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In seinen Bildern, von denen viele noch nie zuvor gezeigt wurden, und Texten, die eine mehr als ein halbes Jahrhundert währende Beschäftigung mit dem Gottkönigtum auf dem Dach der Welt widerspiegeln, lebt das alte Lhasa noch einmal auf. Mythen, Sitten, Menschen und Landschaften: Vor dem Auge des Betrachters nimmt eine einzigartige Kultur facettenreich Gestalt an. Dieser Band ist eine eindringliche Hommage an ein tapferes Volk und ein großes Geschenk Heinrich Harrers an seine Leser in aller Welt.

Produktbeschreibung
In seinen Bildern, von denen viele noch nie zuvor gezeigt wurden, und Texten, die eine mehr als ein halbes Jahrhundert währende Beschäftigung mit dem Gottkönigtum auf dem Dach der Welt widerspiegeln, lebt das alte Lhasa noch einmal auf.
Mythen, Sitten, Menschen und Landschaften: Vor dem Auge des Betrachters nimmt eine einzigartige Kultur facettenreich Gestalt an. Dieser Band ist eine eindringliche Hommage an ein tapferes Volk und ein großes Geschenk Heinrich Harrers an seine Leser in aller Welt.
Autorenporträt
Heinrich Harrer wurde 1912 in Hüttenberg/Kärnten geboren. 1938 gehörte er zu der Seilschaft, die als Erste die Eiger-Nordwand durchstieg, was ihm die Teilnahme an der deutsch-österreichischen Nanga-Parbat-Expedition ermöglichte. Die Mitglieder der Expedition wurden vom Ausbruch des Zweiten Weltkrieges überrascht und von den Engländern in Indien interniert. Im April 1944 gelang Harrer die Flucht nach Tibet, wo er zum Freund, Lehrer und Fluchtbegleiter des jungen Dalai Lama wurde. Sein Erlebnisbericht "Sieben Jahre in Tibet" (1952) wurde in 48 Sprachen übersetzt. 1952 nach Europa zurückgekehrt, brach Harrer in der Folge zu gut zwei Dutzend schwierigen Forschungsexpeditionen auf, über die er Bücher schrieb und Dokumentarfilme drehte. "Sieben Jahre in Tibet" wurde 1996 Vorlage für eine Hollywood-Verfilmung, in der Brad Pitt Heinrich Harrer spielte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.08.2008

Bilder aus dem alten Lhasa
Ein Text-Bild-Band ergänzt Heinrich Harrers Tibetbücher / Von Wolfgang Günter Lerch

Das alte Tibet hat in den letzten Jahren zunehmend Interesse in der westlichen Welt gefunden, weil es immer mehr zum Shangri-La wird, zur Verkörperung unserer romantischen Vorstellungen und Fluchtphantasien in einer Welt, in der das Materielle alles ist und doch im Inneren der Menschen die Suche nach anderen Werten nie aufhört", schrieb der Bergsteiger und Forscher Heinrich Harrer in seinem letzten Buch über Tibet. Der Band ist weniger bekannt als Harrers Bestseller "Sieben Jahre in Tibet", (siehe auch F.A.Z. vom 20. März) und andere Werke. Er kann als Ergänzung all jenen dienen, die sich eingehend mit der tibetischen Kultur beschäftigen.

Für diesen Text-Bild-Band hatte Harrer sein Fotoarchiv durchforstet und mit seinen Aufnahmen für das breite Publikum eine Welt wiedererstehen lassen, die, wie er im Nachwort schrieb, nicht mehr existiert, und zwar nicht allein wegen der zerstörerischen Übergriffe der chinesischen Besatzer seit 1950, sondern auch wegen des Massentourismus, der die "entlegensten Winkel erreicht" habe und das Land verändere. "Das geheimnisvolle Mysterium Tibet gibt es nicht mehr", bemerkt Harrer lapidar.

