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Das Buch der Farben erzählt mit trauartigen Konsequenz von Schicksalen, die die Farbe Schwarz, das Schwarz der Haut, hervorgebracht hat. Es sind der eigene Urgroßvater, Großvater und Vater, denen Julia Blackburn sich in ihrem Roman widmet. Der Kampf gegen die schwarze Haut, die eigene und die anderen, hat die Generationen nacheinander in unerbittliche Selbstzerstörung getrieben. Eine Familiengeschichte rachsüchtiger Schuldgefühle und eine Weltgeschichte des Rassenhasses werden in den phantastischen Träumen dieser Männer sichtbar, deren Gestalten Julia Blackburn nie ganz voneinander abhebt.

Produktbeschreibung
Das Buch der Farben erzählt mit trauartigen Konsequenz von Schicksalen, die die Farbe Schwarz, das Schwarz der Haut, hervorgebracht hat. Es sind der eigene Urgroßvater, Großvater und Vater, denen Julia Blackburn sich in ihrem Roman widmet. Der Kampf gegen die schwarze Haut, die eigene und die anderen, hat die Generationen nacheinander in unerbittliche Selbstzerstörung getrieben. Eine Familiengeschichte rachsüchtiger Schuldgefühle und eine Weltgeschichte des Rassenhasses werden in den phantastischen Träumen dieser Männer sichtbar, deren Gestalten Julia Blackburn nie ganz voneinander abhebt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.07.1997

Mann mit Schweinsgesicht
Märchenhaft innig: Julia Blackburns poetische Fingerfarben

Das Haus der Erinnerung, das die Erzählerin in diesem Buch betritt und durchwandert, ist das der eigenen Familiengeschichte. Der Urgroßvater war einst als Missionar auf die Seychellen gekommen, um dort "die Hurerei auszurotten" und Gottes Wort gegen die einheimischen Zauberer durchzusetzen. In einem Akt perfekter viktorianischer Zwiespältigkeit ehelicht er eine farbige Frau, und zu seinem Verdruß und seiner Verwunderung (die sich kaum auf den Leser überträgt) gerät sein Sohn, der Großvater der Erzählerin, bezüglich der Hautfarbe mehr der Mutter nach. So wäscht er ihm des Abends das Gesicht mit Peroxyd und Zitronenwasser, in der Hoffnung, dem Schicksal derart ein paar Grade Helligkeit abzutrotzen, ein Brauch, den der Sohn, längst selbst in England Pfarrer geworden und mit einer Engländerin verheiratet, später an seinem Sohn wiederholen wird.

Der Kampf des alten Blackburn gegen Hurerei und Voodoo geht nicht gut aus. Eines Tages, mit dem Sohn auf der Jagd, begegnet er im Wald dem Teufel. "Er hatte bereits das Gewehr im Anschlag und zielte, und ich schaute in den Pferch und sah zwei Gestalten auf einem Bett aus Blättern: einen nackten Mann mit einem Schweinsgesicht und eine nackte Frau, halb versteckt unter seinem kauernden Körper, das Gesicht verhüllt von einer Masse dunkler Haare. ,Teufel!' schrie mein Vater, und er schoß dem Mann in den rechten Arm, in die Nähe des Ellbogens, so daß er aufsprang und vor Schmerzen brüllte." Der "Teufel", ein Mann, den die Leute Bonhomme Michel nennen, erscheint am nächsten Tag vor dem Haus des Missionars und verflucht ihn. Mister Blackburn, im Gegensatz zu seiner Gattin, anerkennt die Macht der Flüche nicht. Sie wird wahnsinnig, und der Junge kommt zunächst zu seinem Onkel nach Mauritius und später nach England ins Internat.

Julia Blackburn, auch bei uns mit dem Buch "Des Kaisers letzte Insel. Napoleon auf Sankt Helena" bekannt geworden, verdichtet das Rohmaterial aus halbverwehten Anekdoten und den starken sinnlichen Eindrücken, die eine Reise auf die Inseln im Indischen Ozean ihr geliefert haben, zu einem Bilderbogen von märchenhafter Innigkeit und Intensität. Manchmal erschöpft das nicht nur die Möglichkeiten einer adäquaten Wiedergabe im Deutschen (oder hätte der Übersetzerin Isabella Mayr wesentlich mehr abverlangt, als das Seitenhonorar hergeben konnte), sondern führt wohl schon im Original zu einer Poesie-Überfüllung des Textes, die diesen schließlich verschwimmen läßt, wo klare Bildhaftigkeit beabsichtigt war. Das Ergebnis erscheint schließlich für einen Roman zu dünn, für ein Prosa-Poem zu vollgestopft - was bleibt, sind aber Passagen von großer Schönheit, die die Lektüre lohnen. Nach den imperialistischen Schauerlichkeiten, die der Klappentext verheißt ("konfrontiert aufwühlend mit Schicksalen, die der Rassenhaß zerstört . . ."), fahndet man im Buch übrigens vergeblich. WALTER KLIER

Julia Blackburn: "Das Buch der Farben". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Isabella Mayr. Berlin Verlag, Berlin 1997. 173 S., geb., 34,- DM.

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