1957: Georges Perec ist einundzwanzig. Er ist eingeschrieben im Fach Geschichte, doch in die Vorlesungen geht er nicht mehr. Er will schreiben, doch er kommt kaum dazu. Im Sommer 1955 hat er sich an einem ersten Buch versucht, dessen Text bis heute verschollen ist, im Sommer 1956 eine Psychoanalyse begonnen. Im Sommer 1957 fährt er nach Jugoslawien, wo er in wenigen Wochen seinen zweiten größeren Text schreibt. Zurück in Paris, redigiert er in aller Eile das Manuskript, diktiert es einer Schulfreundin, schickt es an Verlage, die es aber allesamt ablehnen, sodass er es einem Belgrader Malerfreund überlässt.
In dem schließlich wiedergefundenen und hier erstmals auf Deutsch publizierten Text begegnen wir einer Literatur zwischen jugendlichem Drang, ausgeprägtem Erzähltalent und reifendem Stilwillen: Ein amouröses Dreieck und weltgeschichtliche Katastrophe konvergieren in einer Erzählung, hinter der sich bereits die zentralen Motive von Perecs späterem Werk abzeichnen.
In dem schließlich wiedergefundenen und hier erstmals auf Deutsch publizierten Text begegnen wir einer Literatur zwischen jugendlichem Drang, ausgeprägtem Erzähltalent und reifendem Stilwillen: Ein amouröses Dreieck und weltgeschichtliche Katastrophe konvergieren in einer Erzählung, hinter der sich bereits die zentralen Motive von Perecs späterem Werk abzeichnen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Tobias Lehmkuhl freut sich, dass Georges Perecs 1957 entstandener, 2018 erstmals im Original veröffentlichter Roman "Das Attentat von Sarajevo" nun vom Perec- und Oulipo-Experten Jürgen Ritte ins Deutsche übersetzt wurde. Lange musste der Roman auf seine Veröffentlichung warten, vermutlich auch, weil Perec den Text nach einer Jugoslawien-Reise diktierte und ihn vergaß, glaubt Lehmkuhl. Lohnenswert findet er die Lektüre der die Dreiecks-Geschichte um einen in Sarajevo verheirateten Philosophen, der in Belgrad eine Geliebte hat, nicht zuletzt ihrer "scheinbaren Unfertigkeit" und der vielen offenen Fragen wegen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Wie das Attentat von Sarajevo des Jahres 1957 genau aussieht, sei hier nicht verraten. Aus den Liebeswirren geht auf jeden Fall einer als Sieger hervor: Der Erzähler, dem niemand die Deutungshoheit über seine Geschichte streitig macht.« Tobias Lehmkuhl, Süddeutsche Zeitung