Angesichts der Gewalttaten und politischen Turbulenzen im März, wenige Monate vor den Olympischen Spielen, die jetzt in Peking beginnen, kommt den Texten und den Bildern eine bestürzende Aktualität zu, obwohl sie aus den Jahren zwischen 1943 und 1950 stammen. Diese Zeit hatte der berühmte österreichische Eiger-Erstbesteiger, spätere Forschungsreisende und Autor im Land verbracht - als enger Freund und "Erzieher" des Dalai Lama. Harrer hatte bei der Zusammenstellung der Bilder aus dem alten Lhasa, die er offenbar Mitte der neunziger Jahre vornahm, insbesondere auch jene jungen Exiltibeter im Sinn, die bereits im Exil geboren wurden und ihr Land niemals gesehen haben. Ihnen wollte er, neben dem westlichen Leser, dokumentarisch Alltag, Sitten und Religion des Landes nahebringen, wie sie sich vor Jahrzehnten noch darstellten: eine zutiefst hierarchische, feudale Gesellschaft von Mönchen und Laien, die in den geschlossenen Vorstellungswelten des tibetischen Buddhismus wurzelte, doch im täglichen Leben natürlich auch allen sonstwo üblichen menschlichen Verhaltensweisen Raum gab. Auch das "alte" Tibet bestand nicht nur aus Heiligen und Meditierenden. Einige Bilder zeigen auch tibetische Soldaten und Bewaffnete, denn auch dieses Land war nicht immer nur friedlich. Doch es hatte etwas von einer isolierten Kulturinsel an sich, wie heute vielleicht nur noch die kleinen Himalaja-Staaten Bhutan oder Sikkim.

Harrer schreibt, dass er allzu Intimes, gerade aus dem Gebiet von Religion und Spiritualität, damals nicht fotografiert habe, um die Gefühle der Tibeter nicht zu verletzen - eine bewusste Zurückhaltung, die in unserem voyeuristischen Zeitalter kaum noch Nachahmer findet. Trotzdem ist Harrer von manchen Tibetern kritisiert worden, er verherrliche zu viel des Alten, Überlebten und Fragwürdigen. Damit habe er ein einseitiges Bild von Tibet gezeichnet. Der Forscher vertrat tibetischen Kollaborateuren mit den Chinesen gegenüber freilich immer die Meinung, die ja durchaus notwendigen Reformen hätten aus dem Land selbst kommen müssen und nicht durch fremde Besatzer, die weder in der Lage noch willens gewesen seien, "die tibetische Sprache zu sprechen", und sich für diese Kultur überhaupt nicht interessierten.

Heinrich Harrer hat für diesen Band weniger die Landschaften am Dach der Welt ausgewählt - diese sind weitgehend unverändert geblieben -, als vielmehr Aufnahmen von Menschen aller Schichten, von den Biermädchen in Lhasa angefangen bis zu adeligen Frauen, Bauern, Nomaden und natürlich den Mönchen und Nonnen.

Die durchweg schwarzweiß gehaltenen Fotos, oft Schnappschüsse und Gelegenheitsszenen, selten hingegen "gestellte" Bilder, dokumentieren eindringlich das vergangene Leben in der Hauptstadt Lhasa, unterhalb des Potalapalastes, aber auch im Umland. Das "alte" Tibet war ein Land, das bei den nötigen Rohstoffen und auf dem Feld der Ernährung weitgehend autark gewesen ist. Die Naturalwirtschaft war wichtiger als Geld. Diese Autarkie war ein Grund dafür, dass sich Tibet so lange in seiner "mittelalterlichen" Gestalt erhalten und nach außen darbieten konnte.

Die Texte Harrers sind weit mehr als Beiwerk oder nur Erläuterung der Fotos. Es sind kleine, schmucke Miniaturen, die von der Landschaft und Natur des Hochlandes bis zur traditionellen tibetischen Medizin, vom Dorfleben bis zu den Zeremonien der Lamas, von der noch heute populären Astrologie und anderem Aberglauben bis zum Familienleben reichen. Auch erfährt man, dass Lhasa zu jener Zeit sogar schon eine kleine muslimische Gemeinde hatte - Zuwanderer aus Kaschmir und Indien -, die in drei Moscheen ihre Gebete verrichten konnte.

Der Autor, der im Jahre 2006 hochbetagt starb, war sich bewusst, dass der Kampf der Tibeter für kulturelle Selbstbestimmung und eine wirkliche Autonomie lange dauern werde. Er schloss das Buch mit einem Satz des Dalai Lama, der dessen Denken gut zusammenfasst: "Wenn wir um Wahrheit kämpfen, müssen auch die Mittel des Kampfes im Einklang mit dem Ziel stehen . . . Wenn dem gewaltfreien Kampf des tibetischen Volkes Erfolg beschieden ist, wird auch die Welt daraus Nutzen ziehen."

Heinrich Harrer: Bilder aus Tibet. Das alte Lhasa. Komet-Verlag Köln 2007. 207 Seiten mit zahlreichen Fotos und Zeichnungen, 16,95 Euro.

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