Zum Abschluss der »Werke in Einzelausgaben« von Joseph Breitbach: Ein brillanter Schelmenroman.Jean Barbe hat sich vom Arbeiter zum größten Knopffabrikanten Europas emporgearbeitet. Mit 60 will er ausbrechen ins eigentliche Leben. Ohne Gepäck, mit prall gefüllter Brieftasche bricht er mit allen Abhängigkeiten - wird aber Opfer seiner Gewohnheiten. Der Weg in die Freiheit gerät zu einer Odyssee, die an den Verhältnissen und menschlichen Abgründen scheitert.Wie überall in Breitbachs Werk geht es auch in diesem Roman aus dem Jahr 1978 um die Grundfragen individueller und kollektiver Existenz. Erzählerische Meisterschaft und stilistische Brillanz machen das Spiel mit den Perspektiven und der doppelten Dimension des Helden Jean Barbe zu einem tiefsinnigen Meisterwerk über menschliche Fragwürdigkeit. Voller Skepsis berichtet der Autor über sich selbst, treibt sein heiteres Spiel mit Erzähltechniken und scheut sich nicht, sich mit einem Kritiker anzulegen.In einem Nachwort berichten dieHerausgeber über Entstehung und Wirkung des letzten großen Erzählwerks von Joseph Breitbach, mit dem die Reihe der »Werke in Einzelausgaben« abgeschlossen ist.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Heitere skeptische Gegenakzente erwartet Joseph Hanimann von diesem Autor, den er nicht zur ersten Garde der modernen Literatur zählt. Was Joseph Breitbach mit diesem Spätwerk von 1978 vorlegt, erinnert den Rezensenten am ehesten an einen Schelmenroman, allerdings ohne das Versponnene eines Felix Krull. Breitbachs Held ist alles andere als sympathisch, ein Nörgler vor dem Herrn, wie Hanimann mittteilt, keine Identifikationsfigur. Als wandelnde Hypothese, die die Unzulänglichkeit der Welt beklagt, scheint ihm die Figur allerdings durchaus Spaß gemacht zu haben, zumal er hier ein ironisches Selbstporträt des Autor vermutet. Und als Wiederbegegnung mit einem künstlerischen Querkopf taugt ihm das Buch auch.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH