Wien-Brigittenau, Neulengbach, Purkersdorf, Paris, das Kinderheim von Montmorency, Montauban, Lissabon, Veracruz - ehe der vierzehnjährige Bruno Schwebel 1942 in Ciudad de México ankommt, ist er schon weit gereist. Und das Leben in Mexiko konfrontiert mit Neuem und Ungewohntem, mit einer vielschichtigen Sprache und vielgestaltigen Landschaft. In „Das andere Glück“ erinnert sich der austro-mexikanische Schriftsteller an Verhältnisse und Schauplätze, die aus der Literatur kaum geläufig sind. In seinen Erzählungen geht Schwebel an den Rand, in die Vororte, die mexikanische Provinz, die Peripherie. Er deutet das Geheimnis eines Gesichts, eines Hauses. Ohne Hektik entwirft er mit sparsamen Strichen ein kleines Panorama von Lebensmöglichkeiten und -erwartungen. Bruno Schwebel, geboren 1928 in Wien, flüchtete mit den Eltern 1938 nach Frankreich, 1941 nach Portugal und 1942 nach Mexiko. Er lernte und studierte an einer Kunstschule und an der Technischen Hochschule in Mexiko-Stadt. Vielfach begabt, wurde er technischer Direktor einer Fernsehanstalt, Schachmeister von Mexiko-Stadt, zeigte seine Bilder in zahlreichen Ausstellungen und trat als Schauspieler und Akkordeonspieler auf. Seine mehrfach preisgekrönten Erzählungen schrieb er auf Spanisch.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Bruno Schwebel war Direktor einer Fernsehanstalt, Schauspieler, Schriftsteller, "Akkordeonvirtuose und Schachmeister". Er war all das in Mexiko und nicht in seinem Heimatland Österreich, aus dem er als Kind mit seinen Eltern vor den Nazis flüchtete. In Mexiko, schreibt "Jdl", fand Schwebel das "andere Glück" des Titels - "ein neues Leben, das so farbig ist wie die atmosphärisch dichte Prosa" dieser Erinnerungen und Geschichten. Der Rezensent hat sie mit Begeisterung gelesen und in den mexikanischen Alltagsschilderungen - "mit hohem Tempo erzählte Geschichten, die lakonisch sind wie Hemingway und so ethnographisch wie die Neugier Bruno Schwebels" - zugleich ein Panorama der seelischen Landschaft des Autors entdeckt. Fazit: "berührend authentisch".
© Perlentaucher Medien GmbH
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