Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,0, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Fachbereich Literatur- und Sprachwissenschaften), Veranstaltung: Hauptseminar: Diathesen, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Deutsche verfügt über eine Konstruktion, die von Grammatikern als bekommen-Passiv, Dativpassiv, Adressatenpassiv, Rezipientenpassiv oder indirektes Passiv bezeichnet wird. Sie weist ein auxiliar verwendetes bekommen/kriegen/erhalten plus Partizip II und enthält ein grammatisches Subjekt, das einem Aktivsatz-Dativ entspricht (Leirbukt 1987).Die Einordnung der Konstruktion des Typs "Er bekommt ein Buch geschenkt" als Passiv wird auch heutzutage noch kontrovers diskutiert. Die Verfasser der Grammatik der deutschen Sprache (Zifonun u.a. 1997) sind der Meinung, dass die bisher vorgebrachten Argumente für die Annahme eines bekommen-Passivs im Deutschen stärker ins Gewicht fallen als die Argumente dagegen. Im Rahmen ihrer Grammatik nehmen Zifonun u.a. daher ein bekommen-Passiv an, ordnen es jedoch eher der Peripherie der Konstruktion zu, weil nicht alle für das Passiv konstitutiven Bedingungen hier erfüllt sind.In ihren Grammatiken stufen Helbig und Buscha (1998) so eine Konstruktion als eine Passiv-Paraphrase und Hentschel und Weydt (1994) als eine Passivperiphrase ein. Helbig und Buscha schreiben: "Passiv-Parahrasen sind Konkurrenzformen des Passivs, sind aktivische Formen mit passivischer Bedeutung, d.h. solche aktivische Formen, bei denen das Subjekt nicht das Agens ausdrückt und denen eine reguläre Passivform entspricht." (Helbig/Buscha 1998) und teilen die Konstruktion mit bekommen/erhalten/kriegen + Partizip II in die Gruppe der Konkurrenzformen des Passivs ohne Modalfaktor ein.Im Lexikon der Sprachwissenschaft (Bußmann 2002) wird das bekommen-Passiv als der Gruppe des Vorgangspassivs zugehörend angesehen.Engel (1996) stuft in seiner Grammatik das bekommen-Passiv in die Gruppe "Volles Passiv" ein, zu der auch werden-Passiv, sein-Passiv und gehören-Passiv zählen.In dieser Arbeit möchte ich die Restriktionen des bekommen-Passivs untersuchen, d.h. die Fälle, in denen diese Konstruktion nicht bildbar ist. Ob das bekommen-Passiv eine vollendete grammatische Konstruktion ist oder es sich in einer Übergangsphase befindet? Dieses wird im zweiten Kapitel behandelt, welches den Problemen der Grammatikalisierung des bekommen-Passivs gewidmet ist. Weiter versuche ich die Distribution der Hilfsverben bekommen/kriegen/erhalten zu beschreiben, d.h. von welchen Kriterien die Wahl einer der drei Hilfsverbvarianten abhängt. Zum Schluss untersuche ich den Gebrauch des bekommen-Passivs in der heutigen journalistischen Prosa.
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