Das Vokabular der »Zivilgesellschaft«, das in den 80er und 90er Jahren für starke Impulse zur Erneuerung einer kritischen Theorie der Politik sorgte, hat sich in ein ideologisches schwarzes Loch, ein Passepartout für nahezu beliebige Anliegen verwandelt. Um das Profil dieses gewiss auch in Zukunft brisanten Vokabulars zu schärfen, versucht Heins, den Gehalt des alten Begriffs zu bergen, indem er die Kontrastphänomene entziffert, gegen die einst »Zivilgesellschaft« reklamiert wurde: die Phänomene des Fanatismus und der »Barbarei«, der Beamtenherrschaft oder auch des Aufstiegs einer Gesellschaft der »Produzenten«, derer sich die Gesellschaft der »Bürger« zu erwehren suchte. Mindestens »zwei Gefahren«, so vermutet der Autor im Anschluss an Paul Valéry, »bedrohen unaufhörlich die Welt: die Ordnung und die Unordnung«.
»Das große Verdienst Volker Heins ist es, in einem neuen Essay, in einer Archäologie des Begriffes 'Zivilgesellschaft' auf den Missbrauch, auf die Entwicklung dieses Wortes vom historischen Kampfbegriff zur Worthülse hingewiesen zu haben. Heins erschließt die wahre Bedeutung, indem er die Gegenbilder aufzeigt, zwischen die sich die Zivilgesellschaft ursprünglich stellt und gegen die sich das, was die Zivilgesellschaft abbilden soll, behaupten muss. Methodologisch fühlt sich der Leser durchaus an Popper erinnert.«
Ulrich F. Brömmling, Deutsche Stiftungen, 1 (2003) 19991230
Ulrich F. Brömmling, Deutsche Stiftungen, 1 (2003) 19991230