichert. Anstatt den Fokus weiterhin auf skurrile Begebenheiten zu legen, rücken wilde Verschwörungstheorien in den Mittelpunkt, die unnötig aufgebauscht werden, als wolle der Roman sich dadurch zusätzliche Wichtigkeit verleihen.