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Was heißt es, ein Mann zu sein, männliches Aussehen und Verhalten an den Tag zu legen? Dieses Buch beschäftigt sich mit einem Stereotyp, dem die Zeit offenbar wenig anzuhaben vermochte.

Produktbeschreibung
Was heißt es, ein Mann zu sein, männliches Aussehen und Verhalten an den Tag zu legen? Dieses Buch beschäftigt sich mit einem Stereotyp, dem die Zeit offenbar wenig anzuhaben vermochte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.05.1997

Hinweis

STRAMME KERLS. Während Johann Joachim Winckelmann das Land der Griechen mit der Seele suchte, war er auch leiblich bei der Sache. Das Bild des Mannes, das er in den antiken Statuen in idealer Gestalt geschaffen sah, warf seinen Schatten über die spätere Kulturkritik. George L. Mosse hat seine Karriere durch das neunzehnte und zwanzigste Jahrhundert verfolgt: Die Verherrlichung der klassischen Schönheit, schreibt er, habe die Vorstellung vom Mann in Deutschland, Frankreich und England geprägt. Kaum habe Winckelmann es publik gemacht, sei es auch schon vom "modernen Nationalismus" vereinnahmt worden.

Allein die christliche Besinnung brachte ein retardierendes Moment in den Schwung der strotzenden Männlichkeit: Solange die Theologie das maskuline Leitbild beeinflußte, war die männliche Durchschlagskraft durch Selbstbeherrschung und Demut gezügelt. Gegen Ende des letzten Jahrhunderts brach es sich dann aber vollends Bahn. Nun wurde über Parteilichkeit und Weltanschauung hinweg der starke Mann in Szene gesetzt. Sozialisten und Nazis standen einander darin nicht nach. Der arische Typ - gerade Nase, athletische Statur - beherrschte das Revier. Sogar in der Kibbuz-Bewegung: Eine Werbe-Postkarte aus den dreißiger Jahren zeigte zwei Kibbuzniks, deren Physiognomie von der ihrer nazistischen Gegner nicht zu unterscheiden war.

Mosses Darstellung ist kurzweilig geschrieben. Sein Bild des Mannes ist freilich mit grobem Pinsel gemalt. Er legt Wert darauf, daß Winckelmanns Homosexualität für die Gestalt des Männlichkeitsideals "nicht unerheblich" sei. Was genau das bedeuten soll, sagt er allerdings nicht. Trotzdem liest man sein Buch mit Gewinn. (George L. Mosse: "Das Bild des Mannes". Zur Konstruktion der modernen Männlichkeit. S. Fischer Verlag, Frankfurt 1997. 284 S., geb., 44,- DM.) fau

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