Im »blauen Zimmer« gibt es keine Regeln, die Leidenschaft kennt keine Grenzen. Seit einem Jahr treffen Tony und Andrée sich in einem Hotel in der Nähe von Poitiers. Sie sind verheiratet, aber nicht miteinander. Bald schon verwandelt sich die Affäre in einen Albtraum, aus dem es kein Entrinnen gibt. »Als sie ihn gefragt hatte (eben hatten sie sich geliebt, in dem Zimmer, das ihnen für ihre heimlichen Treffen im Hôtel des Voyageurs zur Verfügung stand): 'Wenn ich auf einmal frei wäre ... würdest auch du versuchen, frei zu werden?', da hatte er diesen Worten kein Gewicht verliehen, hatte sie gar…mehr
Im »blauen Zimmer« gibt es keine Regeln, die Leidenschaft kennt keine Grenzen. Seit einem Jahr treffen Tony und Andrée sich in einem Hotel in der Nähe von Poitiers. Sie sind verheiratet, aber nicht miteinander. Bald schon verwandelt sich die Affäre in einen Albtraum, aus dem es kein Entrinnen gibt. »Als sie ihn gefragt hatte (eben hatten sie sich geliebt, in dem Zimmer, das ihnen für ihre heimlichen Treffen im Hôtel des Voyageurs zur Verfügung stand): 'Wenn ich auf einmal frei wäre ... würdest auch du versuchen, frei zu werden?', da hatte er diesen Worten kein Gewicht verliehen, hatte sie gar nicht wirklich gehört. Erst später würde er verstehen.« Ein ungemein eindringlicher Roman, der fast schmerzhaft unter die Haut geht. 2014 von Mathieu Amalric verfilmt.
Georges Simenon, geboren am 13. Februar 1903 im belgischen Liège, ist der 'meistgelesene, meistübersetzte, meistverfilmte, mit einem Wort: der erfolgreichste Schriftsteller des 20. Jahrhunderts' (Die Zeit). Seine erstaunliche literarische Produktivität (75 Maigret-Romane, 117 weitere Romane und über 150 Erzählungen), seine Rastlosigkeit und seine Umtriebigkeit bestimmten sein Leben: Um einen Roman zu schreiben, brauchte er selten länger als zehn Tage, er bereiste die halbe Welt, war zweimal verheiratet und unterhielt Verhältnisse mit unzähligen Frauen. 1929 schuf er seine bekannteste Figur, die ihn reich und weltberühmt machte: Kommissar Maigret. Aber Simenon war nicht zufrieden, er sehnte sich nach dem 'großen' Roman ohne jedes Verbrechen, der die Leser nur durch psychologische Spannung in seinen Bann ziehen sollte. Seine Romane ohne Maigret erschienen ab 1931. Sie waren zwar weniger erfolgreich als die Krimis mit dem Pfeife rauchenden Kommissar, vergrößerten aber sein literarisches Ansehen. Simenon wurde von Kritiker*innen und Schriftstellerkolleg*innen bewundert und war immer wieder für den Literaturnobelpreis im Gespräch. 1972 brach er bei seinem 193. Roman die Arbeit ab und ließ die Berufsbezeichnung 'Schriftsteller' aus seinem Pass streichen. Von Simenons Romanen wurden über 500 Millionen Exemplare verkauft, und sie werden bis heute weltweit gelesen. In seinem Leben wie in seinen Büchern war Simenon immer auf der Suche nach dem, 'was bei allen Menschen gleich ist', was sie in ihrem Innersten ausmacht, und was sich nie ändert. Das macht seine Bücher bis heute so zeitlos.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Für Peter Lückemeier zählt Simenons Roman zu den "harten" Texten des Krimiautors, explizit in den Schilderungen einer Leidenschaft, dabei jedoch nie pornografisch, so Lückemeier. Wie der Autor die verhandelte verhängnisvolle Affäre aufzieht, ohne das eigentliche Geschehen zu enthüllen, scheint dem Rezensenten von beunruhigender Intensität. Wolfram Kochs Lesung des Textes findet Lückemeier unaufgeregt und souverän, nicht zuletzt, weil Koch nie Zweifel aufkommen lässt, wer gerade spricht.