Als Junge träumt Silvio Astier davon, edler Bandit zu werden, verworfener Dichter oder aber großer Erfinder. An der erniedrigenden Existenz im Vorort von Buenos Aires jedoch prallt sein Lebensdrang immer wieder ab. Als er sich um alle Möglichkeiten betrogen sieht, treibt er sein Leben durch den Verrat eines Kumpels auf die Spitze: eine Selbstrettung durch das Böse. Erbittert unharmonischer Entwicklungsroman, der den Furor des Lebendigseins feiert; harscher Schnitt in eine soziale Randwirklichkeit in einer expressiven, radikal subjektiven Sprache - das ist Das böse Spielzeug von 1926, womit der literarische Außenseiter Roberto Arlt (1900-1942) den südamerikanischen Roman revolutionierte: auf verstörende Art lebendig bis heute.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Düstere, zynische Romane voller Weltekel und Finsternis, wie sie zur Zeit in Lateinamerika offenbar Konjunktur haben, können auf eine "große Tradition" zurückgreifen, wie Kersten Knipp jetzt mit dem bereits 1926 erschienenen "Das böse Spielzeug" von Roberto Arlt untermauert sieht. Im Zentrum des Romans steht der Ich-Erzähler Silvio Astier - ihm lassen sich zumindest teilweise autobiografische Züge des argentinischen Autors zuschreiben -, der auch durch eine Kette von gescheiterten und gelungenen Verbrechen nicht aus seiner materiellen und emotionalen Schieflage herauskommt, erklärt der Rezensent. Trotz des offenen Endes des Romans führt das Leben des Helden ins "Nichts", konstatiert Knipp, der kein explizites Lobeswort hören lässt, aber insgesamt eingenommen scheint.
© Perlentaucher Medien GmbH
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