Im Landbuch Verlag Hannover ist ein einzigartiger Bildband zu selbstkonstruierten DDR-Traktoren und ihren stolzen Besitzern erschienen. In ihm haben die Profi-Fotografen Bernd Hiepe & Erasmus Schröter einen ganz besonderen Teil der DDR-Alltagsgeschichte beleuchtet: das Leben der Klein-Landwirte, die sich - jenseits von Chrom und Chassis - aus vielen Einzelteilen, mit unermesslicher Geduld und erstaunlichem Erfindungsgeist ihre eigenen Schlepper zusammengebaut haben. Ein Kapitel der DDR-Alltagsgeschichte, das nur wenigen bekannt ist. Denn nicht nur der Wartburg und Trabant waren für breite Bevölkerungsschichten unerreichbar, auch Traktoren gehörten lediglich zum Inventar der großen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften. Wie aber konnten die Nebenerwerbslandwirte die Pflugschar betreiben ohne Pferd und Traktor? Wie das Brennholz beschaffen oder die Steine für den geplanten neuen Schuppen oder die Ziegel fürs Dach zusammentragen?
Einige Tüftler haben aus der Not eine Tugend gemacht. Weil ihnen das Material fehlte, haben sich die findigen Konstrukteure die unterschiedlichsten Geräte und technischen Details durch Tausch oder als Geschenk organisiert und zusammengebastelt - ein Stück Alltagsgeschichte der DDR.
Franz Josef Görtz, Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, hat passend zu den stimmungsvollen Aufnahmen die Entstehungsgeschichten der selbstgebauten Vehikel und die Hintergründe ihrer kreativen Schöpfer erzählt. So resümmiert er:
"Ironie ist die schlechteste Tugend nicht, wenn man es mit dem chronischen Mangel und dem epidemischen Mittelmaß aufzunehmen versucht wie die Konstrukteure solcher Gefährte. Sie sorgt für Gelassenheit, lenkt den Zorn aufs Kreative, macht Grenzen und Gesetze lächerlich, indem sie sie umgeht oder unterläuft: mit Spielwitz und Erfindergeist. Diese Haltung mag sich rebellisch ausnehmen oder respektlos - ohne politische und ökonomischen Eigensinn ist sie nicht denkbar.
Entstanden ist sowohl ein Foto-Kunstwerk als auch ein Geschichtenbuch rund um selbstgebaute Landmaschinen zu DDR-Zeiten. Ein Buch für Sammler und Liebhaber von Schleppern und technischen Kuriositäten, für Ostalgiker und all die Neugierigen, die einmal hinter den (eisernen) Vorhang der DDR-Alltagskultur schauen wollen.
Einige Tüftler haben aus der Not eine Tugend gemacht. Weil ihnen das Material fehlte, haben sich die findigen Konstrukteure die unterschiedlichsten Geräte und technischen Details durch Tausch oder als Geschenk organisiert und zusammengebastelt - ein Stück Alltagsgeschichte der DDR.
Franz Josef Görtz, Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, hat passend zu den stimmungsvollen Aufnahmen die Entstehungsgeschichten der selbstgebauten Vehikel und die Hintergründe ihrer kreativen Schöpfer erzählt. So resümmiert er:
"Ironie ist die schlechteste Tugend nicht, wenn man es mit dem chronischen Mangel und dem epidemischen Mittelmaß aufzunehmen versucht wie die Konstrukteure solcher Gefährte. Sie sorgt für Gelassenheit, lenkt den Zorn aufs Kreative, macht Grenzen und Gesetze lächerlich, indem sie sie umgeht oder unterläuft: mit Spielwitz und Erfindergeist. Diese Haltung mag sich rebellisch ausnehmen oder respektlos - ohne politische und ökonomischen Eigensinn ist sie nicht denkbar.
Entstanden ist sowohl ein Foto-Kunstwerk als auch ein Geschichtenbuch rund um selbstgebaute Landmaschinen zu DDR-Zeiten. Ein Buch für Sammler und Liebhaber von Schleppern und technischen Kuriositäten, für Ostalgiker und all die Neugierigen, die einmal hinter den (eisernen) Vorhang der DDR-Alltagskultur schauen wollen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.02.2000FRANZ JOSEF GÖRTZ, Redakteur dieser Zeitung, hat zusammen mit den Fotografen Bernd Hiepe und Erasmus Schröter einen Bildband über Ackergerät veröffentlicht. Was daran auf den ersten Blick so ungewöhnlich anmutet, verrät der Untertitel: "Landmaschinen Marke Eigenbau aus der DDR". Denn anderes Gerät stand außerhalb der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften nicht zur Verfügung. Womit pflügen, wie die Obstkisten in die Stadt schaffen oder das Holz aus dem Wald - ohne Zugmaschine? Man improvisiert, tüftelt und bastelt mit allergrößter Findigkeit und einem handwerklichen Geschick, das an geniale Ingenieurskunst grenzt. Ein altes Armee-Motorrad mit Beiwagen in einen Ackerschlepper mit Balkenmäher zu verwandeln ist nur ein Beispiel für den Sieg der Einbildungskraft über die kleinkrämerische Borniertheit. (Bernd Hiepe, Erasmus Schröter / Franz Josef Görtz : "Das andere Traktorbuch". Landmaschinen Marke Eigenbau aus der DDR. Landbuch Verlag, Hannover 2000. 96 S., geb., 39,80 DM.)
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Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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