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Knallgelb ist das Staubtuch, das Tante Tiny stets mit sich führt, um es bei Bedarf blitzschnell und ungeniert zu zücken - gern auch, wenn sie bei anderen zu Gast ist. Tientje Putz nennt man sie in der Familie, vorsichtshalber jedoch nur hinter ihrem Rücken. Denn so weich ihr Staubtuch ist, so scharf und verletzend kann ihre Zunge sein, mit der sie über Leichen geht. Ihr Neffe Albert Egberts - den wir aus van der Heijdens schon fast sagenhaftem Zyklus Die zahnlose Zeit kennen - verfolgt das Treiben seiner jungen, attraktiven Tante aus nächster Nähe, befremdet und gleichzeitig fasziniert. Es…mehr

Produktbeschreibung
Knallgelb ist das Staubtuch, das Tante Tiny stets mit sich führt, um es bei Bedarf blitzschnell und ungeniert zu zücken - gern auch, wenn sie bei anderen zu Gast ist. Tientje Putz nennt man sie in der Familie, vorsichtshalber jedoch nur hinter ihrem Rücken. Denn so weich ihr Staubtuch ist, so scharf und verletzend kann ihre Zunge sein, mit der sie über Leichen geht. Ihr Neffe Albert Egberts - den wir aus van der Heijdens schon fast sagenhaftem Zyklus Die zahnlose Zeit kennen - verfolgt das Treiben seiner jungen, attraktiven Tante aus nächster Nähe, befremdet und gleichzeitig fasziniert. Es dauert Jahre, bis er entdeckt, was sie ein Leben lang antreibt, was in stillschweigender familiärer Übereinkunft geheim gehalten wird.

Das Biest ist ein grandioses Frauenporträt, von Adri van der Heijden, dem »Saft- und Kraftgenie« (Tagesspiegel) der zeitgenössischen niederländischen Literatur, gezeichnet bis in die feinsten Verästelungen, liebevoll, beklemmend und absolut komisch.
Autorenporträt
Beuningen, Helga vanHelga van Beuningen, geboren 1945 in Obergünzburg, studierte Englische und Niederländische Sprache in Heidelberg, wo sie anschließend 15 Jahre lang Niederländisch lehrte. Seit 1984 lebt sie als freie Übersetzerin in Bad Segeberg.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Vor über zehn Jahren machte A. F. Th. van der Heijden Furore, als nach und nach sein vielbändiger Zyklus "Die zahnlose Zeit" auch auf Deutsch erschien. Ein Panorama der niederländischen Gesellschaft in den 1980er-Jahren, durchzogen von einer Vielzahl an eindrucksvollen Figuren. Eine dieser Figuren, vielleicht eine der begeisterndsten, ist in "Das Biest" wieder da. Albert Egberts ist die Verbindungslinie zur "zahnlosen Zeit", das Biest ist seine Tante Tiny, "Tientje Putz" genannt, weil ihre schärfste Waffe ein Staubtuch ist, mit dem sie immer und überall putzt. Van der Heijden schreibt die Geschichte von Tiny in seiner gewohnt mitreißenden, kraftvollen Sprache auf, sodass der Leser sich schnell an die Figuren- und Denkwelt seines bisherigen Werkes erinnert fühlt. Nachdem er sich mit "Tonio" offenbar vom schmerzlichen Tod seines Sohnes freigeschrieben hat, ist A. F. Th. van der Heijden in diesem Buch wieder in voller Größe da und beweist, dass es kaum einen wichtigeren zeitgenössischen Schriftsteller in den Niederlanden geben kann. Die Geschichte selbst ist dabei nicht nur flüssig und gut lesbar erzählt, sondern bietet tiefe Einblicke sowohl in die Seele der Figuren als auch in diejenige der niederländischen Gesellschaft. Im Mikrokosmos spiegelt sich hier bis ins Detail der Makrokosmos.

© BÜCHERmagazin, Carsten Tergast (ct)

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Zwei niederländische Romane, die einiges gemeinsam haben, stellt Volker Breidecker vor: Jeroen Brouwers' "Das Holz" und A.F.Th. van der Heijdens "Das Biest". Beide handeln von sexuellem Missbrauch und seinen Folgen, beide spießen das engherzige katholische Milieu der niederländischen Nachkriegsgesellschaft auf, beide pflegen einen flamboyanten spätbarocken Stil und beide sind glänzend übersetzt, so Breidecker. Van der Heijdens "Das Biest" erzählt von einer unwahrscheinlich bösartigen Frau, die als Kind vergewaltigt wurde. Ein Schwangerschaftsabbruch ließ das Mädchen seelisch verkrüppelt und unfruchtbar zurück. Die saftige und körperliche Sprache des Autors lässt Breidecker hilflos in ein "familiäres Schreckenskabinett" versinken. Die Wut der Protagonisten und ihres Erfinders scheint ihm fast die Sprache zu verschlagen.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Eine Glanzleistung der Übersetzungskunst.« Volker Breidecker Süddeutsche Zeitung 20161018