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Mit einem drei Kilo schweren Mehlsack herumzurennen, der ein Baby darstellen soll, ist für eine Klasse von dreizehnjährigen Jungs schwer zu ertragen. Es sei denn, man stelle sich vor, daß am Ende des Projekts 114 Pfund Mehl im Klassenzimmer durch die Luft fliegen... Simon geht die Aufgabe mit der ihm eigenen Begeisterung für Schulprojekte an - nämlich gar keiner. Doch dann verändert sich einiges in seinem Leben.

Produktbeschreibung
Mit einem drei Kilo schweren Mehlsack herumzurennen, der ein Baby darstellen soll, ist für eine Klasse von dreizehnjährigen Jungs schwer zu ertragen. Es sei denn, man stelle sich vor, daß am Ende des Projekts 114 Pfund Mehl im Klassenzimmer durch die Luft fliegen...
Simon geht die Aufgabe mit der ihm eigenen Begeisterung für Schulprojekte an - nämlich gar keiner. Doch dann verändert sich einiges in seinem Leben.
Autorenporträt
Anne Fine, geboren 1947 in Leicester/England, Studium der Geschichte und Politikwissenschaft und lebte in Kanada und den Vereinigten Staaten. Die Autorin lebt heute in Durham/England.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.07.1995

Gnade für den armen Mehlsack
Gar nicht dumm: Anne Fine überlistet die Klasse 10c

Mit einer Serie von Romanen, in denen prachtvolle Familien und deren leicht überdrehte Kinder im Zentrum des turbulenten Geschehens stehen, ist die schottische Autorin Anne Fine berühmt geworden. Die Kritik pflegt an ihren Beziehungskisten zu rühmen, daß sie gleichermaßen zum Schmunzeln wie zum Nachdenken einladen, aber so schlimm ist es gar nicht. Auch wenn vom düsteren "Killjoy" über das "Kuh-Lotto" bis zu "Bills neues Kleid" nicht jedes Buch gleichermaßen Tiefgang mit Unterhaltung zu verbinden wußte, ist Anne Fine doch eine achtbare Autorin, deren Romane Jugendlichen bereits zugänglich und Erwachsenen noch nicht verschlossen sind. Mit der erfolgreich verfilmten Familienkomödie "Mrs. Doubtfire - Das stachelige Kindermädchen", in der sich ein geschiedener Schauspieler bei seiner Frau als vermeintliche Erzieherin für die gemeinsamen Kinder wiedereinzuschleichen versteht, schaffte Anne Fine endgültig den Durchbruch ins internationale Literaturgeschäft.

Vor ein paar Jahren war von ihr der Roman "Das Oma-Projekt" erschienen, jetzt hat der Diogenes Verlag das "Baby-Projekt" nachgereicht, wiewohl der Originaltitel "Flour Babies" den Sachverhalt viel besser trifft: um Mehlbabys nämlich geht es in dieser haarsträubenden, aber passagenweise satirisch treffenden Geschichte tatsächlich. Die Klasse 10c in einer öffentlichen Schule repräsentiert aufs schönste, was von britischer Bildungspolitik übriggelassen wurde. Wer es sich nur irgendwie leisten konnte, hat seine Kinder in privaten Instituten untergebracht, so daß auf dieser Schule, wie es ein Lehrer formuliert, "die eine Hälfte der Schüler aussieht, als hätte sie ihr Gehirn zu Hause gelassen, die andere, als hätte sie gar keins". Im Unterricht wie in der Pause fliegen denn auch die Fetzen, bis der findige Professor Feltham eine brillante Idee hat, die seinen großenteils aus zerstörten Familien kommenden und fröhlich ins Rowdytum der Vorstädte hineinwachsenden Schülern fürs erste freilich gar nicht behagt: das fächerübergreifende Projekt mit den Mehlbabys.

Eines schönen Tages erhalten sie alle ihren drei Kilo schweren Mehlsack ausgehändigt, Simon, Tariq, Robin, Sajid, George und wie sie heißen mögen, und dieser Sack gilt nun drei Wochen lang als ihr Baby, auf das ein jeder zu achten hat. Wohin er auch will, auf den Fußballplatz oder zu einer Straßenschlägerei, er hat daran zu denken, daß er jetzt auf ein Baby Rücksicht nehmen muß, über dessen Zustand es penibel Tagebuch zu führen gilt. Was als didaktisches Mindestziel angestrebt wird, ist immerhin, daß die jungen Rowdies ein wenig Verständnis für ihre überforderten Mütter am Rande des Nervenzusammenbruchs entwickeln. Beim tapsigen Simon löst die anfangs empört abgewiesene Verantwortung für sein Mehlbaby überdies einen fälligen Entwicklungsschub aus. Der Mehlsack, den er zuerst erbittert, später achtsam mit sich schleppt und jeden Morgen wiegt, hilft ihm, endlich das Verhältnis zum eigenen Vater, der nach Simons Geburt das Weite suchte, befreiend durchzuspielen.

Die Schulkomödie wird so zum Seelendrama, und Anne Fine weiß dabei das Flapsige mit dem Sentimentalen zu verbinden. Das alles ist mit beherzter Rasanz geschrieben und streckenweise wirklich komisch, in der lockeren Sozialkritik freilich oft auch nur schlampig gedacht und formuliert: "Heutzutage tauschten manche Eltern die Ehepartner wie Ersttagsbriefe oder Fußballeintrittskarten." Schon gut, das soll nicht viel bedeuten, nur ein bißchen witzig sein. Doch wer tauscht eigentlich Fußballeintrittskarten? KARL-MARKUS GAUSS

Anne Fine: "Das Baby-Projekt". Roman. Diogenes Verlag, Zürich 1995. 186 S., geb., 26,80 DM.

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"Wenn dreizehnjährige Knaben Väter werden, ist das ein Streß. In Anne Fines neuem Roman aber ist es ein Gaudi. Denn die Jungs im Baby-Projekt nehmen den Familiengroove derart witzig auseinander, daß es zum Kaputtlachen ist."(Tages-Anzeiger)
"Aus dem Mutterland des Witzes und des schwarzen Humors liegt nun Flour Babies von Anne Fine als Das Baby-Projekt in glänzender Übersetzung von Barbara Heller vor, und man muß anerkennen, daß ein Jugendbuch kaum leichter und im besten Sinn witziger geschrieben werden kann."(Süddeutsche Zeitung)