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Von Kindheit an ein großer Leser, erzählt der berühmte Schriftsteller Claudio Magris aus Italien von den Büchern, die seinen Werdegang begleiteten: von Salgari, dem "italienischen Karl May"; der "Odyssee", für Magris das Buch der Bücher; und natürlich dem Alten und Neuen Testament. Aber auch zu zeitgenössischen Werken und Literaturen außerhalb Europas führt ihn seine Neugier. Manche Bücher erlauben es, die Welt zu ordnen, andere enthüllen ihr zerstörerisches Chaos. Mit Leidenschaft und Beredsamkeit führt Magris uns in diesen Aufsätzen durch die Literatur der Welt.

Produktbeschreibung
Von Kindheit an ein großer Leser, erzählt der berühmte Schriftsteller Claudio Magris aus Italien von den Büchern, die seinen Werdegang begleiteten: von Salgari, dem "italienischen Karl May"; der "Odyssee", für Magris das Buch der Bücher; und natürlich dem Alten und Neuen Testament. Aber auch zu zeitgenössischen Werken und Literaturen außerhalb Europas führt ihn seine Neugier. Manche Bücher erlauben es, die Welt zu ordnen, andere enthüllen ihr zerstörerisches Chaos. Mit Leidenschaft und Beredsamkeit führt Magris uns in diesen Aufsätzen durch die Literatur der Welt.
Autorenporträt
Claudio Magris, 1939 in Triest geboren, studierte Germanistik in Turin und Freiburg. Von 1978 bis zu seiner Emeritierung 2006 war er Professor für Deutsche Sprache und Literatur in Triest. Bei Hanser erschienen u.a. Donau (Biographie eines Flusses, 1988), Blindlings (Roman, 2007), Ein Nilpferd in Lund (Reisebilder, 2009), Verstehen Sie mich bitte recht (2009), Das Alphabet der Welt (Von Büchern und Menschen, 2011), Die Verschwörung gegen den Sommer (über Moral und Politik, 2013), Verfahren eingestellt (Roman, 2017), Schnappschüsse (2019) und Gekrümmte Zeit in Krems (Erzählungen, 2022). Magris erhielt zahlreiche wichtige Literaturpreise, u.a. 1999 den Premio Strega für Die Welt en gros und en détail, 2001 den Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung und 2006 den Prinz-von-Asturien-Preis. 2009 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und den Essaypreis Charles Veillon. 2012 wurde ihm das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.10.2011

Europäische Identität
Claudio Magris als Gast der EZB-Kulturtage

Er träumt von Europa. Aber die aktuelle Krise der EU wollte Claudio Magris im Frankfurter Literaturhaus nicht kommentieren. "Wir müssen irgendwann eine europäische Regierung haben", sagte der italienische Kulturwissenschaftler und Deutsche Friedenspreisträger von 2009 im Gespräch mit Florian Schwinn von hr2-kultur. Aber ein europäischer Finanzminister? Nein, dazu wollte sich der Gast der Kulturtage der Europäischen Zentralbank nicht äußern, weil ihm die wirtschaftspolitische Kompetenz fehle. Lieber wollte er über die Literatur sprechen und über die Liebe, sagte er und verwies auf seine Medaille als guter Familienvater. Schließlich war er ja auch gekommen, um über "Die Grenzen der Identität" zu sprechen: in der europäischen Literatur seit dem Bröseln der Identität im 19. Jahrhundert.

Mit Grenzen kennt er sich aus, denn er ist in der Grenzstadt Triest geboren und aufgewachsen und hat ihr auch als Germanistik-Professor die Treue gehalten. Mit der Zwiespältigkeit der Identität kennt er sich ebenfalls aus, denn er hat sich sehr intensiv mit E.T.A. Hoffmann, Italo Svevo, Robert Musil und Hermann Hesse beschäftigt. Seinen Vortrag begann er allerdings mit einem Autor, den man nicht unter den üblichen Verdächtigen vermutet hätte - mit Rudyard Kipling, der seinen Kim sagen lässt: "Ich bin ich. Ich bin Kim." Vom kolonialen Indien schlug Magris einen Bogen zurück zu den "Confessiones" des Augustinus, und so ging es fort: Dostojewski, Nietzsche, Ibsen - eine nicht enden wollende Litanei von Zitaten, welche die problematische Spannung zwischen Schreiben und Leben belegten.

Das erlauchte Publikum lauschte gespannt bei einem Glas Freiwein, als Magris von der zerrütteten Dichter-Identität zur "nationalen, im Wesentlichen kulturellen Identität" überging. Diesmal zitierte er Joyce und Milosz als Gewährsmänner. "Eine Grenze ist manchmal eine Brücke und manchmal ein Bann", erinnerte er sich an seine Triester Kindertage in unmittelbarer Nachbarschaft zu Titos Jugoslawien. So eine Erfahrung könne aber auch helfen, "in mehreren Völkern zu denken". Der Eigenwert sei noch kein Wert, sondern nur die Voraussetzung für einen Wert, fuhr Magris fort. Das Identitätsfieber im Zuge der Globalisierung sei heute eines der regressivsten Phänomene. Mit Blick auf Canettis "Bau der chinesischen Mauer" warnte Magris vor der Erstarrung: "Irgendwann deckt sich die Mauer mit der Gesamtfläche des Reichs."

Identität sei keine Negation der anderen. Allen sprachlichen und kulturellen Grenzen zum Trotz glaubt Magris fest an die Europäische Union als "die einzige befreiende existentiell politische Möglichkeit". Europäisch zu sein bedeutet für ihn, es sich selbst gutgehen zu lassen, aber dabei die anderen nicht zu vergessen. Oder konkret: "Viel verdienen und viel Steuern zahlen." Solidarität sei typisch europäisch. Das Individuum stehe zwar im Mittelpunkt europäischen Denkens, aber stets als Zoon politicon: "Unsere Identität ist eine europäische."

CLAUDIA SCHÜLKE

Sein neues Buch hat Claudio Magris in diesem Jahr unter dem Titel "Das Alphabet der Welt. Von Büchern und Menschen" im Hanser Verlag veröffentlicht. Es versammelt Essays, die der Autor für den "Corriere della Sera" geschrieben hat.

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Versammelt sind hier viele kürzere und einige längere Texte von Claudio Magris, die zum großen Teil an anderem Ort schon erschienen sind. Disparat scheint der Band dem Rezensenten Detlev Schöttker dennoch nicht. Das liege nicht zuletzt daran, dass Magris seinem großen Lebensthema, zu dem er schon mit 24 eine viel gerühmte Doktorarbeit vorlegte, auf Dauer treu blieb, nämlich "dem habsburgischen Mythos in der österreichischen Literatur". So geht es ums Österreichische und damit verbunden auch um Fragen der Epigonalität. In der Weltliteratur gehören zu den Lieblingen von Magris Autoren von Fontane bis Conrad und vor allem Rudyard Kipling. Dass Magris in seinen Texten zur Literatur von neueren Methoden in Wissenschaft und Theorie nicht angekränkelt ist, macht Schöttker - jedoch eher zustimmend - deutlich. Immer gehe es um das Verhältnis von "Literatur und Lebenswelt", einen "poetischen Realismus", der sich mit Existenzfragen des Menschen befasst.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Wunderbar klar und einfühlsam formulierte Beiträge..." Detlev Schöttker, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.10.11

"Letztlich sind diese Essays über Bücher und Menschen nichts weiter als eine einzige Verführung zum Lesen ... - zum Lesen von Büchern." Carl Wilhelm Macke, Lesart, 04/2011