Wie ist es möglich, die zeitgenössische Gesellschaft menschlicher zu gestalten? Diese Frage ist grundlegendes Thema des politischen Schriftstellers Ernst Toller, die er durch die Analyse der sozialen und politischen Gegebenheiten in seinen Dramen zu beantworten sucht. Die vorliegende Arbeit untersucht, wie sich Tollers Bild der Gesellschaft im Laufe der Weimarer Republik und der Anfangsjahre des "Dritten Reiches" verändert und wie sich seine Einschätzung hinsichtlich der Möglichkeiten sozialer und politischer Umgestaltung wandelt. Diskutiert werden zudem das essayistische Werk wie auch Tollers politische Aktivitäten, um die Entwicklung seines Realitäts- und seines Politikverständnisses umfassend zu beleuchten. Der Schwerpunkt der Dissertation liegt, anders als bei den meisten Arbeiten, nicht auf Ernst Tollers bekanntem Frühwerk, das im Stil des messianischen Expressionismus verfaßt wurde. Im Gegenteil: Ziel der Arbeit ist die Neubewertung des dramatischen Werks, das nach 1919 entstanden ist. Herausgearbeitet werden Ernst Tollers Distanzierung von und seine Auseinandersetzung mit dem messianischen Expressionismus. Es wird gezeigt, daß sich der künstlerische Ausdruck des Schriftstellers im Laufe der Zeit von einer verallgemeinernden, entindividualisierenden Darstellungsweise zu einem politisch engagierten, realitätsnahen neusachlichen Stil entwickelt.